Editorial 7-2017
Datum: 3. Oktober 2017
Autor: Rafael Ball
Kategorien: Editorial

Macht endlich gute E-Books!

Die Frankfurter Buchmesse zeigt es auch in diesem Jahr wieder einmal beeindruckend: Schön anzusehen (und auszustellen) sind natürlich alle gedruckten Ausgaben der Belletristik und der (boomenden) Sachbücher. Weitaus schwieriger hingegen ist das Marketing von all den elektronischen Produkten, die einen immer wichtigeren Umsatzanteil der Verlage ausmachen. Da müssen sich die Marketingfachleute schon einiges einfallen lassen, um die potenzielle Kundschaft für die rein virtuellen Angebote zu begeistern. Die Zeiten sind vorbei, wo ein heller Bildschirm von den Massen umlagert wurde.

Aber das Marketing ist nur eine Seite der digitalen Inhalte. Wer E-Books herstellt und vertreibt, muss sich neben vielen (technischen) Fragen auch und vor allem mit der Usability befassen, also der Nutzerfreundlichkeit und guten Handhabbarkeit seiner Produkte. Damit steht es nicht immer zum Besten, zumal die Lesegewohnheiten bei E-Books offensichtlich ganz spezielle sind. Wie eine Studie jetzt belegt, dauern fast zwei Drittel der E-Book-Sitzungen weniger als 10 Minuten und mehr als 90% weniger als 30 Minuten. Die effektive Beschäftigung mit einem E-Book ist also äußerst kurz. Und nur wenige Prozent der E-Book-Leser nutzen zudem die Chance, das E-Book gesamt oder in Teilen herunterzuladen. Auch die Anzahl der aufgerufenen und gelesenen Seiten war sehr gering. Schwierigkeiten bereiteten den Lesern der E-Books zudem das Kopieren und Markieren von Textstellen (Zhang, Tao et al.: „Assessing the user Experience of E-Books in Academic Libraries“, in dieser Ausgabe).

Diese Ergebnisse sind deshalb so wertvoll, weil sie zeigen können, ob und wie viel Bibliotheken tatsächlich für diese Medien investieren sollten. Gleichzeitig müssen sie Ansporn sein für die Verlage, das Produkt E-Book endlich besser, schöner, und lese- und benutzungsfreundlicher zu gestalten. Wir haben bereits früher an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass ein analoges Buch als einfaches digitales Abbild nicht zum wirklichen E-Book taugt. Diese Studie liefert den Beweis dafür. Und an alle die Verlage von solchen Medien geht der wiederholte Aufruf: „Macht endlich gute E-Books“!

Wir von den Library Essentials laden Sie deshalb herzlich ein zur Frankfurter Buchmesse, um sich selbst ein Bild zu machen über die Angebote der Aussteller und die Qualität ihrer Produkte.

Ausserdem können Sie mitdiskutieren auf den Veranstaltungen des b.i.t.sofa von b.i.t.online am Mittwoch, Donnerstag und Freitag auf der Buchmesse. Unsere Themen sind: „Verlegen in Zeiten der Transformation des Publikationswesens: Der Aufstand der Buchhändler. Widerstand gegen die Transformation des Publikationswesens“ (Mittwoch, 11.10.2017, 12:00 – 13:00 Uhr), „Kalter Krieg oder sanfte Annäherung? ‚DEAL‘ – Ein Jahr danach!“ (Donnerstag, 12.10.17, 12:00 – 13:00 Uhr) und „E-Book-Lizenzmodelle in Öffentlichen Bibliotheken“ (Freitag 13.10.17, 12:00 – 13:00 Uhr).

Wir freuen uns, Sie auf der Buchmesse zu begrüssen.

Herzlich

Ihr Rafael Ball

Über Rafael Ball

Rafael Ball studierte die Fächer Biologie, Slawistik und Philosophie an den Universitäten Mainz, Warschau und Smolensk. 1994 wurde er am Institut für Allgemeine Botanik der Universität Mainz zum Dr. rer. nat. promoviert. Bekannt ist er für seine Ideen zur Bibliothek der Zukunft, zur Wissenschaftskommunikation und zur heutigen Rolle des gedruckten Buches. Er ist außerdem Chefredakteur der Zeitschrift B.I.T.online.