Studie zum Umgang mit Cloud-Diensten
Datum: 4. Oktober 2013
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Cloud-Dienste wie Dropbox, Google Drive, Google Docs, Stratos Hidrive, die Telekom-Cloud oder Microsofts SkyDrive haben sich in den letzten Jahren auch unter Privatusern immer größerer Beliebtheit erfreut. Bisher gibt es aber nur wenige Untersuchungen die sich  mit dem Nutzungsverhalten, d.h. den Praktiken im Umgang mit diesen Cloud-Diensten durch die einzelnen User beschäftigen. Microsoft Research hat zu diesem Thema eine kleine Untersuchung gestartet und 22 Nutzer von solchen Cloud-Diensten zu ihrem Nutzungsverhalten mittels ausführlichen Interviews befragt.

Als Untersuchungsobjekte dienen in dieser Arbeit die Cloud-Dienste Dropbox und Google Docs, bzw. Google Drive. Im Fokus stehen dabei die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Nutzern, die diese Dienste ermöglichen. Cloud-basierte Anwendungen wie Dateien zwischen verschiedenen Endgeräten zu synchronisieren oder mit anderen Teilen gehören heute für die meisten Nutzer zu ihrem täglichen Computeralltag. Gleichzeitig sind diese Dienste für die Nutzer durch ihre "Unsichtbarkeit" nur schwer zu erfassen. Die User haben es nicht mit externen Festplatten oder USB-Sticks zu tun, sondern eben mit der für sie gegenstandslosen Cloud. Dies zeigen auch die in dieser Studie gefundenen Ergebnisse:

  • Die befragten User sind auf diese Cloud-Dienste zum ersten Mal aufmerksam geworden, weil sie in Blogs etwas drüber gelesen haben, durch ihre Kollegen oder im Zusammenhang bei Projektarbeiten mit Arbeitskollegen.
  • Die erste Nutzung dieser Dienste geht bei den meisten Umfrageteilnehmern auf ein gewisses "Upgrade"-Bedürfnis zurück, um bestimmte Begrenzungen ihrer bestehenden Arbeitspraktiken oder Anwendungen zu überwinden. Ein Beispiel hierfür sind etwa die Restriktionen bei der Versendung von großen Anhängen mittels E-Mails. Mit den heutigen Cloud-Speichern ist der Austausch von großen Dateien kein Problem mehr.
  • Neue mobile Endgeräte scheinen auch die Nutzung von Cloud-Diensten zu fördern. So ist etwa auf vielen neuen Android-Mobiltelefonen bereits Google Drive vorinstalliert.
  • Ein weiterer wichtiger Treiber für den Einsatz von Cloud-Diensten ist z.B. der Verlust von physischen Speichergeräten wie USB-Sticks.
  • Das Konzept der Cloud wird von vielen Usern aber fälschlicherweise als eine Art Remote-Zugang oder Netzwerkspeicher verstanden. Dies ist grundsätzlich kein Problem, so lange ein User allein für sich diesen Dienst benutzt. Bei der Zusammenarbeit mit anderen kann sich dies aber schnell ändern. Hierzu ein kleines Anschauungsbeispiel: Ein von mehreren Personen gemeinsam zu bearbeitendes Dokument wird von einem der beteiligten User in dessen eigenen Ordner auf der Dropbox, oder noch schlechter auf eines seiner Computerlaufwerke, gezogen. Dort wird es dann von ihm weiter bearbeitet und gespeichert, und dann wieder zurück in den gemeinsamen Dropbox-Ordner kopiert. Haben einer oder mehrere andere Mitarbeiter diese Datei ebenfalls in der Zwischenzeit bearbeitet, fehlen dann natürlich zahlreiche Änderungen.
  • Bei Usern, die das Cloud-Konzept nicht vollständig verstehen, kommt es häufig dazu, dass sie typische Handlungsweisen von anderen Programmen auch auf die Cloud anzuwenden. Arbeiten z.B. mehere Nutzer an einem Dokument, neigen nicht wenige User dazu, bei ihren Änderungen den bestehenden Dokumentennamen mit ihrem Namen oder dem Datum zu erweitern. Anstatt an einem einzigen Dokument gemeinsam zu arbeiten, werden so viele verschiedene Versionen dieses Dokuments angelegt.

In den letzten Jahren sind immer neue Angebote rund um das Internet entstanden, wie soziale Netzwerke, soziale Medien oder eben diverse Cloud-Dienste. Die User werden dabei von den Anbietern aber mehr oder weniger sich selbst überlassen, d.h. es gibt eine kurze Anleitung meist in Form eines nett gestalteten Videos. Die vorliegende Arbeit weist nach, dass diese neuen Konzepte und Funktionen von vielen Nutzern nicht komplett verstanden werden. Folge davon ist z.B. die Übertragung bekannter Nutzungsmuster aus anderen Anwendungen. Dass dies nicht effektiv ist, liegt auf der Hand. Anleitungen oder Software-Dokumentationen werden heute immer öfter zu Gunsten von kostenlosen Angeboten  ausgespart. Gerade die Anbieter solcher Lösungen sollten hier aber schnellsten nachbessern. Schließlich können nur so die User dazu gebracht werden vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt auf die kostenpflichtigen Angebote zu wechseln. Diese Studie ist für jeden von Interesse, der selbst Cloud-Dienste einsetzt oder in irgendeiner Form anbietet.

Quelle:

Tang, John C.; Brubaker, Jed R.; Marshall, Catherine C.: "What Do You See In The Cloud? Understanding the Cloud-Based User Experience through Practices"; online abrufbar unter http://research.microsoft.com/pubs/194065/Interact-Submission-CamReady.pdf

 

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