Das Marktforschungsunternehmen Gartner rechnet in einer aktuellen Prognose für den 3D-Drucker-Markt mit einer rasanten Zunahme bei der Nachfrage. Allein in diesem Jahr sollen sich die Absatzzahlen für 3D-Drucker mit einem Kaufpreis unter 100.000 $ um 49% erhöhen, und zwar auf weltweit insgesamt 56.507 Stück. Auch Bibliotheken und Universitäten gehören zu den ersten Käufern von solchen Geräten. Inzwischen haben neue Anbieter mit Gerätepreisen unter 1.000 Euro auch Privatleute als Abnehmer im Visier. Für den gewerblichen Einsatz sollen 3D-Drucker bis zum Jahr 2016 ebenfalls für weniger Geld erhältlich sein, nämlich für unter 2.000 $.
Gartner erwartet allgemein, dass die 3D-Technologie in den nächsten Jahren die Fertigungsprozesse von Produkten und Prototypen für viele Branchen deutlich verändern wird. Aus diesem Grund rät das Marktforschungsunternehmen den Unternehmen bereits jetzt, mit diesen Geräten zu experimentieren, um sich einen möglichen Innovations- und Wettbewerbsvorteil zu sichern.
Hier einige Aussagen aus der Studie von Gartner:
- Wie oben bereits erwähnt rechnet Gartner für dieses Jahr mit einem Absatz von 56.507 Geräten. Dies ist aber nur der Anfang. Laut Gartner hat der Markt für 3D-Drucker einen Wendepunkt erreicht und steht vor einem gewaltigen Wachstumsschub. Für 2014 soll es einen Anstieg um 75% geben auf dann 98.065 3D-Drucker. Darüber hinaus wird für das Jahr 2015 nochmals mit einer weiteren Verdoppelung der Verkäufe gerechnet.
- Die gesamten Umsätze durch End-User werden für 2013 auf 412 Mio. US$ beziffert. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung um 288 Mio. $ oder 43%. Die 412 Mio. $ Umsatz setzen sich dabei aus Unternehmensinvestitionen von 325 Mio. $ sowie 87 Mio. $ durch Verbraucherausgaben zusammen.
- 2014 sollen die Umsätze mit diesen Geräten sich um 62% auf 699 Mio. $ (Gewerbe 536 Mio. $ und Konsumenten 133 Mio. $) erhöhen.
- Den stärksten Einfluss hat die 3D-Drucktechnologie auf die Branche „Industrie und Produktion“. Als mittelgroß werden die Auswirkungen dieser Geräte auf die Branchen Bau, Bildung, Energie, Regierungen, medizinische Produkte, Militär, Retail, Telekommunikation, Transport und Hilfsmittel eingestuft. Nur schwach von den Möglichkeiten dieser Technologie beeinflusst werden Branchen wie Banken, Finanzdienstleistungen und Versicherungen. In Zukunft soll sich der Einfluss der 3D-Drucker auf die Sektoren Architektur, Verteidigung, medizinische Produkte sowie Schmuck und Design ausweiten.
- Gartner erwartet, dass bis zum Jahr 2015 die 50 größten Einzelhändler bereits 3D-Drucker in ihr Sortiment aufnehmen werden.
- Die Entwicklung von neuen Anwendungen für Konsumenten wird bis 2016 hauptsächlich durch die sogenannte Maker-Bewegung vorangetrieben werden.
Die 3D-Drucktechnik verspricht, in den nächsten Jahren eine der spannendsten technologischen Entwicklungen zu werden. Müssen Bibliotheken bereits auf diesen Zug aufspringen, um hier als Early-Adopter an den Start zu gehen? Vermutlich nicht, und auch der Nutzen für die eigenen Benutzer dürfte sich im Rahmen halten, da die Geräte erst am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Der bekannte Zukunftsforscher Lars Thomsen hat zudem in einem Interview mit „Euro am Sonntag“ prognostiziert, dass 3D-Drucker für Privatleute nur eine geringe Bedeutung erlangen werden.
Nichtsdestotrotz hat die Stadtbibliothek in Köln wohl als erste Bibliothek in Deutschland ihren Benutzern die 3D-Drucktechnik kostenlos zur Verfügung gestellt. Nach Angaben der Kölner Stadtbibliothek übt dieser 3D-Drucker eine große Anziehungskraft auf die Benutzer aus und hat auch dazu geführt, dass technikinteressierte Nicht-Benutzer die Bibliothek aufgesucht haben. In der Kölner Stadtbibliothek wurden inzwischen u.a. Modelle des Kölner Doms oder Designvasen von den Benutzern selbst hergestellt. Grundsätzlich ist so eine Anschaffung damit aber wohl eher in den Bereich Marketing einzustufen. Die Frage bleibt, inwieweit 3D-Drucker überhaupt langfristig ein neues Thema für Informationseinrichtungen sind? Vorstellbar sind etwa Dienstleistungen rund um die notwendige weitere Infrastruktur, z.B. in Form der Betreuung der sogenannten „Maker Labs“. Natürlich geht es hierbei nicht nur allein um die Bereitstellung eines 3D-Druckers, sondern auch um die Beschaffung entsprechender Informationen für diese Macher.
Ob 3D-Drucker die industrielle Produktion wirklich revolutionieren werden, muss sich noch erweisen, ebenfalls, ob Bibliotheken sich mit diesem Thema auseinandersetzen setzen und selber 3-D-Drucker anschaffen sollten. Wie Gartner prognostiziert, wird gerade die Dienstleistungsbranche nur sehr schwach von dieser Technologie beeinflusst werden und profitieren können. Ob Unternehmen aus der Industrie sich aber Rat für den Einsatz von 3D-Druckern gerade von Bibliotheken in den nächsten Jahren holen werden, scheint ebenfalls eher fragwürdig zu sein. Damit verbleibt als potenzielle Kundengruppe die Bewegung der Makers, also die Selbermacher. Ob das ausreicht, um dieses Thema in Bibliotheken stärker zu fokussieren, scheint aus heutiger Sicht zumindest zweifelhaft zu sein. Aber wer weiß, vielleicht sind wir alle in 10 oder 15 Jahren zu Makern geworden?
Quellen:
Gartner (Hrsg.): „Gartner Says Worldwide Shipments of 3D Printers to Grow 49 Percent in 2013“; Pressemitteilung vom 02. Oktober 2013, online verfügbar unter http://www.gartner.com/newsroom/id/2600115
Wetjen, Birgit: „Zukunftsforscher Thomsen: Der Wandel wird radikal sein“; Interview vom 07. Oktober 2013, online abrufbar unter http://www.finanzen.net/nachricht/private-finanzen/Blick-in-die-Zukunft-Zukunftsforscher-Thomsen-Der-Wandel-wird-radikal-sein-2695444