Aus der ständig sprudelnden Quelle von Neuigkeiten des Suchmaschinengiganten Google stechen zwei aktuelle Ankündigungen heraus. Nicht das neueste Suchmaschineupdate namens „Penguin“, das wieder einmal die Suchlisten durcheinander wirbelt, und diesmal gegen vermeintliche Suchmaschinenoptimierer gerichtet ist, sondern eine Erweiterung der „semantischen“ Suche von Google sowie veränderte Geschäftsbedingungen haben im letzten Monat einigen Aufruhr verursacht. Als erstes ist die von Google als „Knowledge Graph“ bezeichnete Erweiterung der Suchergebnisse zu nennen, die gerade unter Information Professionals für Verunsicherung sorgt. Etwas im Mediengetöse untergegangen ist dagegen eine andere, vielleicht noch weitreichende Meldung. Diese betrifft die zum ersten Mal von Google eingeführte direkte Monetarisierung eines Suchdienstes. Bisher hat Google nur Suchdienste rund um die Suche kostenpflichtig gemacht. Mit der Ankündigung Online-Händler für die Aufnahme in die Preissuche von Google bezahlen zu lassen, hat die Suchmaschine Befürchtungen ausgelöst, dass dies nur ein weiterer Schritt in der Kommerzialisierung von Google-Diensten ist.
Zuerst zum Thema „Knowledge Graph“. Dieses Angebot ist derzeit nur über die englischsprachige US-Homepage von Google nutzbar. Grundsätzlich wird versucht, mit der als Knowledge Graph bezeichneten Erweiterung zwei Dinge bei der Suche zu verbessern:
- Bis jetzt hat die Google-Suche keine Unterschiede bei einem mehrdeutigen Suchbegriff gemacht. Nun werden dem User in der rechten Sidebar verschiedene Auswahlmöglichkeiten angeboten (Anmerkung: Das scheint allerdings noch nicht bei allen Begriffen zu funktionieren. Bei der Suchphrase „Star Wars“ wird z.B. ausschließlich die berühmte Filmreihe von Regisseur George Lucas angeboten. Die von den früheren US-Präsidenten Reagan und Bush ins Kalkül gezogene Verteidigungsstrategie gleichen Namens wird bisher nicht zur Auswahl angeboten)
- Ergänzend werden ebenfalls rechts neben den Suchergebnissen zusätzliche Informationen zu dem gesuchten Begriff angezeigt. In etwa vergleichbar zu dem Vorgehen von Wolfram|Alpha. Bei dem obigen Star Wars-Beispiel erhält man über Links Infos zu den einzelnen Darstellern, zu den Filmcharakteren, zu den einzelnen Filmen sowie – wie könnte es anders sein –- eine Erklärung aus Wikipedia.
Grundsätzlich werden also die üblich angezeigten Suchergebnisse mit anderen bereits im Suchindex von Google vorhandenen Informationen verknüpft und zusätzlich angezeigt. Werden durch dieses neue Angebot Informationsspezialisten in ihrer Existenz bedroht? Nach dem jetzigen Entwicklungsstand dieses Features ist diese Frage wohl klar zu verneinen. Für spezielle und schwierige Anfragen sind die Google-Suchergebnisse auch mit Knowledge Graph einfach zu schlecht oder zu wenig aussagekräftig. Solche Anfragen werden wohl auch in Zukunft nur von menschlichen Informationsvermittlern zu bewältigen sein. Von daher dürfte der Effekt dieses neuen Informationsangebots z.B. auf die Auskunft in Bibliotheken doch als eher relativ gering eingestuft werden. Zudem sind in der Google-Datenbank noch viel zu wenige solcher „intelligenten“ Verknüpfungen vorhanden, um zu jedem Thema etwas halbwegs Sinnvolles „auszuspucken“.
Ob dieser Richtungswechsel von den Usern akzeptiert wird, muss sich erst noch erweisen.Nun zu der Google-Mitteilung mit der sinnigen Überschrift „Building a better shopping experience“. Hinter dieser Nachricht versteckt sich die Ankündigung, dass der Suchdienst „Google Shopping“ (eine frühere Bezeichnung dieser Preissuchmaschine lautete „Froogle“) in den USA ab August 2012 für Online-Händler und Shopbetreiber kostenpflichtig wird. In Deutschland kommt das neue Bezahlmodell für Google Shopping bis spätestens August 2013. In den letzten Monaten hat Google immer mehr seiner Dienste kommerzialisiert. So muss man z.B. für Google Maps zahlen, wenn man ein Online-Branchenverzeichnis erstellt und den Google- Kartendienst in diese Seite integrieren will. Das Besondere an der Einstellung der kostenfreien Produktsuche Google Shopping ist aber, dass hier zum ersten Mal eine kostenfreie Suchmaschine von Google in einen kommerziellen Dienst umgewandelt wird. Davon betroffen werden wohl in erster Linie kleine Händler sein, denen dieses Angebot zu teuer ist. Die Befürchtungen sind aber allgemein, dass Google nun noch viele weitere Informationsangebote kostenpflichtig machen wird. Wer weiß, vielleicht folgen bald Google News oder Google Books und werden ebenfalls nur mehr kostenpflichtig angeboten? Fraglich ist, ob Google mit diesem Bezahlmodell auf lange Sicht Erfolg haben wird. Google konnte teilweise nur deshalb so groß werden, wie es heute ist, weil es zu Beginn seine Dienste umsonst angeboten hat.
Quellen:
Google (Hrsg.): “Building a better shopping experience “; logeintrag vom 31. Mai 2012, online verfügbar unter http://googlecommerce.blogspot.co.uk/2012/05/building-better-shopping-experience.html#!/2012/05/building-better-shopping-experience.html
Google (Hrsg.): „Introducing the Knowledge Graph: things, not strings”; Blogbeitrag vom 16. Mai 2012, online abrufbar unter http://googleblog.blogspot.com/2012/05/introducing- knowledge-graph-things-not.html