Akamai-Internetstudie
Datum: 14. Mai 2013
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Die neueste Ausgabe des von dem US-amerikanischen Internetdienstleister Akamai publizierte „State of the Internet Report“ bietet in seiner Ausgabe zum 5-jährigen Jubiläum neben zahlreichen interessanten Statistiken zur Internetnutzung auch einen aufschlussreichen Rückblick auf die Entwicklung des Internets in den letzten 5 Jahren. Akamai  betreibt ein  sogenanntes Content-Distribution-Network (CDN), mit dem die Lastverteilung beim Abruf von Webinhalten oder Downloads beschleunigt werden kann. Zu den Kunden von Akamai zählen unter anderem Microsoft, Apple, Hewlett-Packard und Airbus.

Die aktuelle Ausgabe des „State of the Internet Report“ blickt dabei zurück auf 20 Ausgaben des „State of  the Internet“ bzw. fünf Jahre Veröffentlichungsdauer. Fünf Jahre sind im Internetzeitalter eine halbe Ewigkeit, und dies zeigt sich auch im Rückblick des Herausgebers, der u.a. folgende wichtige Entwicklungen in diesem Zeitraum erwähnt:

  • Der Aufstieg der Mobiltelefone und Tablets inklusive deren Betriebssysteme Apples iOS und Android von Google.
  • Das Ausgehen der von IANA kontrollierten Internetadressen des alten Internetprotokolls 4 (kurz IPv4).
  • Die Entwicklung von nationalen Breitbandausbauplänen in vielen Ländern dieser Welt, die in den nächsten Jahren bestimmen werden, wie schnell wir im Internet surfen können.
  • Diverse „Internetstörungen“, vor allem in Ländern, die Phasen von politischen Unruhen erlebten.
  • Eine Zunahme bei den sogenannten „Denial-of-Service“-Angriffen (DoS), die als ein Zeichen des Protests gegen Regierungen, Finanzbranche, Unternehmen oder andere Website-Betreiber verstanden werden wollen.

Nun zu den aktuellen Zahlen und Fakten, die der Akamai-Bericht enthält:

  • Insgesamt hat Akamai Angriffe aus 177 Ländern/Regionen dieser Welt festgestellt. Das ist gegenüber dem 3. Quartal 2012 (180 Länder/Regionen) ein leichter Rückgang von 3 Ländern.
  • Insgesamt hat Akamai im vierten Quartal 2012 768 DDoS-Angriffe auf ihre Kunden gezählt. Gegenüber dem Vorjahresquartal bedeutet dies eine Zunahme von 200%.
  • 20% aller Angriffe wurden auf Akamai-Kunden ausgeführt, die aus dem Bereich  Handelsgewerbe kommen. Grundsätzlich ist aber kein Bereich oder keine Branche vor solchen Angriffen sicher.
  • Die mit Abstand meisten Angriffe kommen dabei aus China. Gegenüber dem Vor-Quartal stiegen die Angriffe mit chinesischen Ursprung im 4. Quartal 2012 um weitere 8% auf nun 41%. Dahinter folgen die USA (10%), Türkei (4,7%), Russland (4,3%), Taiwan (3,7%), Brasilien (3,3%), Rumänien (2,8%), Indien (2,3%), Italien (1,6%) und Ungarn (1,4%). Die restliche  167 Länder/Regionen kommen zusammen auf 25%.
  • Interessant auch die Erkenntnis zu der Verteilung der Ports, die die Angreifer für ihre Angriffe nutzen. Mit 29% (3.Q 2012: 30%) ist wiederum der Port 445 bei den Angreifern der am häufigsten genutzte Angriffspunkt. Über den Port 445 TCP/UDP können sogenannte SMB-Anfragen (Filesharing, Drucker etc.) geleitet werden.
  • Die weltweite durchschnittliche Internetgeschwindigkeit beträgt 2,9 Megabit pro Sekunde (MBit/s) und ist damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5% angestiegen. Auf Länderebene liegt Südkorea bei der durchschnittlichen Übertragungsrate auf Platz 1 mit  14,0 MBit/s. Deutschland erreicht mit 6,0 MBit/s lediglich Rang 19 (innerhalb Europas Rang 13), wobei positiv zu erwähnen ist, dass sich gegenüber dem Vorjahresquartal eine Steigerung von 18% ergeben hat. 8,8% der Internetanschlüsse in Deutschland sind Breitbandverbindungen mit mehr als 10 MBit/s Übertragungsgeschwindigkeit.
  • Insgesamt gibt es in Deutschland etwas mehr als 37 Mio. eindeutig IP-Adressen. Die USA hat die meisten IP-Adressen mit knapp 147 Mio., China kommt auf 101 Mio. IP-Adressen und Japan auf 40 Mio. Internetadressen.

Der aktuelle Akamai-Bericht zeigt eine der größten Gefahren für das Medium Internet auf, nämlich die zunehmende Verbreitung von Cyberattacken. Praktisch keine Website dieser Welt kann sich vor diesen Angriffen sicher fühlen. Zu komplex und zu umfangreich sind die eingesetzten Programme, als dass sie nicht irgendwo Lücken aufweisen würden. Und gegen die DDoS-Angriffe – sie verursachen eine Überlastung der vorhandenen Infrastruktur einer Website – ist selbst für große Unternehmen kaum ein Kraut gewachsen. Hier dürfte in den nächsten Jahren akuter Handlungsbedarf auf internationaler politischer Ebene bestehen, um dieses Problem in den Griff zu kriegen. Betrachtet man die Bedeutung, die das Internet heute inzwischen für den Welthandel besitzt, ist nicht nachvollziehbar, dass hier nicht mehr Aktivitäten gestartet werden. Im Zweifelsfall bleibt heute vielen Administratoren von Websites nur der Ausschluss von  ganzen Länder-IP-Adressbereichen, was aber kaum als eine gute Lösung bezeichnet werden kann.

Quelle:

Akamai (Hrsg.): “The State of the Internet. 4th Quarter, 2012“; 2013, Volume 5, Number 4, online erhältlich unter http://www.akamai.com/stateoftheinternet/   

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