Liebe Leserinnen, liebe Leser,
pünktlich nach der Sommerpause geht es in unserer Zeitschrift wieder mit interessanten Beiträgen rund um die Themen Information und Bibliothek weiter.
Dabei möchte ich auf zwei besonders wichtige Themen in diesem Heft hinweisen:
Erstens die Frage nach dem Zugang zu elektronischen Informationen durch Studierende. Eine Umfrage unter amerikanischen Studenten hat wieder einmal gezeigt, was wir alle schon fühlen, aber in der konkreten täglichen Arbeit vielleicht doch nicht wahrhaben wollen: Es ist der einfache, schnelle Zugang zu elektronischen Ressourcen, der das Suchverhalten der Studierenden bestimmt. Und natürlich sind es die bekannten Suchmaschinen wie Google oder Wikipedia, die konsultiert werden. Diese sind bekannt, man ist damit vertraut, es geht schnell und außerdem braucht es weder Handbuch noch Schulung: Merken Sie etwas? Komplizierte Sucheinstiege über Bibliothekswebseiten, umständliche Einführungen in die Nutzung der Systematik, aufwändige Login-Prozeduren der Bibliotheken sind das Gegenteil von dem, was der Benutzer heute schon erwartet. Wenn die Bibliothek nur noch der sichere Hafen für den technischen Zugang ist, wird es dringend Zeit dafür zu sorgen, dass die Nutzer auch aus anderen Gründen bei uns vor Anker gehen.
Aber auch ein weiterer Beitrag in den neuesten Library Essentials lässt aufhorchen: Bei einer umfang-reichen Auswertung der Fachliteratur der letzten fünf Jahre ist Erstaunliches zu Tage getreten: Das Bestandsmanagement an Bibliotheken wird sich radikal ändern: Es wird abgelöst werden durch kundengesteuerten Erwerb, die Medien werden digital und auch der hybride Bestandserwerb ist ein Auslaufmodell.
Ist das nicht auch das Ende des klassischen Fachreferenten, der künftig die Literatur weder aussuchen noch erschließen wird? Die Aufgaben, die dann noch verbleiben oder die krampfhaft „erfunden“ werden, sind tatsächlich für eine gut bezahlte Führungskraft vielfach zu banal und meist genauso gut von anderen Kollegen zu erledigen. Und um als reine „Außendienstmitarbeiter“ der Bibliotheken zu fungieren, sind sich die Damen und Herren des Höheren Dienstes meist zu schade und natürlich überbezahlt. Es wird also Zeit, sich dieses Berufsfeld in Ausbildung und Praxis gründlich vorzunehmen, wenn die ursprünglichen Aufgaben weg brechen.
Sie sehen, eine ganze Menge Sprengstoff in diesem Heft, das hoffentlich einen heißen Bibliotheksherbst verspricht.
Spannende und kontroverse Diskussionen wünscht Ihnen
Ihr Rafael Ball