Wissensmanagement besteht nicht nur aus IT-Lösungen
Datum: 20. September 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Fachartikel

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In den letzten Jahren konnte man immer öfter den Eindruck gewinnen, dass das Gebiet des „Wissensmanagements“ nur mehr aus einer rein technologischen Sichtweise betrachtet wird. Mind-Maps, Wikis, Social Collaboration, Enterprise 2.0oder auch das gute, alte Intranet sind nur einige wenige Stichworte, die einem hierzu einfallen. Diese technischen Werkzeuge sind sicher sehr hilfreich, um den Wissensaustausch innerhalb einer Organisation zu erleichtern oder zu verbessern. Vergessen wird bei solchen vorwiegend auf Soft- und Hardware bestehenden Lösungen aber, dass Wissensmanagement sich in erster Linie um Menschen dreht, und daher wird nicht unbedingt eine teure IT-Lösung benötigt. Die Autorinnen dieses Konferenzbeitrags zeigen auf, dass gerade Human Resources-Abteilungen hier einen wichtigen Beitrag leisten können, um z.B. mittels entsprechender Stellenausschreibungen und Weiterbildungsangebote das Wissensmanagement eines Unternehmens zu stärken.

Grundsätzlich beinhaltet das Wissensmanagement den Prozess zur Entdeckung, Erstellung, Verbreitung und Nutzung von Wissen mit Hilfe von Informationstechnologie. Um das Wissensmanagement innerhalb einer Organisation erfolgreich zu gestalten, müssen die Unternehmensverantwortlichen sowie die Wissensmanager vier organisationsspezifische Aspekte verstehen. Es handelt sich hierbei um die Unternehmensstruktur, die Unternehmenskultur, das Personal sowie die Informationstechnologie, wobei die letzten zwei entscheidend für ein effektives Wissensmanagement sind. Schließlich muss das Unternehmenswissen auf dem Wissen von jedem einzelnen Mitarbeiter aufgebaut werden, bzw. besteht das Unternehmenswissen hauptsächlich aus diesem Mitarbeiterwissen.

Um den Nachweis zu erbringen, dass Human Resources ein effektiver Faktor auch für ein IT-basiertes Wissensmanagement sind, wird in diesem Beitrag zuerst die einschlägige Fachliteratur zu diesem Thema ausgewertet. Nachfolgend einige der darin gefundenen Aussagen:

  • Schulungen sollen Mitarbeiter und Manager mit den benötigten Fähigkeiten und Informationen versorgen, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Einer der Hauptgründe für das Scheitern von effizientem Wissensmanagement sind mangelhafte Schulungen, weil sie eben nicht die Prinzipien des Wissensmanagements unterstützen. Ausgereifte Schulungsprogramme sind dagegen in der Lage, das Wissen in einer Organisation zu bewahren (Bartlett, et. al., 2002).
  • Die Mitarbeitereinbindung ist einer der Schlüssel zu effektiven Wissensmanagement, weil es ohne die Mitwirkung der Mitarbeiter undenkbar ist, dass Wissen erstellt und geteilt wird (Greengard, 1998).
  • Die Wandlung eines Unternehmens zu einer Wissensorganisation benötigt die Zusammenarbeit unter Kollegen. Somit ist Teamarbeit eine wesentliche Quelle für den Wissenserzeugungsprozess (Martinez, 1998).

Die zwei Wissenschaftlerinnen haben aus der Literatur nun insgesamt vier Aufgabenbereiche identifiziert, bei denen das Personalmanagement helfen kann, das Wissensmanagement innerhalb eines Unternehmens zu stärken und zu verbessern:

  • Lernen: Das Personalmanagement muss dafür sorgen, dass ausreichend Ressourcen für die Weiterbildung vorhanden sind, damit umfangreiche Weiterbildung für die Mitarbeiter angeboten werden kann. Weiterbildung ist zentral für die langfristige Entwicklung des Wissens innerhalb eines Unternehmens.
  • Neue Rollen: Neue Berufsbilder des Personalmanagements sind etwa der Förderer des Humankapitals, der Wissensberater, der Beziehungsaufbauer und der schnelle Einsatzspezialist. Human Resource muss also Dienstleistungen anbieten, die das Humankapital optimal unterstützen, entwickeln und fördern.
  • Beziehungsmanagement: Das Personalmanagement muss dafür sorgen, dass innerhalb der Organisation ein leichter Gedankenaustausch zwischen den Mitarbeitern möglich ist.
  • Strategische Schwerpunkte setzen: In unserer Wissensgesellschaft sollte das Personalmanagement den Fokus auf die Entwicklung des Humankapitals sowie auf das Management des Wissens legen.

Folgende Schlussfolgerungen können aus dieser Arbeit gezogen werden:

  • Traditionelle Hierarchien, wie sie heute in vielen Unternehmen noch verbreitet sind, sind einem effektiven Wissensmanagement nicht förderlich. Diese behindern den Austausch und die Weitergabe von Wissen zwischen den Mitarbeitern.
  • Das Personalmanagement kann durch die Einstellung und entsprechende Stellenausschreibungen dafür sorgen, dass besonders viele lernwillige und wissensbegierige Mitarbeiter in das Unternehmen integriert werden.
  • Ein umfangreiches Weiterbildungsangebot muss innerhalb einer Organisation vorhanden sein, da ansonsten Gefahr besteht, dass das vorhandene Unternehmenswissen schnell veraltet.
  • Nur in einer offenen Unternehmensatmosphäre ist es möglich, dass Wissen innerhalb eines Unternehmens „frei“ fließt. Die Human Resource-Abteilung muss dafür sorgen, dass sich die Mitarbeiter informell untereinander austauschen und vernetzen können.

Dieser Beitrag relativiert die weitverbreitete Meinung, dass eine entsprechende IT-Architektur ausreichend für ein funktionierendes Wissensmanagement innerhalb einer Organisation ist. Die Autorinnen nehmen eine mehr pragmatische, menschliche Sicht auf das Thema Wissensmanagement ein und plädieren für eine Kombination aus IT und Mensch. Sie sehen für die Erfüllung dieser Aufgabe besonders die Human Resources-Abteilungen der Organisationen in der Pflicht. Nicht erwähnt wird von den Wissenschaftlerinnen leider, dass für die zentrale Aufgabe des Lernens und der Weiterbildung eigentlich die Informationsabteilungen in Unternehmen oder die Abteilung Organisation noch wesentlich prädestinierter wären als die jeweiligen Personalabteilungen.

Quelle:
Ahmed, Maria; Ahmad, Rohina Ruqaiya: „Human Resource effective Factor for Knowledge Management with IT“; International Conference on Technology and Business Management, Dubai 2012,Conference Paper, 832-840, online erhältlich unterhttp://www.ictbm.org/ictbm12/ICTBM12CD/pdf/D2248-done.pdf

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