Multiscreen-Angebote werden für User immer wichtiger
Datum: 20. September 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Studien

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Eine neue Studie von Google, die in Zusammenarbeit mit den Marktforschungsunternehmen Ipsos und Sterling Brands erstellt wurde, analysiert, wie heute in den USA von den Verbrauchern die verschiedenen zur Verfügung stehenden Medienendgeräte wie Smartphones, Computer und Fernsehapparate verwendet werden. Das Ergebnis dieser Untersuchung lässt sich anschaulich in dem von Google formulierten Satz „If Content is King, Multiscreen is the Queen“ zusammenfassen. Multiscreen, d.h. die Plattform- und geräteübergreifende Nutzung von mehreren Endgeräten gleichzeitig, ist heute für viele User die übliche Art, um Medien zu konsumieren. An dieser Studie nahmen 1.611 Personen teil. Dazu wurden knapp 16.000 Medieninteraktionen sowie ca. 8.000 Stunden an Aktivitäten der Teilnehmer beobachtet und ausgewertet.

 

Wichtigstes Ziel dieser Studie ist zu erfahren, wie der alltägliche Medienkonsum eines Verbrauchers heute aussieht. Welche Medien werden genutzt? Was sind die Motive für die Auswahl eines spezifischen Mediums? Wie setzen die User mehrere Bildschirmgeräte ein, um ihre Aufgaben und Wünsche erfüllen zu können? Welche Einflüsse hat ein Bildschirmgerät auf ein anderes? Welche Rolle kommt den mobilen Technologien hier zu? Welche Aufgabe hat die Suche, wenn User gleichzeitig mehrere Endgeräte verwenden?

Hier einige interessante Aspekte aus dieser Studie:

  • Die US-amerikanischen Konsumenten verbringen die meiste Zeit bei ihrem Medienkonsum vor einem Bildschirm, bzw. mehreren Bildschirmen gleichzeitig. In 90% der Zeit, die für den Medienkonsum aufgebracht werden, nutzen die US-Bürger einen Bildschirm. Lediglich 10% des täglichen Medienkonsums erfolgt heute über die klassischen Kanäle, wie gedruckte Zeitungen und Zeitschriften sowie das Radio.
  • Der durchschnittliche tägliche Medienkonsum der US-Amerikaner verteilt sich hauptsächlich auf vier Geräte. 43 Minuten werden vor dem Fernsehgerät verbracht, 39 Minuten mit PC und Laptop, bereits 30 Minuten werden für das Tablet aufgebracht sowie 17 Minuten für das Smartphone. Rechnet man PC/Laptop und Tablet als die Gruppe der Computer zusammen, hat diese mit 69 Minuten täglichen Medienkonsum das Fernsehen als wichtigsten Medienkanal bereits überholt.
  • Welches Endgerät im Einzelfall zum Einsatz kommt, hängt von dem jeweiligen individuellen Kontext eines Users ab, d.h. vom Standort, von den zu erfüllenden Aufgaben, und/oder der verfügbaren Zeit.
  • Festgestellt wurde in dieser Untersuchung, dass es zwei Arten von Multi-Screen-Tätigkeiten gibt, und zwar ein sequentieller und ein simultaner Modus. Bei der sequentiellen Betriebsart wird zwischen verschiedenen Geräten hin- und hergewechselt. Beim simultanen Einsatz werden mehrere Endgeräte gleichzeitig verwendet.
  • Mobile Bildschirme ermöglichen es den Usern, schnell von einem Endgerät zum nächsten zu wechseln. Die Suche – wie könnte es anders sein, wenn Google eine Studie herausgibt – nimmt dabei eine zentrale Rolle als Verbindungsglied in der nacheinander folgenden Nutzung dieser Geräte ein. Das dürfte wahrscheinlich nicht einmal falsch sein. So haben schon andere Studien festgestellt, dass beim simultanen Einsatz mehrerer Endgeräte mit Bildschirmen oft parallel während einer Fernsehsendung nach Informationen im Internet gesucht wird. So dürfte die Kombination von Fernsehsendungen (z.B. Tatort in der ARD) mit Einträgen in sozialen Netzwerken (z.B. Twitter) immer häufiger werden.
  • Wenn User simultan zwei oder mehrere Geräte nutzen, ist ihre Aufmerksamkeit zwischen den jeweiligen Geräten und den dort ausgeführten Aktivitäten aufgeteilt. Oder negativ ausgedrückt, sie haben nur reduzierte Aufnahmefähigkeit. Dies stimmt auch mit neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen überein, die Multitasking als nicht leistungsfördernd für die Arbeit halten.
  • Smartphones haben sich in den letzten Jahren immer mehr zur Basis unserer täglichen Medienkommunikation gewandelt. So werden Smartphones täglich am häufigsten für Medieninteraktionen eingesetzt. Außerdem stellen sie oftmals den Ausgangspunkt für Aktivitäten mit mehreren Endgeräten und Bildschirmen dar.
  • So beginnen 65% der Studienteilnehmer ihre Informationssuche zuerst auf ihren Smartphone. 60% davon setzen diese Suche dann anschließend auf ihrem PC fort. Lediglich 4% nutzen dagegen für diese Fortsetzungssuche ihren Tablet-Rechner.
  • Mehrere Bildschirme geben den Usern das Gefühl effizienter zu sein, da man so schneller und spontaner auf gewisse Situationen reagieren kann. Schlussendlich haben die User so ein Gefühl von gesparter Zeit. Wie weiter oben bereits vermerkt, scheint das Bauchgefühl wirklich eher ein Gefühl zu sein und ist nicht unbedingt in der empirischen Forschung nachgewiesen. Erwiesen ist z.B. durch mehrere Studien, dass bei Benutzung von zwei oder drei Monitoren an einem einzigen Computer besserer Arbeitsleistungen erbracht werden können. Beim simultanen Einsatz von zwei oder drei verschiedenen Endgeräten deuten aktuelle Studien aber eher auf das Gegenteil hin.

Nicht alle der in dieser Studie gefundenen Ergebnisse sind völlig neu. So wurde der Trend hin zum simultanen Einsatz von mehreren Endgeräten schon von anderen Untersuchungen festgestellt. Für Google und andere Informationsanbieter bedeuten die vorliegenden Ergebnisse sicher einen gewissen Zwang, ihre Dienste für alle möglichen Plattformen und Geräte entwickeln zu müssen. Multiscreen bedeutet eben, über mehrere Bildschirme bzw. Endgeräte Inhalte für den Benutzer optimal anzubieten. Interessant ist aber, wie schnell sich dieser simultane Medienkonsum schon in der Bevölkerung verbreitet hat, und dass Medien inzwischen verstärkt über mehrere Bildschirme hinweg konsumiert werden.

Für analoge Medien, wie etwa gedruckte Zeitungen und Bücher, wird die Luft aber dünner. Die User räumen diesen klassischen Medienkanälen immer weniger ihrer zur Verfügung stehenden Medienzeit ein. Überraschend ist vielleicht auch, dass in der Fernseh-Nation USA das TV-Gerät nicht mehr die unumstrittene Nr. 1 ist. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist die Beobachtung, dass beim Einsatz von mehreren Internet-Zugangsgeräten die User zuerst ein mobiles Gerät einsetzen, um später dann zu Geräten mit größeren Bildschirmen zu wechseln. Das Smartphone wird somit vermehrt zum Ausgangspunkt für eine Informationssuche. Aber die gefundenen Inhalte werden vorzugsweise auf einem Gerät mit größerem Bildschirm abgerufen. Oder kurz zusammengefasst: Multiscreen bedeutet zuerst mobil online, danach kommt der Inhalt.

Quelle:
Google (Hrsg.): „The New Multi-screen World: Understanding Cross-platform Consumer Behavior“; veröffentlicht August 2012, online abrufbar unter http://services.google.com/fh/files/misc/multiscreenworld_final.pdf

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