Graue Literatur kann wertvolles Wissen beinhalten und stellt somit eine wichtige Informationsquelle für Wissenschaft und Forschung dar. Graue Literatur genießt dabei so etwas wie eine Sonderrolle, da die Beurteilung der wissenschaftlichen Güte solcher Veröffentlichungen – die von oberflächlich bis hin zu einer vollständigen Doppelblind-Begutachtung reichen kann – eben in eine Grauzone fällt, aber u. U. Erkenntnisse enthalten kann, die nirgendwo anders erhältlich oder publiziert sind. Außerdem lässt sie sich schlecht erfassen, auffinden oder zitieren und sie ist vergänglich. So gestaltet es sich gelegentlich sehr schwierig, die Volltexte von grauer Literatur zu beschaffen. Finden kann man solche Publikationen manchmal in fachspezifischen und institutionellen Repositorien, auf den Websites von Regierungen und Behörden sowie natürlich auch in Bibliotheken. Wissenschaftliche Bibliotheken sammeln schon immer graue Literatur in unterschiedlichem Umfang. Insgesamt betrachtet ist das Verständnis von Nutzung, Erstellung und Zitierung von grauer Literatur durch Dozenten, Studenten und andere Forscher relativ unvollständig. In dem folgenden Beitrag wird versucht, etwas mehr Licht in dieses Thema zu bringen.
Wie kann graue Literatur definiert werden? Einfach ausgedrückt handelt es sich um Fachliteratur, die nicht von kommerziellen Verlagen publiziert wird und nicht im Buchhandel erworben werden kann. Hierzu zählen z. B. Preprints von wissenschaftlichen Arbeiten, Arbeitspapiere, technische Berichte, amtliche Druckschriften, Tagungs- und Kongressberichte, Firmenschriften, unveröffentlichte Dissertationen, Regierungsdokumente oder Berichte wissenschaftlicher Einrichtungen. Auch Literatur aus dem Internet fällt oftmals unter den Begriff der grauen Literatur. Bei der letztjährigen International Conference on Grey Literature in Hannover stand in der Keynote eine neue Form der grauen Literatur im Mittelpunkt, die sogenannten Book Sprints. Neue Arbeitsformen und Medien führen dazu, dass es zukünftig noch viele weitere Arten und Formen von grauer Literatur geben wird. Damit ist das Thema „graue Literatur“ noch keinesfalls ausgereizt. Ganz im Gegenteil. Es ist nötig, die Nutzung und Bedeutung von grauer Literatur für Forschung und Wissenschaft intensiver zu untersuchen.
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