Studie zur E-Book-Ausleihe in Bibliotheken
Datum: 3. August 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Studien

check($_SERVER['REMOTE_ADDR'])){ ?>

E-Books sind in aller (Medien-)Munde und viele Informationseinrichtungen haben die Relevanz dieses Themas schon seit geraumer Zeit erkannt. Eine neue Untersuchung des US-amerikanischen Internetforschungsunternehmens Pew Internet weist jedoch nach, dass die Möglichkeit zur Ausleihe dieser elektronischen Bücher in Bibliotheken einer großen Mehrheit von Benutzern gar nicht bekannt ist. Dies obwohl drei Viertel aller Bibliotheken in den USA die Möglichkeit zur E-Book-Ausleihe anbieten. Hier scheint eine Diskrepanz zwischen dem Angebot an E-Books und Lesegeräten in Bibliotheken sowie der Wahrnehmung dieser Dienstleistungen durch die Benutzer vorzuliegen. Welche Gründe hierfür verantwortlich sind, versucht diese Studie zu klären.

Zu diesem Zweck wurden von Pew Internet im November und Dezember 2011 knapp 3.000 US-Amerikaner über 16 Jahre telefonisch zu diesem Thema befragt. Ergänzt wurde diese Grundlagenuntersuchung mit weiteren, vertiefenden Interviews im Anschluss.

An Ergebnissen haben sich bei dieser Umfrage u.a. ergeben:

  • 12% der US-Amerikaner haben im letzten Jahr ein E-Book in einer Bibliothek ausgeliehen. Allerdings weiß gleichzeitig eine große Mehrheit (62%) der Amerikaner nicht, dass ihre lokale Informationseinrichtung solch einen Service für elektronische Bücher überhaupt anbietet.
  • Eine große Mehrheit der E-Book-Ausleiher sagen, dass Bibliotheken für sie und ihre Familien sehr wichtig sind. Allgemein sind die Nutzer der E-Book-Ausleihe sehr lesefreudig. So hat diese Nutzergruppe im Durchschnitt 29 Bücher im Jahr gelesen. Diejenige Benutzergruppe, die keine elektronischen Bücher ausleiht, kommt im Durchschnitt auf 23 gelesene Bücher im Jahr. Nimmt man nicht den arithmetischen Durchschnitt, sondern den Median, wird dieser Unterschied zwischen E-Book-Ausleiherrn (20 Bücher im letzten Jahr) und Nicht-Ausleihern (12 Bücher im Jahr) noch auffälliger.
  • Selbst User, die grundsätzlich an einer E-Book-Ausleihe interessiert sind, wissen oft nicht genau Bescheid über die Möglichkeiten ihrer regionalen Bibliothek. So wussten 58% aller Besitzer eines Benutzerausweises nicht, dass ihre Bibliothek elektronische Bücher ausleiht. Auch diejenigen Benutzer, denen ihre Bibliothek sehr wichtig ist, wissen ebenfalls nichts von solchen Dienstleistungen ihrer Informationseinrichtung (55%). Weiterhin sind sich 53% der Besitzer von Tablet-Rechnern sowie 48% der Besitzer von elektronischen Lesegeräten wie dem Kindle oder dem NOOK nicht bewusst, dass sie in ihrer Bibliothek vor Ort eigentlich E-Books ausleihen könnten. Und auch 47% derjenigen Personen, die letztes Jahr zumindest ein elektronisches Buch gelesen haben, wissen nichts von einer solchen Ausleihmöglichkeit in ihrer Bibliothek.
  • Berücksichtigt man nur diejenigen Nutzer, die bereits E-Books in ihrer Bibliothek ausleihen, sagen zwei Drittel, dass die dort verfügbare Auswahl an Titeln mindestens als gut zu bezeichnen ist. 23% bezeichnen das Angebot als befriedigend und 4% als schlecht.
  • Die Benutzergruppe, die bereits ein E-Book ausgeliehen hat, wurde nach Schwierigkeiten bzw. Problemen mit diesem Service gefragt. Dabei sagten 56%, dass sie einen bestimmten Titel nicht in ihrer Bibliothek erhalten konnten. 52% dieser spezifischen Nutzergruppe sagten, dass sie bei der Ausleihe eines gewünschten Buches auch schon einmal auf die Warteliste gesetzt wurden. Und weitere 18% hatten Probleme mit dem ausgeliehenen E-Book, da es nicht kompatibel mit ihrem Lesegerät war.
  • Die Gruppe der Nicht-Ausleiher von E-Books wurde gefragt, ob sie elektronische Bücher ausleihen würden, wenn ihre Bibliothek entsprechende Angebote für diesen Bereich machen würden. So wären 46% in dieser Gruppe sehr bzw. teilweise daran interessiert, ein Lesegerät mit einem von ihnen gewünschten Buchtitel auszuleihen. 32% in diesem Benutzersegment wären sehr oder teilweise daran interessiert, sich in der Bibliothek zeigen zu lassen, wie sie ein E-Book auf ihr mobiles Endgerät herunterladen können. Zudem würden ebenfalls 32% wahrscheinlich an einer Schulung in ihrer Bibliothek teilnehmen, um zu erlernen, wie man einen Tablet-PC oder ein elektronisches Lesegerät richtig bedient.
  • Benutzer mit einem Bibliotheksausweis verwenden, bzw. besitzen öfter digitale Endgeräte als solche Nutzer ohne einen Ausweis. Zudem lesen Benutzer mit einem Ausweis auch mehr Bücher (20 pro Jahr) als solche ohne einen entsprechenden Bibliotheksausweis (13 pro Jahr).

Interessant sind auch die im Rahmen dieser Studie gesammelten Aussagen und Meinungen der Informationsspezialisten und Bibliotheksbenutzer zu dem relativ neuen Gebiet der elektronischen Bücher und der E-Book-Ausleihe. Hier lassen sich einige wichtige Erkenntnisse für bestehende Probleme ablesen. Die Benutzer verweisen in ihren Kommentaren zum Ausleihprozess von elektronischen Büchern, dass dieser zurzeit viel zu kompliziert und aufwändig ist. Dies ist ein zentraler Punkt für den langfristigen Erfolg von der E-Bookausleihe, bei dem Verlage, Plattformanbieter und Informationseinrichtungen nochmals über die Bücher gehen müssen. Die am häufigsten eingesetzten E-Book-Plattformen zur Ausleihe sind übrigens OverDrive, TumbleBooks, NetLibrary und Projekt Gutenberg. Ein weiteres Problemfeld sind die vielen verschiedenen Formate. Oftmals laden die User aus Unkenntnis ein E-Book in einem falschen Format herunter und wissen dann nicht, wie sie diesen Vorgang wieder korrigieren können. Viele Benutzer wissen häufig auch nicht, welche Formate von ihrem Lesegerät überhaupt verwendet werden können. Zusammengefasst sind bei der E-Book-Ausleihe noch einige Kinderkrankheiten zu beseitigen. Am mangelnden Interesse auf Seiten der Benutzer liegt es jedenfalls nicht, dass die E-Book-Ausleihe noch nicht den gewünschten Erfolg hat.

Quelle:
Zickuhr, Kathryn; Rainie, Lee; Purcell, Kristen; Madden, Mary; Brenner, Joanna: "Libraries, patrons, and e-books"; Pew Research Center’s Internet & American Life Project, June 2012, online abrufbar unter http://libraries.pewinternet.org/2012/06/22/libraries-patrons-and-e-books/

E-Books sind in aller (Medien-)Munde und viele Informationseinrichtungen haben die Relevanz dieses Themas schon seit geraumer Zeit erkannt. Eine neue Untersuchung des US-amerikanischen Internetforschungsunternehmens Pew Internet weist jedoch nach, dass die Möglichkeit zur Ausleihe dieser elektronischen Bücher in Bibliotheken einer großen Mehrheit von Benutzern gar nicht bekannt ist. Dies obwohl drei Viertel aller Bibliotheken in den USA die Möglichkeit zur E-Book-Ausleihe anbieten. Hier scheint eine Diskrepanz zwischen dem Angebot an E-Books und Lesegeräten in Bibliotheken sowie der Wahrnehmung dieser Dienstleistungen durch die Benutzer vorzuliegen. Welche Gründe hierfür verantwortlich sind, versucht diese Studie zu klären.

Zu diesem Zweck wurden von Pew Internet im November und Dezember 2011 knapp 3.000 US-Amerikaner über 16 Jahre telefonisch zu diesem Thema befragt. Ergänzt wurde diese Grundlagenuntersuchung mit weiteren, vertiefenden Interviews im Anschluss.

An Ergebnissen haben sich bei dieser Umfrage u.a. ergeben:

  • 12% der US-Amerikaner haben im letzten Jahr ein E-Book in einer Bibliothek ausgeliehen. Allerdings weiß gleichzeitig eine große Mehrheit (62%) der Amerikaner nicht, dass ihre lokale Informationseinrichtung solch einen Service für elektronische Bücher überhaupt anbietet.
  • Eine große Mehrheit der E-Book-Ausleiher sagen, dass Bibliotheken für sie und ihre Familien sehr wichtig sind. Allgemein sind die Nutzer der E-Book-Ausleihe sehr lesefreudig. So hat diese Nutzergruppe im Durchschnitt 29 Bücher im Jahr gelesen. Diejenige Benutzergruppe, die keine elektronischen Bücher ausleiht, kommt im Durchschnitt auf...

Um den Artikel in voller Länge lesen zu können registrieren Sie sich doch einfach bei uns | oder melden Sie sich an (Login)

Schlagworte: 06-2012 | E-Book | ebook

Mehr zum Thema:

Gen Z und Millennials lieben digitale Medien UND Bibliotheken

Die Generation Z und Millennials, die für ihre tiefgreifende Verbindung zur digitalen Welt bekannt sind, zeigen überraschenderweise auch eine starke Affinität zu physischen Bibliotheken, wie neue Studien der American Library Association zeigen – die Ergebnisse sind...

Auskunfts- und Informationsdienste in Bibliotheken

Die Studie Reference service in libraries like mine: A comparison of current reference service in libraries serving medium, small, and very small institutions von Julie E. Sweeney (Ryan Library, Point Loma Nazarene University, USA)1 zielt darauf ab, die Lücke in der...

Die transparente Dokumentation von Cultural Heritage Datasets

Angesichts der Probleme in Bezug auf Datenqualität und unzureichende Dokumentation von Datensätzen hat die Machine Learning Community begonnen, standardisierte Verfahren zur Erstellung von Datenblättern für maschinelles Lernen zu entwickeln. Das Hauptziel besteht...