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01-2013

Braucht es noch Desktop-PCs in Bibliotheken?

Der gegenwärtige Siegeszug von Tablets und anderen mobilen Endgeräten scheint parallel einherzugehen mit der schwindenden Nachfrage nach Desktop-PCs. Nicht nur die Prognosen von Analysten und Marktforschern, sondern auch die harten Fakten durch die neuesten Geschäftszahlen der führenden PC-Hersteller, z.B. von Dell, legen die Vermutung nahe, dass dies ein unumkehrbarer Trend ist. Bibliotheken bieten ihren Benutzern bereits seit Jahrzehnten stationäre Rechner an, damit diese ihre Sammlungen durchsuchen können, Zugang zu verschiedenen Datenbanken erhalten oder im Web surfen können. Für viele Informationseinrichtungen stellt sich nun die Frage, ob sie weiter ihren Benutzern Desktop-PCs zur Verfügung stellen sollen oder ob sie einer neuen Generation von Usern, wie es Studenten sind, lieber die ihnen vertrauteren mobilen Endgeräte anbieten sollen? In einer über einen Zeitraum von zwei Jahren durchgeführten Studie an der Bibliothek der California State University San Marcos wurde dies untersucht, und hat dabei zum Teil überraschende Ergebnisse hervorgebracht.

Einige Informationseinrichtungen haben in den vergangenen Jahren bereits begonnen, ihre Desktop-Rechner ganz oder teilweise durch Notebooks zu ersetzten, um auf den mobilen Technologie-Trend frühzeitig zu reagieren. Aber nicht nur die vermeintliche Erfüllung von Wünschen der meist mit Mobiltechnologie aufgewachsenen studentischen Benutzern ist ein Grund für einen möglichen Wechsel von stationären zu mobilen Rechnern, sondern auch die Möglichkeit, dadurch Kosten und Raum einzusparen. In Zukunft dürften aber Notebooks selbst durch Tablets und andere, neue mobile Endgeräte ersetzt werden. So scheint die eigentliche Frage zu lauten, nicht welche mobile Technologie Informationseinrichtungen unterstützen sollen, sondern welche Technologie zur richtigen Zeit von den Bibliotheken unterstützt werden soll?

Die vorliegende Studie setzt sich aus zwei Untersuchungsteilen zusammen. Einmal aus einer Befragung von Benutzern, die einen Bibliotheksrechner verwenden. Sowie anderseits aus der Beobachtung von Studenten, während sie den PC nutzten. Mittels dieser Studie will man Rückschlüsse erhalten, warum ein Student an diesen Tag den Computer genutzt hat, sowie welche anderen Aufgaben der User bei seinem Besuch in der Bibliothek an diesen Tag eventuell noch zu erledigen hatte. Ergänzend wurden die Umfrageteilnehmer nach ihren Änderungswünschen für die Bibliothek gefragt. Insgesamt wurden dafür im Jahr 2009 1.452 sowie im Jahr 2010 2.501 Beobachtungen gesammelt. An den Befragungen mittels Fragebogen haben sich 2009 1.141 Studenten und 2010 1.123 Studenten beteiligt.

Folgende Resultate haben sich u.a. aus dieser Untersuchung ergeben:

Im Jahr 2009 wurden 17% der Studenten beobachtet, wie sie mit ihrem eigenen Laptop in der Bibliothek gearbeitet haben. Im Jahr 2010 verdoppelt sich nahezu diese Anzahl schon auf 33%. Die Notebooks kamen dabei in erster Linie in Räumlichkeiten der Bibliothek zum Einsatz, die am geeignetsten für diese Technologie sind. Auf eine kurze Formel gebracht handelt es sich…

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Kosten und Wert von Institutionellen Repositorien

Die Digitalisierungswelle und eine allgemeine Zunahme des elektronischen Publizierens haben auch in Deutschland zu einer wachsenden Anzahl von sogenannten Repositorien, d.h. Dokumenten- oder Publikationsservern, geführt. Bisher ist allerdings wenig bekannt, mit welchen Kosten wissenschaftliche Bibliotheken bei der Implementierung und Verwaltung von Institutionellen Repositorien (IRs) rechnen müssen. Um hier etwas mehr Hintergrundinformationen zu erhalten, wurde eine kleine Umfrage unter wissenschaftlichen Bibliotheken, die solche institutionelle Repositorien betreiben, durchgeführt.

Generell lässt sich ein größer werdendes Interesse an Open Access (OA) unter Wissenschaftlern feststellen, auch wenn dieses Interesse teilweise von Fachgebiet zu Fachgebiet deutlich variiert. Neben den Open Access-Verlagen besteht die OA-Bewegung auch aus OA-Archiven, die meistens in der Form von institutionellen und disziplinären Repositorien betrieben werden. Die Open Access-Archive werden von den Wissenschaftlern allerdings deutlich weniger wahrgenommen und genutzt, als das Publizieren in Open Access-Fachzeitschriften. Es gibt bisher auch keine Nachweise, ob IRs zu finanziellen Einsparungen für ihre Institutionen beitragen. Wenn wissenschaftliche Bibliotheken beabsichtigen, langfristig ein IR zu betreiben, und sie wissen wollen, welchen Wert ein IR für die Bibliothek sowie die Institution erbringen. ist es notwendig, die Kosten und den Wert eines IR zu verstehen. Genau diese Fragen, d.h. wie teuer ist der Aufbau und Betrieb eines IR und wie kann man den Wert eines IR bestimmen, versucht die vorliegende Arbeit zu beantworten.

Aufgrund der vorliegenden Daten ergeben sich u.a. folgende Resultate:

Eine Möglichkeit, den Wert eines IR für eine Institution abzuschätzen, ist…

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Zur Krise der internationalen Bibliotheks- und Informationswissenschaften

In einem kritischen Beitrag wirft der Autor Paul Sturges den gegenwärtigen Bibliotheks- und Informationswissenschaften vor, nur mehr langweilige, formelhafte und einfach unglaublich schlechte Forschungsbeiträge zu produzieren. Und diese Aussage gilt nicht nur etwa für einige Länder, sondern weltweit. Er fordert daher von den Wissenschaftlern, sich vermehrt wieder auf ihren Einfallsreichtum, ihre Empathie und ihre vorhandenen Denkfähigkeiten zu stützen. Schließlich sind die Wahl eines Themas, die Konstruktion von Theorien und theoretischen Modellen, Literaturrecherchen, die Anwendung von Methoden sowie die Abschätzung von Resultaten entscheidend. Dies sind alles Bereiche, in welcher Phantasie sehr hilfreich ist und produktiv eingesetzt werden kann.

Um diese Krise – Sturges ist bekanntermaßen nicht der einzige, der die gegenwärtige Bibliotheks- und Informationswissenschaften in einer Sackgasse sieht – zu überwinden, ist es notwendig, unser Fachgebiet in ein Forschungsfach zu verwandeln, dass lebhaft, relevant, vollendet und vor allem intelligent ist. Um dies zu erreichen, empfiehlt er, sich von vorgegebenen Recherchetechniken und Lehrbuchmeinungen zu trennen.

Konkret kritisiert Sturges folgende Punkte an den Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Bibliotheks- und Informationswissenschaften:

Themen
Wenn man einen Forschungsauftrag hat, um Geld zu verdienen, scheint die Forderung nach dem Einsatz von Phantasie etwas sinnlos zu sein. Für diese Situation empfiehlt es sich ein von seiner Institution oder Unternehmen unabhängiges kleines eigenes Projekt in der Freizeit zu starten. Für Studenten, die sich nur allzu gerne auf ausgetrampelte Pfade bei ihren Abschlussarbeiten begeben, wird vorgeschlagen, sich lieber die einfache Frage zu stellen “Gibt es eine Frage, auf die ich wirklich eine Antwort erhalten möchte?”. Mögliches Resultat dieser Eigenbefragung kann ein Thema sein, das auch andere Wissenschaftsgebiete streift, wie Psychologie oder Neurologie. Und sich einem Thema zu verweigern, nur weil es noch keine Fachliteratur zu diesem Inhalt gibt, ist auch keine weise Entscheidung. Gelegentlich gehört zur wissenschaftlichen Forschung auch, Risiken einzugehen.

Theorie
Theorie ist ein heikles Thema. Hierzu muss man…

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Machen uns E-Books dumm?

In einem provokativen Artikel untersucht die Autorin Nancy McCormack von der kanadischen Queens Universität, welche Auswirkungen die Verbreitung von E-Books auf Bibliotheken und deren Benutzer haben. Der vorliegende Artikel ist eine Abwandlung bzw. Weiterführung des berühmten Beitrags von Nicolas Carr “Macht Google uns dumm?” aus dem Jahr 2008, der kritisch die möglichen Folgen des Internetkonsums auf unser Gehirn analysierte. Eine aktuelle Studie der University College London will dabei Beweise für die Carr’sche Hypothese gefunden haben, dass sich unsere Konzentration und Aufmerksamkeit durch das Internet tatsächlich kontinuierlich verschlechtert haben. Basierend auf dieser Ausgangslage fragt die Autorin, ob E-Books uns nicht ebenfalls dumm machen? Wir stellen die wichtigsten aufgestellten Thesen vor und diskutieren anschließend einige Aspekte daraus.

Immer mehr Medien liegen in digitaler Form vor, und E-Books sind hierbei nur ein weiterer Entwicklungsschritt. Viele Informationseinrichtungen beginnen daher, immer mehr gedruckte Bücher auszusortieren und zu Gunsten von elektronischen Monographie-Beständen zu ersetzen. Irritierend ist bei diesem Thema, dass es nur sehr wenige Stimmen von Seiten der Informationsspezialisten gibt, die fragen, ob dieses Tun eigentlich gut für unsere Benutzer ist? Ebenfalls kaum diskutiert wird, ob dieser Wandel hin zu digitalen Büchern und Zeitschriften auch gut für die Bibliotheken selbst ist. Überlegenswerte Kritikpunkte sind z.B.:

Als die Melkkühe der Verlage haben Bibliotheken immer weniger Kontrolle darüber, wie die Inhalte ihrer Sammlungen aussehen und verwaltet werden.
Heute haben Bibliotheken praktisch nur die Wahl zwischen verschiedenen von den Verlagen angebotenen E-Book-Paketen.
Eigene, inhaltliche Schwerpunkte beim Bestandsaufbau zu setzen, ist so gut wie nicht mehr möglich, da die Lizenzierung einzelner E-Book-Titel von den Verlagen kaum gewünscht ist und folglich meistens nicht angeboten wird.
Daneben müssen Informationseinrichtungen auch für Angebote zahlen, die sie unter Umständen gar nicht benötigen. Dazu gehören Archive (“Back-Files”) von älteren Ausgaben und Auflagen.
Kurz gesagt, handeln Informationsspezialisten klug, wenn sie so schnell auf E-Books umstellen? In den USA haben 2011 bereits 95% aller wissenschaftlichen Bibliotheken angegeben, dass sie E-Books in ihren Sammlungen halten. Einige dieser Bibliotheken gehen sogar noch einen Schritt weiter und entfernen große oder alle Teile ihrer Print-Bestände. So verzichtet die Universität von Texas in San Antonio sogar komplett auf alle gedruckten Bücher. Die Gründe für diesen Wandel, weg von Print hin zu Digital, sind offensichtlich. Dank dem Internet, sind die heutigen Benutzer an die ständige Verfügbarkeit von Informationen gewöhnt und erwarten diesen Komfort auch von ihren Informationseinrichtungen. E-Books bieten genau diesen Komfort, da sie praktisch immer verfügbar sind. Offensichtlich sind auch die Vorteile von E-Books für die Bibliotheken selbst. So benötigen E-Books z.B. keine Regale oder Lager und auch der Ausleihprozess kann fast vollständig automatisiert werden. Am wichtigsten dürfte für Informationsspezialisten aber sein, dass Bücher in elektronischer Form für mehr Benutzer verfügbar sind und mit einer Vielzahl von Endgeräten genutzt werden können.

Der Einsatz von E-Books wirft aber viele weitere Fragen und Probleme auf, die vor einer Anschaffung genau überlegt sein sollten. Dazu zählen:

Technologie und Bestandsfragen
Preis
Zugang
Urheberrecht/Lizenzierungsmodelle
Fernleihe
Zuerst eine Zusammenfassung mit wichtigen Vor- und Nachteilen bei der Nutzung von E-Books. Zuerst einige der Vorteile, die E-Books …

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Werbestrategien für Informationsprodukte

Informationseinrichtungen bieten ihren Benutzern Zugang zu einer Vielzahl von teuren und qualitativ hochwertigen Datenbanken von diversen Informationsanbietern und Aggregatoren. Zudem werden fortlaufend neue innovative Funktionen bereitgestellt, um die Nutzung dieser Datenbanken für die User immer komfortabler zu gestalten. Es liegt daher im Eigeninteresse der Bibliotheken, dass diese hochwertigen Informationsprodukte und -dienste von ihren Benutzern wahrgenommen und auch intensiv für ihre Recherchen und Forschungsarbeiten genutzt werden. Schließlich müssen die von den Informationseinrichtungen getätigten Investitionen sich in dem Sinne rechnen, dass diese Informationsdienste einen möglichst hohen Nutzungsgrad erreichen. Wie man die Nutzung dieser Produkte und Dienste durch verschiedene Werbestrategien steigern und verbessern kann, versucht dieser Beitrag zu erläutern.

Wer kennt es nicht? Auf Fachkonferenzen werden im Rahmenprogramm oftmals auch Ausstellungen von Datenbankproduzenten, Verlagen, Aggregatoren und anderen Informationsanbietern präsentiert. Die dort vertretenen Anbieter nutzen bei diesen Gelegenheit ein breites Spektrum an Werbemöglichkeiten, um die Besucher zu ihren Ständen zu lotsen und deren Aufmerksamkeit auf ihre Produkte und Dienste zu lenken. Dazu zählen Werbegeschenke wie Maus-Pads und Taschen oder auch die Verlosung von Preisen wie Tablets oder Abonnements für ihre Produkte.

In ähnlicher Form sollten auch Bibliotheken um die Gunst und Aufmerksamkeit ihrer Benutzer werben, um die von ihnen häufig nur für viel Geld erworbenen Informationsprodukte und -dienste besser bekannt zu machen. Magere Nutzungsstatistiken führen schließlich zu einem hohen Kosten-pro-User-Verhältnis, was wiederum in nicht wenigen Fällen die Einstellung solcher Angebote nach sich zieht. Marketing und Werbung sind somit unverzichtbarer Bestandteil, um Informationsprodukte und -dienste einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Nicht verwunderlich gibt es inzwischen eine große Auswahl an Literatur zum Thema “Marketing und Werbung für Bibliotheken”. Neuere Werbeformen beinhalten z.B. Aktionen mit E-Mail, SMS, Web 2.0, Tablets, USB-Sticks und QR-Codes. Zudem kommen immer häufiger auch neue Methoden zum Einsatz, wie z.B. Guerilla Marketing.

Am Beginn jeglicher Marketingmaßnahmen steht aber immer die Identifikation der verschiedenen Benutzer- und Anspruchsgruppen. Nur so können die einzelnen Zielgruppen optimal mit Werbemitteln angesprochen werden. Danach erst folgt die Auswahl der geeigneten Werbestrategien. Wie oben bereits erwähnt, findet sich mittlerweile in der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Fachliteratur eine Vielzahl von neuen und innovativen Ideen, die helfen, Konsumenten über neue Produkte oder Funktionen zu informieren. Förderlich bei dieser Aufgabe ist die Auswertung von Logfiles. Mit den Log-Daten kann erkannt werden, welche Funktionen eines Produkts genutzt werden und wie viel Zeit von den Usern dafür aufgewendet wird. Benötigt wird aber eigentlich eine Methode, die…

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Editorial 01-2013

Machen uns E-Books dumm?Mit dieser provokanten Frage, liebe Leserinnen und Leser, beginnt unsere erste Ausgabe der Library Essentials im Jahr 2013.Nancy McCormack ist in ihrem Beitrag „Are E-Books Making us Stupid? Why Electronic Collections Mean Trouble for Libraries and Their Patrons“  dieser  Frage nachgegangen.Vor genau fünf Jahren stellte Nikolas Carr eine ganz ähnlich provokante Frage, nämlich “Macht Google uns dumm?“.  Es ist längst Mode geworden vor diesem und jenem zu warnen und vorab...

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