Social Business wird wichtiger, hat aber ein langsames Entwicklungstempo
Datum: 3. Dezember 2013
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Das Management-Fachblatt MIT Sloan Management Review hat in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Deloitte 2.545 Fachleute aus 25 Branchen und 999 Ländern befragt, inwieweit Social Business von ihren Organisationen angenommen und eingesetzt wird. In der letztjährigen Untersuchung haben 70% der Antwortenden des "Global Survey" angegeben, dass sie glauben, dass Social Business eine einzigartige Gelegenheit ist, um die Art, wie ihre Organisation arbeitet, fundamental zu verändern. Die aktuelle Studie zeigt, dass sich aber noch verschiedene Hindernisse auf diesem Weg befinden, die zuerst ausgeräumt werden müssen.

Zuerst eine Übersicht, was Social Business überhaupt ist. Kurz gesagt wird der Ausdruck "Social Business" angewendet, wenn eine Organisation eines der folgenden Elemente einsetzt:

  • Konsumentenbasierte soziale Medien und Netzwerke wie z.B. Blogs, Twitter, Facebook, Google+, YouTube oder SlideShare.
  • Technologiebasierte, intern entwickelte soziale Netzwerke wie Colab von General Electric oder Ciscos Learning Network.
  • Social Software, die für den Unternehmenseinsatz entwickelt wurde, wie z.B. Chatter. Jive oder Jammer oder auch eigene Inhouse-Lösungen.
  • Einsatz von Daten, die aus sozialen Medien und Technologien stammen, wie Crowdsourcing oder Marketinginformationen.

Hier einige interessante Aussagen aus dem "Global Survey 2013":

  • 2011 sagten 18% der Umfrageteilnehmer, dass Social Business für sie wichtig ist. In der Umfrage von 2012 hat sich dieser Wert verdoppelt auf 36%.
  • Die Relevanz von Social Business nimmt in allen Branchen zu. Gegenüber dem Vorjahr haben Antwortende aus jeder Branche dem Thema "Social Business" einem höheren Wert zugesprochen. Keine Branche stagniert bei dieser Frage oder zeigt eine rückläufige Einschätzung.
  • Bei der Frage zur Einschätzung, welchen Reifegrad ihr eigenes Unternehmen beim Social Business auf einer Skala von 1 ("noch sehr weit entfernt") bis 10 ("sehr nahe") erreicht hat, vergaben mehr als die Hälfte der Teilnehmer eine 3 oder weniger. 31% gaben Noten zwischen 4 und 6 ab. Lediglich 17% bewerteten ihr Unternehmen mit mindestens einer 7 oder sogar höher.
  • Die 3 wichtigsten Faktoren, die einen höheren Reifegrad beim Einsatz von Social Business verhindern, sind eine fehlende umfassende Strategie (28% aller Befragten sagten dies), zu viele miteinander konkurrierende Prioritäten (26%) sowie das Fehlen einer Wirtschaftlichkeitsrechnung oder eines überzeugenden Nutzenversprechens (21%).
  • Unternehmen, die bereits über einen höheren "social" Reifegrad verfügen, setzen viel öfter (65%) Social Business ein, um Marktveränderungen besser zu verstehen als Unternehmen mit einem niedrigen Reifegrad (14%). Diese sozial weiterentwickelten Unternehmen nutzen Social Business auch öfter (45% gegenüber 4%), um interne Talente zu entdecken. Sie setzen auch Social Business wesentlich öfter (60% gegenüber 9%) ein, um die Strategieentwicklungsprozesse zu verbessern.
  • Die in dieser Studie befragten Mitglieder der Führungsebene (CEOs, CFOs, CIOs und CMOs) sind mehrheitlich der persönlichen Meinung, dass Social Business eine Gelegenheit darstellt, um die Art, wie wir arbeiten, grundlegend zu verändern. Deutlich weniger sind der Meinung, dass Social Business nur ein weiteres, neues Kommunikationswerkzeug ist. Nur die wenigsten dieser Topmanager halten Social Business für ein riskantes Medium, dem man sich aber gezwungen ist zu stellen.

Die vorliegenden Ergebnisse zu Social Business lassen einen unwillkürlich an den Beatles-Songtitel "The long and winding road" denken. Immer mehr Unternehmen und Organisationen wollen auf den sozialen Medien-Zug aufspringen und ihr Geschäft in ein Social Business verwandeln, aber es gibt noch zahlreiche Klippen zu umschiffen.

Quelle:

Kiron, David; Palmer, Doug; Phillips, Anh Nguyen; Berkman, Robert: "Social business study: Shifting out of first gear: Findings from the 2013 social business global executive study and research project"; 2013, online verfügbar unter http://dupress.com/articles/social-business-study/?id=us:em:na:dup446:eng:cons:110813&elq=41e93875485a4329a938dc26f3a62644

 

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