Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) wurde nach fünf Jahren Entwicklungszeit mit einigem Holpern vor wenigen Wochen von Vertretern von Bund und Ländern in Betrieb genommen Allerdings nur in einen Beta-Betrieb. So will man kritischen Fragen aus dem Weg gehen, eine Beta-Version darf ja schließlich noch Fehler haben und muss nicht perfekt sein. Diese Einschränkung ist allerdings auch nötig, wenn man Entstehung, Entwicklung und Management der DDB genauer ansieht. Dabei geht es nicht primär um die Anzahl der Objekte, sondern vor allem um die Frage, ob alle relevanten großen und kleinen Player im digitalen Kosmos wirklich mitgenommen worden sind und die angepeilten 30.000 Einrichtungen tatsächlich irgendwann Content liefern werden. Noch sind es gerade einmal ein paar Dutzend Einrichtungen, die Inhalte in die DDB liefern und ohne die Masseninhalte einiger weniger Großbibliotheken, sähe es dünn aus auf dem Content-Server der DDB. Da bleibt nur zu wünschen, dass der Weg von der Beta- in die Alpha-Version professioneller und weniger holprig ablaufen wird.
Wir wissen nicht, ob die Deutsche Digitale Bibliothek den Höhepunkt der Entwicklung des Internet aus Bibliothekssicht darstellt, aber allein die Vorstellung, dass künftig potenziell alle kulturellen Inhalte digital kostenlos und überall verfügbar sind, lässt neben Freude auch ein gewisses Unbehagen aufkommen. Denn was bleibt da noch für Bibliotheken, Archive und Museen übrig? Was sind künftig ihre Aufgaben?
Die Vermittlung von Informationskompetenz kann es offensichtlich nicht sein, das zeigt eine Studie von Andrew Walsh im „Journal of Information Literacy“ die wir in dieser Ausgabe vorstellen.
Denn noch immer basieren Standards und Methoden der Informationskompetenzvermittlung auf Modellen der 1990er Jahre. Sie sind aber völlig unzureichend und übersehen, dass die heutige Generation der Bibliotheksnutzer meist die mobile Informationssuche vorzieht und dabei natürlich nicht nur andere Systeme zur Verfügung hat, sondern auch andere Suchstrategien und Suchtechniken einsetzt. Diese sind aber selten Teil der Informationskompetenzvermittlung durch Bibliotheken. Also bitte nicht die Welt von Morgen mit Methoden von gestern erklären!
Wir haben in der Jahreswechselausgabe 2012-2013 von Library Essentials wieder allerhand interessante und kritische Themen zusammengetragen und hoffen, Sie damit wieder ein stückweit zu unterstützen in Ihrer täglichen Informationsarbeit.
Im Namen des gesamten Redaktionsteams möchte ich mich für Ihre Treue im vergangenen Jahr 2012 bedanken und wünsche Ihnen alles Gute und viel Erfolg im Neuen Jahr.
Herzlich,
Ihr Rafael Ball