Editorial 6-2015
Datum: 31. Juli 2015
Autor: Rafael Ball
Kategorien: Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

seit Bibliotheken und Informationseinrichtungen kein Selbstzweck mehr sind oder unter behördlichem oder gar gesetzlichem Schutz stehen, wird ihre Existenzberechtigung nahezu ständig hinterfragt. Im kommerziellen Umfeld sind diese Existenzfragen längst keine rhetorischen mehr und es wurden und werden Bibliotheken und Informationszentren in der Industrie, bei Banken und Versicherungen regelmässig geschlossen (und nur ganz selten einmal wieder eröffnet). Die Kosten lassen sich in den Unternehmen nicht mehr amortisieren oder wie man heute schöner formuliert, in den Bilanzen nicht mehr darstellen.

Immer wieder geht es in unserer Branche also entscheidend um Fragen nach dem Wert von Bibliotheken und Informationseinrichtungen, um Fragen nach dem unternehmerischen oder gesellschaftlichen Beitrag, und um Fragen nach der Produktivität und jeweiligen Sichtbarkeit von Informationseinrichtungen.

Mit diesen Themen befasst sich schwerpunktmässig unsere aktuelle Ausgabe der Library Essentials. Dabei berichten die Studien und Fachartikel über die Leitung und Bedeutung digitaler wissenschaftlicher Bibliotheken ebenso wie über den Wert öffentlicher Bibliotheken oder die Produktivität von Datenarchiven.

Zentrale Leitfragen aus den Studien sind dabei etwa Fragen nach dem Beitrag von Bibliotheken für die Lernergebnisse von Studierenden, der Bedeutung der Bibliotheken als freier gesellschaftlicher Raum, dem Nutzen für das Bildungswesen oder gar das nicht genutzte Potenzial von Daten in Datenarchiven.

Um eine ganz andere Sichtbarkeit geht es im Beitrag ,,Amplifying the Impact of Open Access: Wikipedia and the Diffusion of Science".

Hier wurde untersucht, welche Bedeutung Wikipedia als Multiplikator für Open Access zukommt. Und es wird klar, dass sich Wikipedia und Open Access-Zeitschrifteninhalte gegenseitig verstärken und so ihre jeweilige Sichtbarkeit optimieren, weil der überwiegende Teil von Wikipedia-Beiträgen nicht wissenschaftliche Inhalte hinter der (oft teuren) Bezahlschranke der Verlage zitiert, sondern frei zugängliche Open Access Inhalte.

Open Access Freunde werden das gerne hören, zeigt es doch, dass sich das Prinzip ,,Openness" durch verschiedenste Plattformen gegenseitig verstärkt und die jeweilige Wahrnehmung erhöht.

Es tut sich also viel beim Thema Wert, Produktivität und Sichtbarkeit von Inhalten und deren Vermittlern, wie Bibliotheken und Informationseinrichtungen.

Mit Library Essentials bleiben Sie also dran am Puls der Zeit und den neuesten Studien und Erkenntnissen rund um Ihren Arbeitsplatz.

Herzlich

Ihr Rafael Ball

Über Rafael Ball

Rafael Ball studierte die Fächer Biologie, Slawistik und Philosophie an den Universitäten Mainz, Warschau und Smolensk. 1994 wurde er am Institut für Allgemeine Botanik der Universität Mainz zum Dr. rer. nat. promoviert. Bekannt ist er für seine Ideen zur Bibliothek der Zukunft, zur Wissenschaftskommunikation und zur heutigen Rolle des gedruckten Buches. Er ist außerdem Chefredakteur der Zeitschrift B.I.T.online.