„Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“: Wirklich?
„Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“. Diese Aussage wird oft bemüht, um darauf hinzuweisen, dass ein Stehenbleiben im Gestrigen weder im beruflichen noch im privaten Bereich eine sinnvolle Option ist. Obwohl dieser eher schlichte Spruch auch seine Grenzen hat und nur allzu leicht für eine unreflektierte Beteuerung eines „Schneller, Höher, Weiter“ verwendet wird, trägt er trotz allem dennoch ein Quäntchen Wahrheit in sich.
Gerade in Bibliotheken ist es in unserer Zeit nicht ratsam, stehenzubleiben. Zu schnell bewegen sich Technologien, Strukturen, Organisationen und die Politik. Es gibt es eine ganze Reihe von Themen, bei denen Bibliotheken aktuell bleiben müssen, auch wenn sie nicht immer in erster Reihe dabei sein müssen. Sie sollten diese Themen und ihre Tragweite aber verstehen und eine qualifizierte Position dazu beziehen können.
In dieser Ausgabe von Library Essentials haben wir einige dieser Themen versammelt und mit Analysen versehen. Es beginnt mit der Frage nach Leadership in Bibliotheken in Zeiten von KI, aber auch in Zeiten von Work-Life-Balance, Partizipation und einem stark veränderten Arbeitsmarkt. Hier sind ganz andere Führungsqualitäten notwendig und gefordert, als es noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall war.
Ein weiteres Thema ist die Technologieentwicklung. KI kommt regelmäßig in allen möglichen Anwendungsszenarien in und für Bibliotheken vor. Wir analysieren einen Beitrag, wie KI-Tools etwa in der Sach- und Formalerschließung ausprobiert und eingesetzt werden. Wenn auch das Ergebnis lautet, dass der Mensch immer noch im Loop bleibt, bedeutet es dennoch, dass wir nicht umhinkommen, diese Technologien in allen Bereichen zumindest zu testen.
Ganz ähnlich sieht es mit Smart Reading aus. Auch hier gibt es Experimente, wie Bibliotheken ihre Kundinnen und Kunden noch besser an sich binden und für attraktive Lern- und Lese-Möglichkeiten sorgen müssen.
Und ebenso haben wir wieder einen Hinweis darauf gefunden, dass beim Thema Forschungsdatenmanagement nach wie vor eine mangelhafte Datenlage zur Nutzung und Wiederverwendung von Forschungsdaten existiert. Hier ist es dringend notwendig, die oftmals großen Ressourcenentscheidungen in Bibliotheken zu diesem Thema auch an diesen Daten zu spiegeln und gegebenenfalls zu korrigieren.
Ich wünsche Ihnen bei der Lektüre der vorliegenden Ausgabe von Library Essentials viele neue Inputs und würde mich freuen, die ein oder den anderen von Ihnen auf der BIBLIOCON in Bremen zu treffen.
Herzlich
Ihr Rafael Ball