Editorial 08-2012
Datum: 30. Oktober 2012
Autor: Rafael Ball
Kategorien: Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
informationelle Fettleibigkeit kann man der Frankfurter Buchmesse 2012 gewiss nicht vorwerfen. Eher schon wirkt die auf „smart“ und „slim“ getrimmte Büchermesse wie eine intellektuell angehauchte „Gamescom“: Die digitalen Medien sind allgegenwärtig, es gibt unzählige Anbieter von Selbstpublikationsplattformen, das virtuelle Klassenzimmer kommt ganz ohne Bücher aus (und offensichtlich auch ohne Inhalte!), es dominiert nur noch die Technik.

Dennoch scheint die ganze Branche der Informationsprofis an „Informationsverfettung“ zu leiden, glaubt man der neuesten Studie von Scott Brown, die wir in diesem Heft der Library Essentials vorstellen.

Nach dem Information Overload kommt die Verstopfung durch zu viel an Twitter, durch zu viel an RSS, durch zu viel an ungefragtem Input. Die Konsequenz: Der Informationsprofi geht unter in der Masse, verstopft seine Input- und Verarbeitungskanäle und die seiner Kunden und die Informationsverfettung ist perfekt. Der Rat von Scott für alle Bibliothekarinnen und Bibliothekare: Weniger ist mehr, abschalten, nachdenken, analysieren, wegwerfen und eine Entscheidung treffen zwischen Wichtigem und Unwichtigem. Und vor allem: weniger Perfektionismus.

Welche Systeme dabei helfen können, zeigt eine Reihe von Beiträgen in diesem Heft. Für Bibliotheken wird es hoch spannend, dass Ende dieses Jahres eine ganze Generation wirklich neuer Bibliothekssysteme auf den Markt kommt. In unserem Beitrag geht es um Alma von Ex Libris, um Sierra von Innovative Interfaces, um OLE von der Kuali Foundation, um World Share Management Services von OCLC sowie um Intota von Serials Solutions. Wir werden uns damit auseinanderzusetzen haben.

Auf der Arbeitsebene zeigen wir, wie ein virtueller Auskunftsdienst eingerichtet werden wird und wie Online-Beratung wirklich funktionieren kann.

Und last but not least stellen wir die neue O’Reilly Studie 2012 zum E-Book-Markt in Deutschland, in Großbritannien und den USA, aber auch der BRIC-Länder Brasilien und China sowie der arabischen Welt vor. Informieren Sie sich in unserem übersichtlichen Beitrag auf einen Blick, wie sich der Buchmarkt und die E-Book-Anteile entwickeln und welchen Weg der Buchmarkt gehen wird.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und hilfreiche Anregungen.

Herzlich, Ihr Rafael Ball

Über Rafael Ball

Rafael Ball studierte die Fächer Biologie, Slawistik und Philosophie an den Universitäten Mainz, Warschau und Smolensk. 1994 wurde er am Institut für Allgemeine Botanik der Universität Mainz zum Dr. rer. nat. promoviert. Bekannt ist er für seine Ideen zur Bibliothek der Zukunft, zur Wissenschaftskommunikation und zur heutigen Rolle des gedruckten Buches. Er ist außerdem Chefredakteur der Zeitschrift B.I.T.online.