Niemals zuvor haben Jugendliche mehr Informationen über sich selbst auf sozialen Netzwerken preisgegeben als heute. Gleichzeitig nutzen sie aber immer öfter die zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten und Werkzeuge, um ihre Privatsphäre besser zu schützen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Untersuchung der unabhängigen US-amerikanischen Forschungsorganisation Pew Internet. Insgesamt wurden für diese Studie 802 Teenager im Alter von 12 bis 17 Jahren im September 2012 in den USA telefonisch befragt.
Auszüge aus diesen Resultaten:
- 84% der Befragten gaben ihre Interessengebiete und Hobbies auf sozialen Medien an. Hierbei handelt es sich scheinbar um ein fundamentales Bedürfnis bei der Nutzung von sozialen Medien, so dass es kaum Unterschiede bei Alter, Geschlecht, Ethnien oder gesellschaftlichen Status der Eltern gibt.
- 24% veröffentlichen Videos von sich selbst, wobei dies interessanterweise mehr Kinder von Eltern mit einem höheren Bildungsabschluss und höherem Einkommen tun. Hier wird als Ursache die größere Verfügbarkeit von technischen Geräten vermutet. Denkbar wären aber durchaus einige andere Gründe für dieses Verhalten.
- Inzwischen posten mehr als die Hälfte der Jugendlichen (53%) auch ihre eigene E-Mailadresse. 2006 lag dieser Wert erst bei 26%.
- Ein Fünftel, d.h. 20% (2006: 2%) veröffentlichen sogar ihre eigene private Telefonnummer.
- 71% (2006: 49%) nennen in ihren Posts den Namen ihrer Schule und ebenfalls 71% (2006: 61%) nennen auch den Ort, wo sie leben.
- 60% der Teenager, die auf Facebook sind, nutzen die Möglichkeit, ihr Facebook-Profil auf privat zu stellen, d.h. die eigenen Daten und Beiträge sind nur für Freunde sichtbar. Hierbei zeigt sich auch ein geübter Umgang mit diesen Einstellmöglichkeiten. So sagen 56% der befragten Teenager, dass sie keinerlei Schwierigkeiten, die Privatsphären-Einstellungen auf Facebook zu handhaben. 33% geben an, dass es nicht zu schwierig sei diese Optionen zu nutzen und nur 8% sagen, dass der Umgang mit diesen Kontrolleinstellungen teilweise schwierig sei, wobei weniger als 1% es als sehr schwierig einschätzen.
- Die Teenager nutzen aber auch noch weitere Möglichkeiten, um ihre Facebook-Profile und Beiträge zu schützen. So gaben 74% an, schon einmal unliebsame Personen von ihrer Netzwerk oder Freundesliste gelöscht zu haben.
- Deutlich beliebter geworden ist der Kurznachrichtendienst Twitter unter Teenagern. Inzwischen nutzen knapp ein Viertel (24%) der Teenager, die online sind, Twitter. 2011 lag dieser Anteil erst bei 16%.
- Der durchschnittliche, junge Facebook-User hat 300 Freunde, während der Teen-Twitter-User auf 79 Follower kommt.
- Im Gegensatz zu Facebook nutzen deutlich weniger Teenager bei Twitter die Möglichkeiten zum Schutz ihrer Privatsphäre. So gaben 64% der Teenager mit einem Twitter-Konto an, dass alle ihre Tweets öffentlich sind, 24% versenden private Tweets und 12% der befragten Jugendlichen wissen schlicht nicht, ob ihre Tweets privat oder öffentlich sind.
- Ein Drittel aller jungen Social Media-Nutzer haben keine großen Bedenken, dass außenstehende Dritte Zugang zu ihren Daten haben. Insgesamt 40% sind zumindest teilweise etwas besorgt, dass die von ihnen über soziale Netzwerke verbreiteten Informationen, z.B. auch von Unternehmen für Werbung genutzt werden könne. Nur 9% machen sich deshalb ernsthafte Sorgen.
- Bisher haben nur wenige der jugendlichen Facebook-User etwas gepostet, das ihnen Probleme in der Schule (4%), oder für sich selbst oder ihre Familienmitglieder (4%) bereitet hätte. Bedenklich ist aber, dass jeder sechste Teenager (17%), der online ist, schon einmal von einer unbekannten Person in einer Weise kontaktiert wurden, bei der sie sich unwohl gefühlt oder sogar Angst bekommen haben.
- Soziale Netzwerke scheinen aber auch so etwas wie gute Laune unter den Jugendlichen zu verbreiten. So berichten die Teenager deutlich öfter über positive als negative Erlebnisse in sozialen Netzwerken.
Kurz gesagt legen die vorliegenden Erkenntnisse den Schluss nahe, dass Jugendliche beim Umgang mit Facebook und anderen sozialen Medien etwas mehr Anleitung benötigen würden. Allerdings benötigen sie weniger Hilfe bei der technischen Nutzung mit Facebook und Co., sondern das Problem liegt mehr in dem großen Mitteilungsbedürfnis der Jugendlichen (und nicht nur von dieser jungen Usergruppe). Es handelt sich hier wohl mehr um ein typisches Phänomen unserer heutigen Mediengesellschaft. Auf jeden Fall teilen die jungen Leute heute wesentlich mehr von sich im Internet mit, als sie das bei der Vergleichsstudie aus dem Jahr 2006 noch getan haben. Nicht umsonst ist daher aktuell das Thema Cybermobbing in den Medien in aller Munde. Die Gefahren, sich in einem solchen virtuellen Netzwerk zu offenherzig zu zeigen, sind nicht zu unterschätzen.
Quelle:
Madden, Mary et al.: “Teens, Social Media, and Privacy”; Pew Research Center’s Internet & American Life Project, 21. Mai 2013, online verfügbar unter http://pewinternet.org/Reports/2013/TeensSocialMediaAndPrivacy.aspx