Aktuelle Zahlen zum deutschen Buch- und Zeitungsmarkt
Datum: 9. August 2013
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sowie der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) haben neue Zahlen zum deutschen Buchmarkt respektive Zeitungsmarkt veröffentlicht. Nach diesen Angaben hat im Jahr 2012 der Absatz von E-Books in Deutschland deutlich zugenommen. Allerdings ist der Anteil der elektronischen Bücher am gesamten deutschen Buchmarkt immer noch sehr bescheiden. Der Gesamtmarkt weist dabei eine leicht rückläufige Tendenz auf. Gleichfalls rückläufig zeigt sich der deutsche Zeitungsmarkt, der gemessen an der Gesamtauflage gegenüber dem Vorjahr um 3,92% geschrumpft ist. Die Zahlen belegen die schwierige Lage von Buch- und Zeitungsverlagen in Deutschland, die sich mit der Digitalisierung ihrer Produkte immer noch sehr schwer tun.

Zuerst zu den Zahlen des Börsenvereins:

  • Der Umsatz mit E-Books am gesamten deutschen Buchmarkt hat sich gegenüber 2011 (0,8%) verdreifacht auf nun 2,4%. Am Gesamtumsatz der vom Börsenverein befragten Mitgliedsverlage machen E-Books nun bereits 9,5% aus (20111: 6,2%). Bei den Buchhandlungen ist der Umsatz mit E-Books  – gemessen am Gesamtumsatz – allerdings weiterhin fast vernachlässigbar (2010: 0,8%, 2011: 0,5%, 2012: 0,5%).
  • Immer mehr Verlage wollen (endlich) auf E-Books setzen.
  • Auffällig ist der steigende Umsatz im Buchhandel mit Belletristik in den letzten zwei Jahren. Während andere Buchsegmente wie Reisen oder Ratgeber  entweder stagnieren oder wie das Sachbuch rückläufig sind, kann bei der Unterhaltungsliteratur ein leicht zunehmender Trend (2010: 33,8%, 2011: 34,4%, 2012: 35%) beobachtet werden.
  • Bei den Verlagen hat wieder die Geschäftsart "Online-Dienste" – wie in den Jahren zuvor – die größte Steigerungsrate gegenüber 2011 (+14,5%) aufzuweisen. Ein leichtes Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr verzeichnen noch Bücher (+0,6%) und Anzeigen (+1,5%). Rückläufig gegenüber dem Vorjahr sind die Geschäftsarten Zeitschriften (-1,4%), sonstige Waren (-1,5%) und Nebenrechte (-0,5%). Insgesamt hat sich für 2012 gegenüber 2011 ein kleines Umsatzplus von 0,8% ergeben.
  • Die gesamte Titelproduktion bei den Büchern beläuft sich für 2012 auf 79.860 Erstauflagen (2011: 82.048).
  • Der Durchschnittspreis für ein Buch beläuft sich für 2012 auf 25,63 Euro (Taschenbücher: 11,89 Euro).

Nun zu den aktuellen Zahlen des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger für den deutschen Zeitungsmarkt 2012:

  • Insgesamt gibt es in Deutschland aktuell 332 Tageszeitungen mit 1.531 lokalen Ausgaben. Inzwischen setzen 45 Zeitungen auf Paid Content-Modelle (Quelle: http://www.bdzv.de/zeitungen-online/paidcontent/). Bis Jahresende erwartet der BDZV,  dass es 60 Zeitungen sein werden, die für ihre Online-Inhalte Bezahlschranken einführen werden.
  • Gesamthaft ist die Auflage der Tages- und Wochenzeitungen in Deutschland um knapp 4% von 23,08 Mio. Exemplare pro Tag auf nun 22,23 Mio. Exemplare zurückgegangen.
  • Am stärksten betroffen von diesem Rückgang sind die Straßenverkaufszeitungen mit 8,5%.
  • Erfreulicher ist die Entwicklung bei den Online-Ausgaben der Zeitungen. Die gesamthaft 660 Nachrichtenportale erreichen laut der Medienreichweitenauswertung AGOF 41% der deutschen Internetuser, was 29 Mio. Usern entspricht. Die Zeitungen und Zeitschriften bleiben damit im Internet die wichtigsten Nachrichtenquellen für die Deutschen.

Die vorliegenden Zahlen für 2012 belegen die schwierige Lage sowohl des deutschen Buch- als auch des deutschen Zeitungsmarkts. Der Buchmarkt tut sich immer noch relativ schwer mit den E-Books, während die Zeitungen nicht so recht wissen, wie sie die defizitären Printausgaben mit einem eigentlich wachsenden Online-Geschäft finanzieren können. So gesehen sind diese Zahlen keine Überraschung.

Quellen:

Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Hrsg.): " Tabellenkompendium zum Wirtschaftspressegespräch des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels e.V. am 7. Juni 2013"; online abrufbar unter http://www.boersenverein.de/sixcms/media.php/976/Tabellenkompendium_2013_PRESSEMAPPE.pdf

BDVZ (Hrsg.): "Die Menschen vertrauen der Marke Zeitung"; Pressemitteilung vom 1. Juli 2013, online abrufbar unter http://www.bdzv.de/aktuell/pressemitteilungen/artikel/detail/die_menschen_vertrauen_der_marke_zeitung/

 

Mehr zum Thema:

Clarivate führt abonnementbasierten Zugang für Bibliotheken ein

Clarivate hat eine neue abonnementbasierte Strategie für den Zugang zu akademischen Inhalten eingeführt und schafft damit den einmaligen Kauf von digitalen Sammlungen, gedruckten und digitalen Büchern für Bibliotheken ab. Das Unternehmen verfolgt laut eigener Aussage...

Neue EU-Leitlinien zur Definition von KI-Systemen

Die Europäische Kommission hat am 6. Februar 2025 neue Leitlinien zur Definition von Künstlicher Intelligenz (KI) veröffentlicht. Diese sollen die Anwendung der ersten Vorschriften des KI-Gesetzes (Verordnung (EU) 2024/1689) erleichtern und eine einheitliche Auslegung...

KI-Halluzinationen: Keine Chance auf Besserung, oder etwa doch?

Große Sprachmodelle (LLMs) wie ChatGPT haben die Art der Mensch-KI-Interaktion revolutioniert. Sie bieten beeindruckende sprachliche Fähigkeiten, erzeugen jedoch oft sogenannte Halluzinationen – erfundene oder verzerrte Informationen, die sich als Fakten präsentieren....

Wissenschaft für alle: Diamond Open Access als Öffentliches Gut

Der Zugang zu wissenschaftlichem Wissen bleibt eine der größten Herausforderungen für mehr Gerechtigkeit in Bildung, Forschung und globaler Entwicklung. Diamond Open Access, ein Modell, das wissenschaftliche Veröffentlichungen für Autor:innen und Leser:innen kostenlos...

Audiostreaming in Deutschland: ein Trend, der Generationen verbindet

Audiostreaming ist aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Ob Musik, Podcasts oder Hörbücher – 82 Prozent der Deutschen ab 16 Jahren nutzen diese Angebote mittlerweile regelmäßig. Eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research zeigt, wie stark...