Im Rahmen der Churer Schriftenreihe zur Informationswissenschaft ist eine neue Abschluss-Arbeit zum Thema „Geschlechterverteilung im schweizerischen Bibliothekswesen“ veröffentlicht worden. Wie in vielen anderen Ländern auch, arbeiten insgesamt wesentlich mehr Frauen als Männer in Schweizer Informationseinrichtungen. Bei den Führungspositionen sieht die Geschlechterverteilung aber nicht mehr ganz so „weiblich“ aus. Wie groß diese Untervertretung ist und welche Ursachen hierfür möglicherweise verantwortlich sind, versucht diese Arbeit zu erklären. Dazu wurden statistischen Daten von Bibliotheken in der Schweiz mit mehr als 50 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ausgewertet. Ergänzt wurde diese Untersuchung durch eine Literaturanalyse sowie durch Interviews mit ausgewählten Frauen, die in Schweizer Bibliotheken eine Führungsposition begleiten.
Der Frauenanteil beträgt in Schweizer Bibliotheken laut dieser Untersuchung gesamthaft 65,9%. Dieser Prozentsatz reduziert sich aber deutlich, wenn man nur die drei obersten Leitungsebenen berücksichtigt. Hier liegt der Frauenanteil lediglich bei 44,8%. Damit gibt es trotz ausreichend vorhandener Kompetenz auf Seiten der Frauen, ein Geschlechtergefälle bei den Führungspositionen in Schweizer Informationseinrichtungen. Dieses Phänomen der Untervertretung wird auch als „Gläserne Decke“ bezeichnet. Diese Unterrepräsentation ist in anderen Branchen schon lange bekannt. Aber es ist doch etwas überraschend, dass gerade im Bibliothekswesen mit seinem hohen Anteil an beschäftigten Frauen dieses Phänomen sogar noch ausgeprägter ist als im Branchendurchschnitt. Zum Vergleich: 2009 sind in der gesamten Schweiz 44,4% der Frauen erwerbstätig, während der Anteil der Frauen in leitenden Positionen sich auf 33,4% beläuft.
Folgende mögliche Gründe und Erklärungen für die „Gläserne Decke“ werden in der einschlägigen Fachliteratur…