Der ROI von wissenschaftlichen E-Books
Datum: 3. August 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Die Renditeberechnung (engl. Return on Investment - ROI) für Informationsquellen scheint auf dem ersten Blick eine einfache Angelegenheit zu sein, bei der man im Prinzip von den Erträgen nur die Kosten abziehen muss. Das dies nicht ganz so eine triviale Rechnung ist, liegt in der Natur von Informationsquellen, die Mehrwerte enthalten, die nicht einfach zu bestimmen sind. In einem Whitepaper des akademischen Springer-Verlags wird versucht die Rendite durch die von wissenschaftlichen Bibliotheken angebotenen E-Books zu bestimmen. Elektronische Bücher sind für Bibliotheken im Vergleich zu elektronischen Zeitschriften ein relativ neues Gebiet, aber eines mit großer Zukunft, dank einer sehr schnell wachsenden Nachfrage durch die Benutzer.

Zu den vielen Faktoren, die den gesamten Wert einer Informationsquelle bestimmen, gehören z.B.:

  • Die durch die Quelle eingesparte Zeit sowohl für die Informationseinrichtung als auch für die Benutzer.
  • Die Unkompliziertheit des ständigen Informationszugangs und die vielfältigen Online-Suchmöglichkeiten.
  • Der Einfluss auf Forschungsergebnisse und Lehre.
  • Bibliotheken können physischen Raum einsparen, wenn sie verstärkt gedruckte Materialien mit elektronischen Informationsressourcen ersetzen.

Für E-Books kommen folgende Faktoren hinzu:

  • Geringere Kosten beim Erwerb.
  • Geringere Kosten pro Benutzer.
  • Das Bibliothekspersonal muss weniger Zeit für Ausleihe und Erhalt von Büchern aufwenden.
  • Die Nutzer müssen weniger Zeit für physische Besuche der Informationseinrichtung aufwenden, da ein rund um die Uhr zur Verfügung stehender virtueller Zugang zu den elektronischen Büchern besteht.
  • Die E-Books ermöglichen eine höheren Nutzungsgrad pro Buch als bei gedruckten Ausgaben.
  • E-Books ermöglichen thematisch breiter angelegte Sammlungen.

In den letzten Jahren sind die Ausgaben für E-Books am Gesamtbudget von wissenschaftlichen Bibliotheken immer größer geworden. So hat der jährlich erscheinende "Library Budget Survey" der Publishers Communication Group aufgezeigt, dass dieser Etat-Anteil von 2010 mit 9,4% auf 16,4% im Jahr 2011 angestiegen ist. Besonders groß ist diese Zunahme in medizinischen Bibliotheken, die von 4,8% (2010) auf 15% (2011) ihre Ausgaben für elektronische Bücher ausgeweitet haben.

Das bekannte Lib-Value-Projekt hat berechnet, dass für jede in eine wissenschaftliche Bibliothek investierte Geldeinheit die übergeordnete Organisation dieser Informationseinrichtung zwischen 15,54:1 bis 0,64:1 Geldeinheiten an Wert zurückerhält. Weiterhin ist der ROI in 6 von untersuchten 8 Ländern größer als 1:1, d.h. die von den Bibliotheken geschaffenen Werte sind höher als die eingesetzten Fördergelder. In Zeiten, in denen sich Milliarden über Milliarden an Schulden anhäufen, ist dies keine "kleine" Leistung.

Quelle:
Publisher Communication Group (Hrsg.); Springer (Hrsg.): "Scholarly eBooks: Understanding the Return on Investment for Libraries"; 2012, online verfügbar unter http://www.springer.com/cda/content/document/cda_downloaddocument/H7245_CB_RoI+Whitepaper+Brochurer_eBooks4_US_LowRes.pdf?SGWID=0-0-45-1335065-0

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