Der digitale Konsument von heute
Datum: 16. Februar 2018
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Die Unternehmensberatung Accenture hat Resultate aus ihrer globalen Studie zu den neuen digitalen Verbrauchertrends veröffentlicht. Für diese Untersuchung wurden gesamthaft 21.000 Online-Konsumenten in 19 Ländern befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verschmelzung zwischen digitaler und physischer Welt immer schneller voranschreitet. Die Verbraucher würden sich aus diesem Grund wünschen, mehr digitale Erlebnisse in ihren Alltag zu integrieren. Das Beratungsunternehmen empfiehlt daher Unternehmen und Dienstleister aller Art, diesen Trend aufzunehmen. Accenture schlussfolgert, man müsse den Konsumenten genau das geben, was sie wirklich wollen. Auch Informationseinrichtungen werden sich dieser Herausforderung stellen müssen und daran gemessen werden.

Die Unternehmensberatung Accenture hat Resultate aus ihrer globalen Studie zu den neuen digitalen Verbrauchertrends veröffentlicht. Für diese Untersuchung wurden gesamthaft 21.000 Online-Konsumenten in 19 Ländern befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verschmelzung zwischen digitaler und physischer Welt immer schneller voranschreitet. Die Verbraucher würden sich aus diesem Grund wünschen, mehr digitale Erlebnisse in ihren Alltag zu integrieren. Das Beratungsunternehmen empfiehlt daher Unternehmen und Dienstleister aller Art, diesen Trend aufzunehmen. Accenture schlussfolgert, man müsse den Konsumenten genau das geben, was sie wirklich wollen. Auch Informationseinrichtungen werden sich dieser Herausforderung stellen müssen und daran gemessen werden.

Gesamthaft hat Accenture vier digitale Schlüsseltrends identifiziert, die in diesem Jahr relevant werden:

  • Eigenständige digitale Sprachassistenten.

Diesen digitalen Geräten wird sogar eine Vorreiter-Rolle bei der Fusion von physischer und digitaler Welt zuerkannt. Im Vergleich zum Vorjahr liegt das Wachstum für diese Geräte in allen untersuchten Ländern höher als 50 %. Dies gilt sogar unabhängig von der Verfügbarkeit lokaler Sprachdienste für diese Geräte. Obwohl eigenständige digitale Sprachassistenten in Form intelligenter Lautsprecher (z. B. Amazon Echo oder Google Home) noch nicht so weit verbreitet sind wie integrierte Sprachassistenten (z. B. in Smartphones wie Apples Siri), werden sie häufiger genutzt und gehen auch mit einer höheren Benutzerzufriedenheit einher als die integrierten Sprachassistenten. Ca. zwei Drittel alle Umfrageteilnehmer haben zudem angegeben, dass sie ihr Smartphone weniger oft nutzen, seitdem sie einen digitalen Sprachassistenten besitzen. Die Bereitschaft unter den Konsumenten solche Geräte zu kaufen ist entsprechend hoch. Damit ist es für die Hersteller dieser Geräte aber nicht getan. Anspruchsvoller ist es, die Konsumenten mit ihren Angeboten langfristig binden zu können. Auf diesem Markt dürften sich diejenigen Unternehmen durchsetzen, die in der Lage sind, Apps zu entwickeln, die für Verbraucher ein wirklich integriertes digitales und physisches Erlebnis ermöglichen.

  • Das Interesse an vernetzten Erlebnissen erstreckt sich auch auf selbstfahrende Fahrzeuge.

Obwohl es bis zur Marktreife von autonom fahrenden Fahrzeugen noch einige Jahre dauern dürfte, sind Interesse und Akzeptanz in der Bevölkerung für diese Technologie schon heute relativ groß. Zumindest deuten aktuelle Verbraucherumfragen darauf hin, die eine hohe Zustimmung zu diesem Konzept zeigen. Besonders hoch ist das Interesse inr der Gruppe von Online-Konsumenten, die männlich, unter 55 Jahre alt sind und über ein höheres Einkommen verfügen.

  • Die Verbraucher suchen mehr als bloß Spaß in der erweiterten und virtuellen Realität.

Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) sind bisher vorwiegend für Konsumenten ein Thema, wenn es um Gaming-Anwendungen geht. Der durchschnittliche Konsument interessiert sich aber eher für praktische, alltägliche Nutzungsmöglichkeiten dieser Technologien. Ein großes Problem für den wirklichen Markt-Durchbruch von AR/VR sind die hierzu benötigten Geräte. Viele Verbraucher empfinden diese als wenig komfortabel oder störend. Grundsätzlich sollte AR/VR daher in andere bestehende tragbare Geräte des täglichen Lebens integriert werden, um die Akzeptanz zur Nutzung dieser Technologien zu erhöhen. So wünschen sich mehr als die Hälfte der befragten Konsumenten, dass sie ihr Smartphone eines Tages durch eine tragbare Lösung ersetzen können. Dieses sollte alle Funktionen eines Smartphones besitzen, aber ergänzt um Sprach-, Augmented Reality- und Hologramm-Funktionen. Wie solche neuen Modelle von "tragbaren" Datenbrillen für die Nutzung der erweiterten Realität im Alltag aussehen könnten, findet man in einem aktuellen Beitrag der Schweizer Tageszeitung Tages-Anzeiger mit der passenden Überschrift Die erste smarte Brille, die nicht gruselig ist (Quelle: https://www.tagesanzeiger.ch/digital/mobil/Die-erste-smarte-Brille-die-nicht-gruselig-ist/story/26542308).

  • Die Verbraucher sind auf der Suche nach vereinfachten, flexiblen und ansprechenderen OTT-Videoerlebnissen.

Unter Over-the-top-Content-Dienste (OTT) versteht man die Übertragung von Video- und Audioinhalten über Internetzugänge, die unabhängig von Telekommunikationsnetzbetreibern sind. Somit fallen unter diesen Begriff zahlreiche Angebote und Dienste. Zu nennen sind etwa Videoplattformen wie YouTube, Video-on-Demand-Anbieter wie Netflix oder auch die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen TV-Sender. In den USA gibt es mehr als 200 solcher OTT-Anbieter. Die meisten User nutzen mehrere solcher Zugänge, um alle ihre gewünschten Inhalte zu erhalten. Nicht überraschend ist daher, dass 86 % der User sich nach einem einfacheren Modell zur Verwaltung ihrer Abos und Zugänge sehnen. Das bedeutet anderseits nicht, dass die User sich einen einzigen Zugang zu allen Inhalten wünschen, sondern nur zu denjenigen, die sie interessieren. Mehr als die Hälfte der Verbraucher ist der Ansicht, dass sie heute für viele Inhalte bezahlen, die sie gar nicht wollen. Benötigt werden also neue flexible und gebündelte Abo-Modelle, die genau die Präferenzen des einzelnen Kunden berücksichtigen.

Accenture zieht daraus folgende Schlussfolgerungen:

  • Künstliche Intelligenz (KI) ist heute breitgefächert in Handys und Laptops integriert. KI ist aber auch die Basis für die eigenständigen digitalen Sprachassistenten. Für viele alltägliche Aufgaben, vom Musikhören bis zur Terminplanung, erweist sich dieser neue Gerätetyp für die Verbraucher nützlicher als es Smartphones bisher sind. Folglich kann man damit rechnen, dass dieser Trend sich auch auf den Arbeitsplatz auswirkt.

  • Selbstfahrende Autos sind längst nicht mehr ein weitentferntes Zukunftsszenario. Die Realität hat damit Science-Fiction-Filme schon längst eingeholt. Diese Technologie ist da und sie wird bleiben. Und besonders digital ausgerichtete Konsumenten werden diese neue Art der Autos und der Fortbewegung schnell akzeptieren.

  • Augmented und Virtual Reality sind keine völlig neuen Technologien. Aber erst jetzt erkennen die Konsumenten das enorme Potenzial von AR ⁄ VR jenseits von Videospielen. Die Nachfrage nach solchen AR/VR-Anwendungen können mit relevanten Inhalten gesteigert werden, wenn man in der Lage, ist diesen Content informativ und kompetent umzusetzen.

  • Die Verbraucher verbringen heute einen beträchtlichen Teil ihrer Bildschirmzeit (42 %) mit abonnementbasierten OTT-Videoinhalten. Notwendig wären daher für die Zuschauer eine größere Titelauswahl und flexiblere Angebote. Dies betrifft besonders die Notwendigkeit, sich umständlich durch mehrere Geräte, Abonnements und On-Demand-Inhalte suchen zu müssen.

Sicherlich sind nur zwei dieser digitalen Konsumententrends für Bibliotheken von unmittelbarer Relevanz: digitale Sprachassistenten und besonders AR-/VR-Anwendungen. Aber auch die Frage nach den vereinfachten Zugängen zu den Angeboten verschiedener Dienste, wie bei den OTT-Diensten, ist ein Thema, das Bibliotheken schon lange beschäftigt. Aber vor allem nennt dieser Bericht von Accenture die Erkenntnis, dass sich digitale und reale Welt nur mehr schwer trennen lassen. An dieser Aussage sollte sich die Strategie von Bibliotheken in den nächsten Jahren orientieren, wenn man den digitalen Wandel erfolgreich meistern möchte. Grundsätzlich sieht man diese Auflösung von physischer und digitaler Welt in den Bibliotheken schon lange anhand der angebotenen Medien, wie dem Printbuch und dem E-Book.

Quelle:
Sovie, Dave et al.: "Time to navigate the Super MyWay: Give digital consumers exactly what they're looking for"; Accenture (Hrsg.), January 2018, online abrufbar unter https://www.accenture.com/us-en/event-digital-consumer-survey-2018

Schlagwörter:
Augmented Reality (AR), digitale Sprachassistenten, künstliche Intelligenz (KI), Personalisierung, Technologie, Trends, Virtuelle Realität (VR)

Mehr zum Thema:

Zukunft der Statistik

Die Kommission Zukunft Statistik (KomZS), eingerichtet vom Statistischen Bundesamt, hat ihren Abschlussbericht am 16. Januar 2024 vorgelegt. Unter der Leitung von Dr. Walter Radermacher, ehemaliger Präsidenten des Statistischen Bundesamtes und Generaldirektor von...

Warum Bücherklauen aus der Mode gekommen ist

In australischen Bibliotheken herrscht Ungewissheit über das Ausmaß von gestohlenen oder verloren gegangenen Medien, wie der Bibel oder DVDs, da diese nur selten erfasst werden. Zudem haben viele Bibliotheken Mahngebühren abgeschafft. Eine Besonderheit sind...