check($_SERVER['REMOTE_ADDR'])){ ?>Die Association of College & Research Libraries (ACRL) hat ein neues Arbeitspapier zu möglichen Zukunftsszenarien des Buches veröffentlicht. Ausgangspunkt der nachfolgenden Überlegungen bildet natürlich die immer stärkere Verbreitung von E-Books, die drohen, das klassische Print-Buch komplett zu verdrängen. Zumindest scheint dies die Meinung unter nicht wenigen Wissenschaftlern, Journalisten und auch Bibliothekaren zu sein, wenn man sich die Fachliteratur zu diesem Thema der letzten Jahre zu Gemüte führt. In diesem Bericht werden auch alternative, zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten des gedruckten Buchs untersucht. Ziel dieser Arbeit ist es, dieses Thema aus verschiedenen Sichtweisen zu betrachten, um sich von möglichen vorherrschenden Zeitgeistströmungen lösen zu können. Nur so kann man strategisch sinnvolle Entscheidungen bei dieser weitreichenden Frage treffen. Neben einem totalen Verdrängungsmodell werden auch drei alternative Szenarios präsentiert und analysiert, in denen das gedruckte Buch nicht komplett verschwindet oder bedeutungslos wird. Vielmehr wird unterstellt, dass Print und Digital sich in der neuen Informationswelt ergänzen und je nach Szenario, mehr oder auch weniger, nebeneinander weiterbestehen können. Nach Meinung der Autoren wird das gedruckte Buch auch in Zukunft ein brauchbares Informationsmedium darstellen.
Keine Frage, gewisse Technologien oder auch Informationsformate verschwinden von Zeit zu Zeit aus unserer Welt, weil sie durch neue, bessere Formate oder Weiterentwicklungen schlicht überflüssig geworden sind. Man denke etwa an die Schellackplatte oder auch an deren Nachfolger, die Vinyl-Schallplatte. Während erste schon seit Jahrzehnten nicht mehr serienmäßig produziert wird, feiert die Vinylscheibe seit einigen Jahren ein kleines Comeback bei vielen Musikliebhabern. Mit diesem Beispiel sind auch schon zwei der nachfolgen- den Szenarios beschrieben, das Verdrängungs- (Schellackplatte) und das Privatisierungs-Szenario (Vinylplatte). Übertragen auf die Zukunft des gedruckten Buches steht also die Frage im Raum, ob dem Printbuch das gleich Schicksal wie der Schellackplatte droht, und es somit mehr oder weniger überflüssig wird. Oder ob diese historische „Technologie“ auch zukünftig noch eine relevante Funktion für die Nutzer und damit auch für Bibliotheken haben wird?
Allgemein ist die Erstellung eines Szenarios keine Zukunftsprognose im engeren Sinne. Bei Szenarien geht man im Prinzip von vielen verschiedenen Einflussfaktoren und -möglichkeiten aus, die eine unbekannte Zukunft beschreiben können. Bei einer Prognose werden konkrete Aussagen über Ereignisse und Entwicklungen in der Zukunft gemacht. Dies wird zusätzlich oft noch mit der Angabe einer Eintrittswahrscheinlichkeit dieser zukünftigen Wirklichkeit versehen. Insgesamt werden in dieser Arbeit vier verschiedene Szenarien vorgestellt, die nicht nur wissenschaftliche Bibliotheken betreffen dürften:
- Das vorherrschende Konsens- oder Verdrängungs-Szenario
In dieser Zukunftsvorstellung werden E-Books die äquivalenten Druckausgaben mehr oder weniger komplett ersetzen. Dies gilt momentan als die wahrscheinlichste Entwicklung, die von einer großen Mehrheit an Forschern und auch Informationsspezialisten so erwartet wird. - Das Nostalgie-Szenario
In dem Nostalgie-Szenario ist die Nachfrage nach gedruckten Buchausgaben immer noch sehr hoch, während E-Books sich eher als eine vorübergehende Modeerscheinung erwiesen haben. - Das Privatisierungs-Szenario
Bei diesem Zukunftsmodell nehmen gedruckte Bücher so etwas wie eine kleine Nische in einem ansonsten von E-Books dominierten Markt ein. - Das Wachstums-Szenario
In dieser Vorstellung bestehen Print und digital gleichwertig nebeneinander weiter.
Als Treiber für die Entwicklung und den Wandel auf dem Buchmarkt werden u.a. folgende Einflussfaktoren genannt:
- Die Anzahl der gedruckten Bücher, die in der Zukunft hergestellt werden.
- Die Herstellungskosten für ein gedrucktes Buch.
- Die Relevanz des gedruckten Buches für Forschung und Lehre.
- Die Zusammensetzung der Bevölkerungsstruktur im Zusammenhang mit der Nachfrage nach gedruckten Büchern. Von Digital Natives wird etwa erwartet, dass sie digitale Medien vorziehen. Ältere Nutzer dürften eine Präferenz für Print haben. Ändern sichdie Verhältnisse bei den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, hat dies auch Einfluss auf die Nachfrage nach Printausgaben.
Nachdem jedes der obigen vier Szenarien geprüft worden ist, sollte man eine eigene strategische Entscheidungsstrategie entwickeln, indem folgende Fragen beantwortet werden:
- Welcher Zustand beschreibt die Rahmenbedingungen am besten, in welchem sich der eigene strategische Plan verwirklicht lässt?
- Welche Usergruppen werden in der Zukunft gedruckte Bücher nutzen? Wissenschaftler, Forscher oder Benutzer außerhalb der Universität?
- In welchem dieser Zukunftsmodelle lässt sich die eigene strategische Planung bezüglich gedruckter Bücher am besten umsetzen?
Zu dieser 3. Frage gibt es weitere Unterfragen:
- Beinhaltet die strategische Planung Annahmen zu einem Zustand, wo hauptsächlich digitale Bücher publiziert werden? Wird der Etat für gedruckte Bücher reduziert und wird erwartet, dass die Benutzer zukünftig mehrheitlich auf E-Books zugreifen wollen?
- Basiert Ihr Plan auf der Annahme, dass Printbücher nur mehr eine geringe Rolle spielen werden?
- Wird Ihre Bibliothek weiterhin gedruckte Bücher erwerben, selbst wenn die Verlage immer weniger produzieren würden?
- Gehen Sie davon aus, dass E-Books nur eine vorübergehende Modeerscheinung sind und Print weiterhin ein wichtiger Teil der Informationsversorgung der Nutzer bleiben wird?
- Oder wird Ihre Informationseinrichtung mehr die Rolle eines Kurators spielen, d.h. gedruckte Werke erhalten, aufbewahren und wie einen guten, alten Wein behandeln?
- Welche Titel sollen in elektronischer und welche in gedruckter Form gekauft werden?
- Wird bei der Bücher-Erwerbung die Möglichkeit zur Kooperation mit anderen Institutionen geprüft?
- Wenn Sie Ihr Budget als Ausdruck Ihrer Strategien ansehen, wie sieht dann die Verteilung der finanziellen Mittel bei gedruckten und digitalen Medien aus?
- Wo haben Sie Ihre besten personellen Ressourcen konzentriert?
- Können mit den von Ihnen getroffen Entscheidungen bezüglich Budget, Personal und Strategie auch die verschiedenen möglichen Szenarien für gedruckte Bücher berücksichtigt werden?
- Wo sind die "toten Winkel, d.h. wo fehlt Fachwissen in Ihrer Organisation?
- Was können Sie jetzt tun, um mögliche Schwächen aufzufangen?
Diese Untersuchung soll Informationsspezialisten dabei unterstützen, sich von gewissen Zeitgeist- und Modeeinflüssen zu lösen. Schließlich kennt niemand wirklich die Zukunft. Die Szenarioanalyse hilft also, ein etwas größeres Bild der aktuellen Lage zu bekommen. Grundsätzlich werden die Entscheider in Informationseinrichtungen ihre strategischen Planungen beim Thema E-Books/Printbücher anhand desjenigen Szenarios ausrichten, das sie für das Wahrscheinlichste halten und das für die Entwicklung ihrer Einrichtung auch am meisten Erfolg verspricht. Ob dieses dann eintrifft, ist wie gesagt eine andere Sache. Von daher ist es sicher kein schlechter Rat, wenn man für mehrere Szenarien vorbereitet ist.
Quelle:
Staley, David: “Futures Thinking For Academic Librarians: Scenarios for the Future of
the Book”; Association of College & Research Libraries (ACRL), May 2012, online abrufbar
unter http://www.ala.org/acrl/files/issues/value/scenarios2012.pdf
Die Association of College & Research Libraries (ACRL) hat ein neues Arbeitspapier zu möglichen Zukunftsszenarien des Buches veröffentlicht. Ausgangspunkt der nachfolgenden Überlegungen bildet natürlich die immer stärkere Verbreitung von E-Books, die drohen, das klassische Print-Buch komplett zu verdrängen. Zumindest scheint dies die Meinung unter nicht wenigen Wissenschaftlern, Journalisten und auch Bibliothekaren zu sein, wenn man sich die Fachliteratur zu diesem Thema der letzten Jahre zu Gemüte führt. In diesem Bericht werden auch alternative, zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten des gedruckten Buchs untersucht. Ziel dieser Arbeit ist es, dieses Thema aus verschiedenen Sichtweisen zu betrachten, um sich von möglichen vorherrschenden Zeitgeistströmungen lösen zu können. Nur so kann man strategisch sinnvolle Entscheidungen bei dieser weitreichenden Frage treffen. Neben einem totalen Verdrängungsmodell werden auch drei alternative Szenarios präsentiert und analysiert, in denen das gedruckte Buch nicht komplett verschwindet oder bedeutungslos wird. Vielmehr wird unterstellt, dass Print und Digital sich in der neuen Informationswelt ergänzen und je nach Szenario, mehr oder auch weniger, nebeneinander weiterbestehen können. Nach Meinung der Autoren wird das gedruckte Buch auch in Zukunft ein brauchbares Informationsmedium darstellen.
Keine Frage, gewisse Technologien oder auch Informationsformate verschwinden von Zeit zu Zeit aus unserer Welt, weil sie durch neue, bessere Formate oder Weiterentwicklungen schlicht überflüssig geworden sind. Man denke etwa an die Schellackplatte oder auch an deren Nachfolger, die Vinyl-Schallplatte. Während erste schon seit Jahrzehnten nicht mehr serienmäßig produziert wird, feiert die Vinylscheibe seit einigen Jahren ein kleines Comeback bei vielen Musikliebhabern. Mit diesem Beispiel sind auch schon zwei der nachfolgen- den Szenarios beschrieben, das Verdrängungs- (Schellackplatte) und das Privatisierungs-Szenario (Vinylplatte). Übertragen auf die Zukunft des gedruckten Buches steht also die Frage im Raum, ob dem Printbuch das gleich Schicksal wie der Schellackplatte droht, und es somit mehr oder weniger überflüssig wird. Oder ob diese historische „Technologie“ auch zukünftig noch eine relevante Funktion für die Nutzer und damit auch für Bibliotheken haben wird?
Allgemein ist die Erstellung eines Szenarios keine Zukunftsprognose im engeren Sinne. Bei Szenarien geht man im Prinzip von vielen verschiedenen Einflussfaktoren und -möglichkeiten aus, die eine unbekannte Zukunft beschreiben können. Bei einer Prognose werden konkrete Aussagen über Ereignisse und Entwicklungen in der Zukunft gemacht. Dies wird zusätzlich oft noch mit der Angabe einer Eintrittswahrscheinlichkeit dieser zukünftigen Wirklichkeit versehen. Insgesamt werden in dieser Arbeit vier verschiedene Szenarien vorgestellt, die nicht nur wissenschaftliche Bibliotheken ...