Editorial 10/01-2023/24
Datum: 30. Januar 2024
Autor: Rafael Ball
Kategorien: Editorial

Auf ein Neues!

„Das Jahr 2024 wird bestimmt besser als das vergangene Jahr.“ Dieser fromme Wunsch ist wie immer verbunden mit der Hoffnung, dass sich die weniger guten Seiten des abgelaufenen Jahres in Luft auflösen und sich dafür neue, bislang ungeahnte Möglichkeiten ergeben. Das ist nicht nur Kultur im privaten Austausch, es reicht weit ins Berufliche hinein und gilt uneingeschränkt auch im Bibliothekswesen. Die Welt der Technik, der Medien, und der Dienstleistungen entwickelt sich weiter, auch wenn wir inzwischen längst wissen, das auch in unserer Branche Revolutionen eher selten sind. Das Jahr 2024 wird vielleicht die eine oder andere Malaise oder Fehlentwicklung aus dem vergangenen Jahr vergessen machen, gleichzeitig aber doch viele der Trends aus der Vergangenheit aufnehmen, weiterentwickeln oder fortführen. Einige davon haben wir in der vorliegenden Ausgabe der Library Essentials thematisiert.

Es geht dabei etwa um die Frage, wie Auskunfts- und Informationsdienste in den Bibliotheken zukünftig zu gestalten sind, es geht (mal wieder) um Fragen von Künstlicher Intelligenz, diesmal in Verlagen, und wir haben einen Beitrag analysiert, der die Möglichkeiten des Metaversums für den Einsatz in Bibliotheken hinterfragt. Wer erinnert sich nicht an die Avatare im Computerspiel Second Life, dem viele eine große Zukunft in Bibliotheken und für Bibliotheken vorausgesagt haben. Inzwischen ist Second Life den lautlosen Tod vieler anderer digitaler Spielereien gestorben und wir dürfen gespannt sein, ob dieses Schicksal auch dem vielgelobten Metaversum beschieden sein wird.

Dennoch: Bibliotheken und Informationszentren sind wichtige Player für die digitale Transformation der Gesellschaft, sie sind zentraler Teil im Spiel um moderne Technik und Medien, aber auch in der Frage nach verantwortlichem Umgang mit den Daten-getriebenen neuen Technologien. Sie dürfen und sollten Trends und Technologien, die nicht nur Arbeit und Prozesse erleichtern und Dienstleistungen vereinfachen, sondern die auch Neues und Nie-Dagewesenes ermöglichen, ausprobieren und testen. Für diese Experimente und ihre entsprechenden Pilotanwendungen bedarf es einerseits mutiger Managemententscheidungen, offener und engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch finanzieller Ressourcen, die eine solche explorative Vorgehensweise ermöglichen, ohne dass damit der Routinebetrieb gefährdet wird.

Sie sehen: Das Jahr 2024 hält für jeden Chancen und Ideen bereit. Es liegt – wie so oft – an uns, sie zu nutzen und umzusetzen. Wenn sich jeder in seinem Bereich nur einem kleinen Teil widmet und das ausprobiert, was möglich und denkbar ist, werden wir gemeinsam den Fortschritt gestalten und Sinnvolles von Sinnlosem zu unterscheiden lernen. Damit aber werden wir unsere Dienste und Angebote optimieren können und weiterhin ein zentraler Akteur im Informations- und Publikationssystem bleiben.

Herzlich
Ihr Rafael Ball

Über Rafael Ball

Rafael Ball studierte die Fächer Biologie, Slawistik und Philosophie an den Universitäten Mainz, Warschau und Smolensk. 1994 wurde er am Institut für Allgemeine Botanik der Universität Mainz zum Dr. rer. nat. promoviert. Bekannt ist er für seine Ideen zur Bibliothek der Zukunft, zur Wissenschaftskommunikation und zur heutigen Rolle des gedruckten Buches. Er ist außerdem Chefredakteur der Zeitschrift B.I.T.online.