Studie zur Nutzung von E-Journals stellt Big Deal-Modell in Frage
Datum: 11. Juni 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Fachartikel

check($_SERVER['REMOTE_ADDR'])){ ?>

Die Autoren beschreiben in diesem Beitrag ihre Erkenntnisse aus einer Langzeituntersuchung zum Angebot und der Nutzung von elektronischen Zeitschriften durch Wissenschaftler an fünf spanischen Universitäts-bibliotheken. Begonnen wurde die Studie im Jahre 2004, wobei anfänglich der Fokus auf die je nach Lizenzbedingungen erworbenen Inhalte, d.h. die Anzahl der Zeitschriftentitel, abgedeckten Themen und die Größe des alten Datenbestands gelegt wurde. Später wurden auch die sich verändernden Nutzungs-gewohnheiten der wissenschaftlichen Leserschaft näher analysiert. Die Ergebnisse dieser Studie lassen insgesamt Zweifel an den von vielen Bibliotheken bzw. Konsortien abgeschlossenen Big Deal-Paketen. Das Big Deal-Modell bedeutet die Lizenzierung von einer Vielzahl von E-Journals, wobei aber auch meistens viele selten nachgefragte Titel enthalten sind. Nötig sind vielmehr neue, flexiblere Modelle, die besser auf die Bedürfnisse der Bibliotheken und ihrer Benutzer abgestimmt sind.

Die an dieser Untersuchung teilnehmenden fünf Universitäten - Burgos, Leon, Salamanca, Vallalolid und Vigo - unterscheiden sich dabei in Größe sowie in Anzahl der Studenten und Fakultätspersonal deutlich. Mehrheitlich bieten diese Universitäten sozialwissenschaftliche und technische Studiengänge an.

Die spezifischen Untersuchungsziele dieser Studie lauten u.a.:

  • Welche Entwicklungen hat es bei der Nutzung von elektronischen Informationen in den ersten 10 Jahren des
    21. Jahrhunderts gegeben?
  • Welche Konzentration und/oder Streuung ist bei der Nutzung von elektronischen Inhalten feststellbar?
  • Welche speziellen Prioritäten haben die einzelnen fünf spanischen Universitäten bei der Verwendung von elektronischen Inhalten?
  • Welche Rückschlüsse lassen sich aus den vier von diesen spanischen Hochschulen am häufigsten genutzten elektronischen Zeitschriftenpakete (Elsevier, Emerald, Springer, Wiley) ziehen?

Die Studie hat u.a. folgende Resultate hervorgebracht:

  • Auffällig ist, dass in dem Untersuchungszeitraum von 2003 bis 2009 bei vier von fünf der Universitäten eine hohe Zunahme von Downloads bei der Nutzung von Elsevier's Plattform ScienceDirect beobachtet werden kann. Lediglich die Universität Leon hat über den gesamten Untersuchungszeitraum gesehen für die Plattform ScienceDirect verhältnismäßig geringe Download-Zuwächse zu verzeichnen. Allerdings gab es dort im Jahr 2008 einen statistischen Ausreißer mit hohen Downloadraten. Allgemein liegen die Downloadzahlen für die Konkurrenten Emerald, Springer und Wiley deutlich unter denen von ScienceDirect.
  • Besonders von 2008 zu 2009 lässt sich bei fast allen dieser Universitäten ein deutliches Wachstum bei den abonnierten Zeitschriftentiteln beobachten. Gleichzeitig stieg in diesem Zeitraum auch die Anzahl der nichtgenutzten Titel sichtbar an. Die Anzahl der effektiv genutzten Zeitschriftentitel sowie die Zahl der wichtigsten elektronischen Journale blieben dagegen relativ konstant bzw. nahmen, wie etwa bei der Universität Leon, sogar 2009 deutlich gegenüber dem Vorjahr ab.
  • Weiterhin wurden diejenigen Titel herausgefiltert, die in allen der untersuchten Universitäten vorhanden sind und zudem mehr als 500 Downloads pro Jahr aufweisen. Insgesamt ergab dies 29 Zeitschriftentitel, die jeweils in alle fünf Universitäten verfügbar sind. Auffällig ist, dass diese Zeitschriften alle von ScienceDirect vertrieben werden. 
  • Zwischen 24% und 30% aller Downloads durch die Wissenschaftler betreffen Artikel aus den 25 beliebtesten Zeitschriftentiteln.
  • Interessanterweise haben überstimmend in allen fünf Universitäten die am häufigsten genutzten Zeitschriften keinen sehr hohen Journal Impact Factor (JIF - Einflussfaktor). Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch, dass einer der bekanntesten und für das Studium besonders wichtige Titel aus dem sozialwissenschaftlichen Bereich - das European Journal of Operational Research - in der untersuchten Stichprobe lediglich auf den 10. Rang bei der Anzahl der Downloads kommt.

Grundsätzlich wird mit dieser Untersuchung die weitverbreitete Lizenzierung nach dem Big Deal-Konzept hinterfragt. Gerade die Konzentration bei den häufigsten Downloads auf wenige Zeitschriftentitel sowie die Zunahme der Titel mit gar keinen Downloads, verdeutlicht, dass das von vielen Verlagen und Informationsanbietern bevorzugte Modell des Big Deal für die Bibliotheken nicht immer optimal ist. Die Autoren empfehlen dagegen das in einer Studie von der Europäischen Kommission vorgeschlagene Modell. Hier haben die Bibliotheken die Möglichkeit, unter verschiedene Gruppen von Zeitschriften auszuwählen und so ihre eigene individuelle Auswahl an elektronischen Quellen zusammenstellen zu können. Zudem sollten als Grundlage für die Auswahl von Titeln die tatsächlichen Nutzungsdaten der abonnierten Inhalte zugezogen werden. Diese spiegeln die Informationsbedürfnisse der Benutzer wesentlich besser. So wären die Informationsspezialisten in der Lage, thematisch maßgeschneiderte elektronische Informationsquellen für ihre eigene Organisation zu organisieren. Zusammengefasst zeigt dies auch die Relevanz von Statistiken zu den erhältlichen Online-Artikeln, die entscheidend sind, um solche Nutzungsverteilungen erkennen und analysieren zu können.

Quelle: Rodríguez-Bravo, Blanca; Alvite-Díez, Ma Luisa; Barrionuevo-Almuzara, Leticia: "Trends and Models in the Consumption of Electronic Contents An Analysis of the Journals Most Widely Used in Spanish Universities"; in: The Journal of Academic Librarianship Vol. 38, January 2012, No. 1, 42–59

Die Autoren beschreiben in diesem Beitrag ihre Erkenntnisse aus einer Langzeituntersuchung zum Angebot und der Nutzung von elektronischen Zeitschriften durch Wissenschaftler an fünf spanischen Universitäts-bibliotheken. Begonnen wurde die Studie im Jahre 2004, wobei anfänglich der Fokus auf die je nach Lizenzbedingungen erworbenen Inhalte, d.h. die Anzahl der Zeitschriftentitel, abgedeckten Themen und die Größe des alten Datenbestands gelegt wurde. Später wurden auch die sich verändernden Nutzungs-gewohnheiten der wissenschaftlichen Leserschaft näher analysiert. Die Ergebnisse dieser Studie lassen insgesamt Zweifel an den von vielen Bibliotheken bzw. Konsortien abgeschlossenen Big Deal-Paketen. Das Big Deal-Modell bedeutet die Lizenzierung von einer Vielzahl von E-Journals, wobei aber auch meistens viele selten nachgefragte Titel enthalten sind. Nötig sind vielmehr neue, flexiblere Modelle, die besser auf die Bedürfnisse der Bibliotheken und ihrer Benutzer abgestimmt sind.

Die an dieser Untersuchung teilnehmenden fünf Universitäten - Burgos, Leon, Salamanca, Vallalolid und Vigo - unterscheiden sich dabei in Größe sowie in Anzahl der Studenten und Fakultätspersonal deutlich. Mehrheitlich bieten diese Universitäten sozialwissenschaftliche und technische Studiengänge an.

Die spezifischen Untersuchungsziele dieser Studie lauten ...

Um den Artikel in voller Länge lesen zu können registrieren Sie sich doch einfach bei uns | oder melden Sie sich an (Login)

Mehr zum Thema:

Open-Access-Publikationen: Schlüssel zu höheren Zitationsraten

Die Frage, wie Open-Access-Publikationen die Verbreitung und Zitierhäufigkeit von Forschungsergebnissen beeinflussen, gewinnt zunehmend an Bedeutung in der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Eine kürzlich durchgeführte Studie wirft ein neues Licht auf diese Diskussion,...

AI Literacy in Bibliotheken und Wissenschaft

Bibliotheken experimentieren schon seit geraumer Zeit mit KI-Technologien. In einer Experimentierphase von Mitte der 1980er bis Mitte der 1990er Jahre konzentrierte sich hauptsächlich auf den Einsatz von Expertensystemen. Viele Projekte verwendeten...

Bibliotheken und das Metaversum

Es mag an Science-Fiction und visionäre Konzepte erinnern, doch für manche stellt es den zukünftigen Weg für Bibliotheken dar: Mit dem Voranschreiten in immer digitalere Umgebungen und dem Nutzen der Möglichkeiten, die erweiterte Realitäten bieten, entstehen Ideen,...