Nachrichtenkonsum unterscheidet sich nach Land und Alter
Datum: 3. August 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Eine vom Reuters Institute publizierte Studie gibt einen aufschlussreichen Eindruck über den unterschiedlichen Nachrichtenkonsum in den USA und Europa. Im Mittelpunkt der Analyse steht das aktuelle Mediennutzungsverhalten von Onlinern in fünf ausgewählten Ländern, wobei speziell der digitale Medienkonsum sowie die dafür verwendeten Geräte von besonderem Interesse sind. Insgesamt wurden die Mediengewohnheiten in Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und USA mittels repräsentativer Online-Umfragen in den jeweiligen Ländern erforscht. Dazu wurden insgesamt knapp 6.300 Personen befragt.

Nachfolgend einige der wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchung:

  • Es gibt deutliche Unterschiede bei der Mediennutzung zwischen verschiedenen Ländern. So rufen mehr als 90% aller deutsche User mindestens einmal am Tag Nachrichten ab. Zum Vergleich: In Großbritannien machen dies nur ca. 75% aller Personen.
  • Auch die Interessen und bevorzugten Themen der Leser sind bei den Meldungen nicht in allen untersuchten Ländern gleich. So interessieren sich Briten weniger für Politik und mehr für Promi-Meldungen als z.B. in Deutschland. Allerdings ist in Großbritannien und in den USA wiederum das Interesse an Wirtschaftsmeldungen wesentlich größer als in Deutschland, Dänemark oder Frankreich.
  • Ebenfalls signifikante Unterschiede gibt es bei der Art, wie Nachrichten von den Verbrauchern in den jeweiligen Ländern konsumiert werden. So bevorzugt man in Deutschland das Lesen von Zeitungen in gedruckter Form. In Großbritannien ist dagegen Online das am häufigsten genutzte Medienformat, und dies vor Print und TV-Nachrichten.
  • Das Alter der Nutzer hat einen deutlichen Einfluss auf die Mediengewohnheiten. Junge Internetuser bevorzugen ganz klar, Nachrichten online zu lesen. Bei älteren Nutzergruppen ist noch immer der Nachrichtenkonsum über das Fernsehen am beliebtesten. Grundsätzlich nutzen jüngere Altersklassen auch das Internet in etwas anderer Art als Ältere. Diese jüngeren Nutzer teilen z.B. Meldungen viel öfter mit anderen über soziale Netzwerke und haben auch nicht die Verbundenheit mit klassischen Medienplattformen wie ältere User.
  • Immer wichtiger werden für den Nachrichtenkonsum auch Smartphones. So rufen bereits ein Drittel aller dänischen Internetuser mindestens einmal in der Woche Nachrichten über ihr mobiles Endgerät ab. In den USA und Großbritannien machen dies jeweils ein Viertel aller Internetuser.
  • Ebenfalls eine neue wichtige Möglichkeit, Nachrichten zu lesen sind Tablet-Rechner. In Großbritannien nutzen 58% aller Tablet-Besitzer mindestens einmal in der Woche ihr Tablet für den Abruf von Nachrichten. Zudem sind sie eher bereit für Nachrichten zu bezahlen, und 40% sind zudem der Meinung, dass das Lesegefühl auf einem Tablet besser ist als auf einen PC.
  • Trotzdem behalten die Verbraucher mehrheitlich ihre ablehnende Einstellung gegenüber kostenpflichtigen digitalen Inhalten bei. Mit einem lediglich 4%-Anteil positiver Einstellungen zu kostenpflichtigen Inhalten ist die Zustimmung zu Bezahlmodellen in Großbritannien am geringsten. Aber auch in Dänemark, wo die Akzeptanz für kostenpflichtige Online-Inhalte in den untersuchten fünf Ländern am höchsten ist, bleibt diese Zustimmung mit 12% eine klare Minderheitenmeinung.
  • Einer von fünf Briten teilt mindestens einmal wöchentlich eine Nachricht über soziale Netzwerke oder per E-Mail mit anderen Usern. Allgemein ist in Europa die Begeisterung der Nutzer für das Teilen von Meldungen oder die eigene Online-Beteiligung an Nachrichten, z.B. per Kommentare, wesentlich geringer als in den Vereinigten Staaten.
  • Bei den Finanz- und Wirtschaftsnachrichten wird, mit oder ohne baldiges Ende der globalen Finanzkrise, der Wandel zur Nutzung mehrerer, digitaler Wirtschaftsnachrichtenquellen weitergehen.

Auch diese Untersuchung legt den Schluss nahe, dass die Digital Natives sich in einigen Bereichen von älteren Mediennutzern unterscheiden. Auffällig ist aber auch, dass Deutschland das Land ist, wo die User sehr stark mit den klassischen Medien verbunden sind, oder man könnte auch sagen, Fernsehen und Co. treu bleiben.

Quelle:
Newman, Nic; Reuters Institute for the Study of Journalism (Hrsg.): "Reuters Institute Digital News Report 2012: Tracking the Future of News"; July 2012, online abrufbar unter der Internetadresse

Schlagworte: 06-2012 | nachrichten | Reuters

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