Editorial 10-2021 / 1-2022
Datum: 23. Januar 2022
Autor: Rafael Ball
Kategorien: Editorial

Noch immer Corona?!

Das alte Jahr hat mit Corona-Themen abgeschlossen – beginnt das neue nun ebenfalls mit den bekannten Formulierungen von Unbehagen, Problemen und Einschränkungen durch die Virus-Pandemie?

Ja und Nein. Wir werden weder jammern noch schimpfen oder kleinreden, sondern das Thema Corona auf eine neue qualitative Stufe heben. Inzwischen sind viele Informationen und Daten über die Auswirkungen der Pandemie auf die Funktionsfähigkeit der Bibliotheken und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekannt, gesammelt und aufbereitet worden. In zwei Beiträgen berichten wir über den „Einfluss der Corona-Pandemie auf die Auskunftsdienste von Wissenschaftlichen Bibliothekenˮ (Seite 2) und über „die Auswirkungen von COVID-19 auf das wissenschaftliche Publikationswesenˮ (Seite 17). Während Corona die praktischen Aufgaben und Tätigkeiten deutlich in Richtung Virtualität verschoben hat und innovative Projekte und Dienste wie Chat-Bots und OER (Open Educational Resources) beschleunigt, bestehen die Auswirkungen beim Publizieren etwa in einer Verstärkung der Open-Access-Veröffentlichungen. Die breite und weltweit freie Zugänglichkeit zu Corona-Daten und -Papers, die schnelle Veröffentlichung der Gensequenzen der verschiedenen Virusvarianten und die freie Publikation von Behandlungsmethoden von COVID-19 haben dem Open-Access-Gedanken insbesondere in der Medizin einen weiteren Schub verliehen.

Wir dürfen gespannt sein, ob dieser Trend sich wieder umkehrt, wenn die Pandemie vorüber ist, oder ob sich nachhaltig etwas verändert hat.

Wie in jeder ersten Ausgabe des Neuen Jahres halten wir auch in diesem Jahr wieder einen Überblick über die neuesten Trends bereit (auf den Seiten 23, 29 und 34). Als technologische Trends, die für Bibliotheken relevant werden, haben die Zukunftsagenturen etwa Responsible Artificial Intelligence, Embedded Data & Analytics, Data Fabric und Decision Intelligence ausgemacht. Die IFLA sieht Themen wie „Der ungeduldige Menschˮ, „Eine analoge Gegenbewegungˮ oder „Eine einzige, globale Sammlungˮ als wichtige Trends für Bibliotheken im Jahr 2022 an.

Was sich hinter diesen Termini verbirgt, lesen Sie in den entsprechenden Beiträgen.

Zusammen mit der Redaktion wünsche ich Ihnen nicht nur eine anregende und spannende Lektüre der vorliegenden Ausgabe, sondern auch noch ein gutes und hoffnungsfrohes Jahr 2022.

Herzlich
Ihr Rafael Ball

Über Rafael Ball

Rafael Ball studierte die Fächer Biologie, Slawistik und Philosophie an den Universitäten Mainz, Warschau und Smolensk. 1994 wurde er am Institut für Allgemeine Botanik der Universität Mainz zum Dr. rer. nat. promoviert. Bekannt ist er für seine Ideen zur Bibliothek der Zukunft, zur Wissenschaftskommunikation und zur heutigen Rolle des gedruckten Buches. Er ist außerdem Chefredakteur der Zeitschrift B.I.T.online.