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10-2012

Blick zurück: Bibliotheken nach 30 Jahren Internet

In einer Sonderausgabe der Fachzeitschrift “Library Hi Tech” wird ein interessanter Blick zurück in die Vergangenheit geworfen. Es wird untersucht, wie sich die Informations- und Bibliothekslandschaft durch die sich rasant entwickelnde Informationstechnologie, sowie vor allem durch das Internet, in den letzten 30 Jahren entwickelt und verändert hat. Informationseinrichtungen aller Art werden (vorerst) zwar nicht von Internet und immer neuen Informationstechnologien verdrängt, aber es ist für Informationsspezialisten dringend notwendig, jetzt ihre Rolle in einer immer digitaler geprägten Welt zu überdenken.

Das Internet ist sicher mit Abstand die wichtigste und einflussreichste technologische Entwicklung in den vergangenen 30 Jahren. Es hat nicht nur unser alltägliches Leben umgestaltet, sondern auch Informationseinrichtungen grundlegend verändert, und dies wirkt sich sowohl auf die Benutzer als auch auf die Informationsspezialisten selbst aus. Folge davon sind zahlreiche Innovationen und Neuerungen, die die Bibliotheken von heute ausmachen. Im Beitrag “First 30 years of the internet” wird die Entwicklung in drei Dekaden/Phasen unterteilt und aus dem Blickwinkel der Universitätsbibliothek von Illinois betrachtet.

Die 1. Dekade, d.h. die Jahre von 1982 bis 1991, kann man als die Gründungsphase des Internets ansehen. An der Universität von Illinois sah es zu dieser Zeit wohl wie in vielen Universitätsbibliotheken auf der Welt aus. Studenten, Fakultätsmitarbeiter und Universitätsmitarbeiter haben die Bibliothek aufgesucht, um dort Bücher, Zeitschriften und Mikroformate zu finden, oder um zu lernen, wie man die Bibliothek benutzt.

In den 1980er-Jahren wurden auch kostenpflichtige Datenbankhosts wie DIALOG populär, wobei die Suchanfragen von einem spezialisierten Bibliothekar durchgeführt werden mussten. Dank besserer Computersysteme entwickelte sich langsam auch die technologische Infrastruktur der Bibliotheken, die ihren Nutzern nun z.B. OPACs anbieten konnten. Für eine Buchsuche oder um den Lagerort diese Bücher zu finden, mussten die Benutzer damals aber nicht selten trotzdem noch auf eine Kombination aus Print- und Online-Quellen zurückgreifen.

Der Zeitraum von 1992 bis 2001 wird als das Jahrzehnt bezeichnet, in dem Informationseinrichtungen das Internet für die Recherche, für Zugänge und für das Organisieren von Informationen nutzten. Kennzeichen dieser Periode ist aber in erster Linie die Entwicklung des Webs, als Schlüsselanwendung des Internets. Dieses wurde relativ schnell von …

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Wie erkennt man fragwürdige Rezensionen in Online-Portalen?

Der führende Online-Händler Amazon hat vor kurzem Abertausende von Produkt-Rezensionen auf seiner Webseite gelöscht. Vermutet wird hinter dieser Aktion, dass Amazon den unzähligen falschen und fragwürdigen Eigen-Rezensionen den Kampf ansagen will. Rezensionen oder auch Empfehlungen auf Online-Portalen und in sozialen Netzwerken sind heute für die Kaufentscheidung von vielen Usern entscheidend. Daher ist es sicher nicht verwunderlich, dass sich hier eine Vielzahl von schwarzen Schafen herumtreiben. Überraschend ist eher, dass dieses Thema seit Jahren in den Medien größtenteils totgeschwiegen wird. Als Informationsspezialist sollte man in der Lage sein, solche zweifelhaften Besprechungen erkennen zu können. Der folgende Beitrag gibt hierzu einige hilfreiche Tipps.

Online-Rezensionen werden immer beliebter und ihre Anzahl steigt kontinuierlich. Bereits im Jahr 2007 hat eine Studie herausgefunden, dass allein auf Amazon 5,8 Millionen Besprechungen von schätzungsweise 2,19 Mio. Rezensenten vorhanden sind. Ein Verbot von solchen Kritiken dürfte deshalb für Online-Shops kaum in Frage kommen. Zudem haben laut einer aktuellen Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Nielsen 70% Vertrauen in solche Kunden-Meinungen.

Wie einflussreich Online-Rezensionen und Amazon im Besonderen sind, verdeutlichen auch folgende Zahlen und Fakten:

Bei einer Studie schnitt Amazon sowohl was die Frequenz der Rezensionsnutzung (58%), als auch die Vertrauenswürdigkeit der Rezensionen (63%) angeht am besten ab.
Die Verfügbarkeit von Produktbewertungen ist für 59% aller britischen Online-Käufer ein wichtiges Entscheidungskriterium für einen Kauf. Das Gleiche gilt für die Verfügbarkeit der von Usern erstellten Produktkritiken (57% der britischen Online-Shopper sind dieser Meinung).
Online-Kundenbesprechungen sind für Unternehmen die effektivste soziale Taktik, um Verkäufe anzukurbeln. Weitere wichtige Online-Techniken sind das Anbieten von Fragen und Antworten (FAQs) auf der eigenen Homepage, sowie eine Facebook-Fanseite.
Ca. 70% der US-Amerikaner informieren sich vor einem möglichen Kauf zuerst anhand von Produktbewertungen und Kundenrezensionen über ein Produkt.
Digital Natives, also die Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen, verlangen eine Art sozialen Beweises für die Güte einer Ware. Sie kaufen daher keine Produkte und Dienstleistungen, bevor sie sich nicht anhand von anderen Nutzern erstellten Inhalten abgesichert haben.
Die wichtigsten Produktgruppen, die ein Digital Native nicht ohne durch andere User erstellte Kritiken oder Empfehlungen kaufen oder bestellen würden, sind populäre Elektronikartikel (44%), Autos (41%), Hotelzimmer (39%), Reisen (32%), Kreditkarten (29%) sowie Versicherungen (29%).
Nun zu den Ratschlägen und Fragen, die man sich stellen sollte …

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Wikipedia gegen Bibliotheksdatenbanken

Die Online-Enzyklopädie Wikipedia gehört zusammen mit Google für viele User heute zu den Standard-Informationsquellen, um sich schnell und kostenlos über irgendwelche Begriffe im Web zu informieren. Wurde anfangs noch von Informationsspezialisten in vielen Studien versucht, die Überlegenheit klassischer Nachschlagwerke wie der Encyclopaedia Britannica oder dem Brockhaus gegenüber diesem Web-Emporkömmling nachzuweisen, findet man heute in der Fachliteratur immer weniger solcher Arbeiten. Zu groß ist inzwischen wohl schlicht die Anzahl von Einträgen in Wikipedia geworden, als dass hier stichprobenartige Vergleiche mit den Print-Klassikern zu einem statistisch aussagekräftigen Ergebnis führen würden. Die Offenheit bei Wikipedia, d.h. praktisch jeder User kann mitmachen, ist weiterhin der entscheidende Faktor für die anhaltend hohe Beliebtheit auf Autorenseite, für Wikipedia zu schreiben. Dieses offene Modell hat aber auch seine Kehrseiten, die früher als Hauptausgangspunkt für Kritiken an der inhaltlichen Qualität von Wikipedia-Artikeln genommen wurden. Im Folgenden Beitrag wird aber nicht auf mögliche Qualitätsprobleme bei Wikipedia eingegangen. Im Fokus steht dagegen die Frage, welche Gründe für Studenten ausschlaggebend sind, Wikipedia zu nutzen oder nicht zu nutzen. Zu diesem Zweck wurden 21 ausgewählte Studenten in einer großen Universitätsbibliothek der USA durch persönliche Einzelgespräche ausführlich zu ihren Nutzungsgewohnheiten von Wikipedia sowie von Bibliotheksquellen befragt. Herausgekommen ist ein teilweise überraschender Einblick in das Verständnis der Studienteilnehmer für die Erstellung, Darstellung und das Finden von Informationen im Web.

Der digitale Wandel hat in den letzten zwei Jahrzehnten dazu geführt, dass Informationsspezialisten ihren Nutzern immer mehr hochwertige Informationsquellen zur Verfügung stellen konnten. Gleichzeitig bietet das offene Web für die Nutzer auch die Möglichkeit, eigenständig in diversen frei verfügbaren Online-Datenbanken zu recherchieren.

Die Umfrage-Teilnehmer können in drei Kategorien von Bibliotheksbenutzern eingeordnet werden:

Begeisterte Bibliotheksbenutzer, die bevorzugt die Bibliothek und die dort vorhandenen Datenbanken für ihre Forschungsarbeiten nutzen. Diese User wissen um die Überlegenheit der in der Bibliothek vorhandenen Materialien und beginnen ihre Recherchen daher auch nicht mit Web-Suchmaschinen, sondern in der Bibliothek ihrer Wahl.
Gelegentliche Bibliotheksbenutzer, die die Bibliothek zwar nicht oder kaum aufsuchen, aber die Möglichkeit über ihren Rechner zum Zugriff auf die von der Bibliothek angebotenen elektronischen Datenbanken nutzen. Diese Nutzer sind halbwegs mit den in der Bibliothek vorhandenen Materialien vertraut, aber benötigen teilweise die Hilfe …

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Mobile Informationskompetenz

Ein selten oder gar nicht diskutiertes Thema in der Informations- und Bibliotheksfachliteratur ist die Frage, ob es Unterschiede bei der Informationssuche und der Informationsnutzung zwischen mobilen und stationären Endgeräten gibt? Gerade im Hinblick auf das für Informationsspezialisten wichtige Thema “Informationskompetenz” wird die Brisanz dieser Frage offensichtlich. In den klassischen Definitionen, Modellen und Standards von Informationskompetenz spielen die mobil nach Informationen suchenden Nutzer keine Rolle. Schließlich stammen diese Arbeiten zum großen Teil aus den 1990er-Jahren, also einer Vor-Tablet- und Vor- Smartphone-Zeit. Ungenügend berücksichtigt wird dabei selbst in neueren Modellen der aktuelle Kontext, in welchem Personen die Informationen oft mobil suchen und konsumieren. Dieser Kontext wird u.a. auch durch das eingesetzte Endgerät bestimmt. Aus diesem Grund untersucht der vorliegende Beitrag, ob und wie sich die Informationsnutzung und Informationskompetenz durch mobile Endgeräte verändern kann. Dazu wird die aktuelle Fachliteratur ausgewertet, sowie eine kleine Anfangsstudie durchgeführt, um zu beschreiben, wo unsere bestehenden Vorstellungen von Informationskompetenz ergänzt werden sollten.

In den letzten Jahren hat sich der mobile Internetzugang explosionsartig unter der Bevölkerung ausgedehnt – und dies dank der Verbreitung von internetfähigen Mobiltelefonen und der teilweise flächendeckenden Verfügbarkeit von breitbandigen 3G- und 4G-Netzen. Bereits 2010 hat der “Pew Mobile Access Report” festgestellt, dass knapp zwei Drittel der erwachsenen US-Amerikaner mobil ins Internet gehen. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken, da immer mehr jüngere User nachrücken, die einen PC oder einen kabelgebundenen Internetanschluss nur mehr vom Hörensagen kennen werden.

Die Nutzung von solchen mobilen Endgeräten zur Informationssuche unterscheidet sich in vier entscheidenden Bereichen von der “stationären” Sichtweise der traditionellen Informationskompetenz:

Wo wird nach Informationen gesucht?

Bei einem “feststehenden” Desktop-PC wird meistens an dem gleichen Ort gesucht, d.h. im Büro, im privaten Arbeitszimmer oder in der Bibliothek. Bei der mobilen Suche wird unabhängig von Raum und Ort nach Informationen gesucht. Dazu steht bei den mobilen Endgeräten eine wesentliche größere Bandbreite an verschiedenen Endgeräten wie Tablets, Spielkonsole, elektronische Lesegeräte etc. zur Auswahl.

Was wird gesucht?

Bei stationären PCs werden grundsätzlich alle möglichen Arten von Informationen gesucht. Im Unterschied dienen mobile Endgeräte in erster Linie dazu, schnell kurze Informationsschnipsel …

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Bibliothek 2.0 und andere Dienstleistungsmodelle im Vergleich

Die Fachliteratur zur “Library 2.0” ist, obwohl auf bibliothekarischen Blogs und Webseiten ein relativ häufig diskutiertes Thema, als eher spärlich zu bezeichnen. Unabhängig davon führt dieses Thema sehr oft und sehr schnell zu hitzigen Debatten unter Informationsspezialisten. Mehrheitlich wird das bestehende Dienstleistungsmodell energisch verteidigt, ohne überhaupt nachzudenken, dass Service-Modelle wie die “Bibliothek 2.0” und andere auch das eigene, bestehende Modell ergänzen und verbessern könnten. Welche Dienstleistungsmodelle für Bibliotheken überhaupt zur Auswahl stehen und welche Vorteile das Library 2.0-Modell im Vergleich zu diesen anderen Konzepten bietet, wird versucht in diesem Beitrag zu erklären.

Übereinstimmung herrscht in der Bibliotheksfachwelt, dass Bibliothek 2.0 ein Paradigmen-Wechsel im Vergleich zu den konventionellen Modellen bedeutet. Allgemein versteht man unter einem Modell eine Beschreibung bzw. ein Abbild eines komplexen Objekts oder Prozesses. Oft stellen Modelle auch eine vereinfachte Realität dar. Im Folgenden werden verschiedene Bibliotheksdienstleistungsmodelle vorgestellt und erläutert. Zuerst zum Dienstleistungsmodell der Bibliothek 2.0. 2005 wurde der Begriff der Bibliothek 2.0 von Michael Casey in seinem LibraryCrunch-Blog zum ersten Mal eingeführt. Bibliothek 2.0 stellt ein Modell von Bibliotheksdiensten dar, das sich neue Informations- und Kommunikationstechnologien zu Nutze macht, um eine Online-Plattform zu betreiben, die sowohl Usern als auch Informationsspezialisten zu Gute kommt. Cho (2008) hat folgende Merkmale als charakteristisch für das “Bibliothek 2.0”-Modell angesehen:

2.0-Bibliotheken beziehen die Öffentlichkeit mit ein und ändern sich auch entsprechend mit dieser.
Die Bibliotheken berücksichtigen nutzererstellte Inhalte und Dienstleistungen, was die Online-Präsenz der Bibliothek maximiert.
Die Rollen und Funktionen der Informationsspezialisten und der Nutzer sind in dem 2.0-Modell nicht in allen Fällen eindeutig klar definiert und können sich daher stets verändern.
Die 2.0-Bibliotheken erschaffen ein Multimedia-Erlebnis für ihre Benutzer durch Sammlungen und Dienstleistungen, die aus Video- und Audio-Komponenten bestehen.
Die 2.0-Bibliotheken besitzen einen Webauftritt, der die Zwei-Wege-Kommunikation zwischen den Usern und den Bibliotheken fördert.
Das Bibliothek 2.0-Modell setzt im Kern natürlich auf dem Web 2.0 auf. Kurz gesagt konzentriert sich dieses Modell darauf, die Bibliotheksdienstleistungen überall und zu jeder Zeit anzubieten. Es bietet sowohl physische als auch digitale Bestände an.

Nun zu den alternativen Dienstleistungsmodellen …

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Editorial 10-2012

Liebe Leserinnen, liebe Leser,die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) wurde nach fünf Jahren Entwicklungszeit mit einigem Holpern vor wenigen Wochen von Vertretern von Bund und Ländern in Betrieb genommen  Allerdings nur in einen Beta-Betrieb. So will man kritischen Fragen aus dem Weg gehen, eine Beta-Version darf ja schließlich noch Fehler haben und muss nicht perfekt sein. Diese Einschränkung ist allerdings auch nötig, wenn man Entstehung, Entwicklung und Management der DDB genauer ansieht....

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