Zeit für die Sommerpause:
Drei Negativtrends
stellen wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, in der aktuellen Ausgabe der Library Essentials vor:
Den Mitarbeitertrend in Informationseinrichtungen, das Auslaufmodell „wissenschaftliche Zeitschrift“ und das Auslaufmodell der Öffentlichen Bibliotheken in Großbritannien.
Doch der Reihe nach:
Es gibt selten konkrete Aussagen über die Personalentwicklung in Informationseinrichtungen und Bibliotheken. Zwar ist generell die Rede von neuen Qualifikationen, Dienstleistungseinstellung und IT-Kompetenz, aber kaum jemand sagt ehrlich, dass in Informationseinrichtungen künftig weniger Personal benötigt wird. Gillian Gremmels wird deutlich in seinem Beitrag „Staffing Trends in College and University Libraries“. Klassische Bibliotheksaufgaben wie Erwerbung und Katalogisierung und die Thekenauskunft werden weniger wichtig, automatisiert und zurückgefahren, ebenso Dienstleistungen wie die Fernleihe. Dafür wird deutlich weniger Personal benötigt und zunehmend ersetzen Hilfskräfte die Fachleute. Schon 2009 hat Daniel Greenstein die Bibliothek der Zukunft als eine nur spärlich mit Mitarbeitern ausgestattete und stark dezentralisierte Einrichtung beschrieben. Tatsächlich kann heute kaum jemand über Personalaufwuchs in seiner Bibliothek berichteten, es sei denn mit Hilfe unzähliger Projekte. Doch dies ist nur eine Scheinexpansion und kaschiert die tatsächlichen Verhältnisse.
Überhaupt sagt die Anzahl der Personalstellen noch nichts über die Leistungs- und Innovationsfähigkeit von Bibliotheken aus: Auch mit weniger Personal lässt sich erstklassige Dienstleistung erbringen, die Flexibilität erhöht sich und die Managementaufgaben werden geringer. Allerdings nur, wenn die Qualität der Mitarbeiter stimmt.
Das zweite Auslaufmodell ist die wissenschaftliche Zeitschrift: Unser Beitrag auf Seite 11 zeigt, wie unbedeutend wissenschaftliche Journale künftig sein werden. Dafür gibt es viele Gründe: Budgetkürzungen machen einen Markt kaputt, der bei 790.000 jährlich veröffentlichten Papern mehr als gesättigt ist, und natürlich fordert auch elektronisches Publizieren seinen Tribut. Wenn Informationen digital entstehen und sofort im Netz publiziert werden, ist die klassische Struktur einer Zeitschrift nicht mehr erforderlich: Heftnummer, Jahrgang und Seitenzahl sind überholte Kategorien, wenn die Beiträge sofort nach dem Begutachten online zur Verfügung stehen.
Bleibt als einziger Grund für Zeitschriften noch die Marke, ein Wert den Portale derzeit noch nicht ersetzen können. Aber das ist nur noch eine Frage der Zeit.
Der dritte Negativtrend ist politisch gewollt: In Großbritannien sind seit dem Wahlsieg der konservativ-liberalen Regierung im Jahr 2010 439 Bibliotheken geschlossen worden, 280 von der Schließung bedroht und 4000 Vollzeitstellen verloren gegangen. Ein Drittel aller ÖBs mussten Öffnungszeiten reduzieren. Die Konsequenzen: rückläufige Besucher- und Nutzungszahlen. Ein Teufelskreis, der weitere Einsparargumente produziert …
Gegen diese Negativtrends hilft nur noch die Sommerpause, in die sich die Redaktion von Library Essentials nun bis zum nächsten Heft im Oktober verabschiedet.
Gute Erholung und eine schöne Zeit !
Ihr Rafael Ball