Editorial 10-2018 / 01-2019
Datum: 21. Januar 2019
Autor: Rafael Ball
Kategorien: Editorial

Aller guten Dinge sind drei!

Zu Beginn des neuen Jahres gibt es zunächst zwei gute Nachrichten. Die erste ist das Erscheinen der Library Essentials 10-2018/1-2019. Das soll ab sofort bei unserem Heft Tradition werden – wir schließen damit das vergangene Jahr ab und eröffnen gleichzeitig das neue. Und die zweite gute Nachricht ist die APE 2019 Konferenz in Berlin, die Arnoud de Kemp bereits zum vierzehnten Mal in vertraut hervorragender Weise strukturiert, organisiert, moderiert und durchgeführt hat.

Dabei hat das eine mit dem anderen sehr viel zu tun. Das erste Heft von Library Essentials im Jahr 2019 nimmt die Themen der sich wandelnden Bibliothek und ihrer Leistungsfähigkeit auf, diskutiert die Frage nach der zukünftigen Relevanz wissenschaftlicher Fachbücher, analysiert, was die Unbeständigkeit des Internet für die Informationsspezialisten bedeutet, und stellt Internet-, Social-Media- und allgemeine Tech-Trends für 2019 vor.

Insofern sind diese Themen eng mit den Highlights der APE 2019 verbunden, wo sich seit Jahren die Vertreterinnen und Vertreter der großen und kleinen Wissenschaftsverlage (heute nennt man das fast schon brutal „Publishingindustrie“) mit anderen Stakeholdern wie Händlern, Technologiefirmen und ein paar wenigen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren treffen. Dass nur eine Handvoll Bibliothekare den Weg zu dieser internationalen Konferenz finden, ist insofern eine traurige Geschichte, als die Themen und Herausforderungen der Publishingindustrie in großer Regelmäßigkeit später zu den Herausforderungen der Bibliotheken werden. Als zu Beginn der APE-Konferenz noch das Thema E-Journals aufgerufen worden war, konnten sich Bibliotheken darauf einstellen, dass sie früher oder später mit genau diesen Fragen konfrontiert würden. Heute müssen Bibliothekare schon gar nicht mehr warten, bis die Themen der Publishingindustrie Eingang finden in die Service- und Produktportfolios der Bibliotheken. Denn mit der Entwicklung der neuer Technologien, der zunehmenden Service-Neuausrichtung der wissenschaftlichen Bibliotheken hin zur Publikationsunterstützung der Wissenschaftler und Forscher oder auch beim Großthema Open Access ist es heute von zentraler Bedeutung, gleichzeitig und von Beginn an mit allen anderen Stakeholdern an einem Tisch zu sitzen. Es heißt gemeinsam auf einer Konferenz zu diskutieren, Strategien, Produkte und Herausforderungen anzugehen und – das ist besonders wichtig – einander ehrlich zuzuhören. Das könnte doch einmal ein Ziel für 2019 sein mit dem Ergebnis großer bibliothekarischer Präsenz auf der nächsten APE im Januar 2020.

Ich würde mir wünschen, dass die beteiligten Akteure stärker zusammenrücken, je größer die Herausforderungen werden. Denn Sprachlosigkeit hat noch nie Probleme gelöst, sondern immer noch kompliziertere Situationen entstehen lassen. Der gerade erst erfolgte und kommunizierte Open-Access-Vertragsabschluss zwischen der DEAL-Allianz und dem Verlag Wiley zumindest gibt Anlass zu der Hoffnung, dass in die Verhandlungen Bewegung gekommen ist und Verträge wieder möglich sind. Das sollte und könnte auch ein Zeichen für die noch ausstehenden Verträge mit den anderen Verlagen sein. Insofern haben wir heute gleich drei gute Nachrichten zu verkünden.

Herzlich

Ihr Rafael Ball

Über Rafael Ball

Rafael Ball studierte die Fächer Biologie, Slawistik und Philosophie an den Universitäten Mainz, Warschau und Smolensk. 1994 wurde er am Institut für Allgemeine Botanik der Universität Mainz zum Dr. rer. nat. promoviert. Bekannt ist er für seine Ideen zur Bibliothek der Zukunft, zur Wissenschaftskommunikation und zur heutigen Rolle des gedruckten Buches. Er ist außerdem Chefredakteur der Zeitschrift B.I.T.online.