Wie junge US-Amerikaner Bibliotheken nutzen
Datum: 7. Dezember 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Die Internet-Forschungsorganisation Pew Internet hat die Lesegewohnheiten und die Bibliotheksbenutzung von jungen Leuten im Alter von 16 bis 29 Jahren unter die Lupe genommen. Insgesamt wurden für diese Studie knapp 3.000 US-Amerikaner, die älter als 16 Jahre sind, befragt. Gerade diese jüngere Generation bestimmt in den nächsten Jahren immer stärker, wie Bibliotheken sich strategisch ausrichten müssen.

Wichtige Resultate dieser Untersuchung sind u.a.:

  • 83% der jungen Amerikaner in der Alterskategorie von 16 bis 29 Jahren haben im letzten Jahr mindestens einmal ein Buch gelesen. 75% dieser Buchleser haben dabei ein gedrucktes Buch gelesen, 11% ein E-Book und 11% haben sich ein Hörbuch angehört.
  • Diejenigen jungen US-Bürgern, die ein E-Book gelesen haben, lesen dieses elektronische Buch bevorzugt über ihr Mobiltelefon (41%) oder über einen Computer (55%). Der führende E-Book-Reader, der Kindle von Amazon, kommt auf einen Nutzungsanteil auf lediglich 23% in dieser Altersklasse, und auch Tablet-PCs werden von dieser Gruppe an jungen E-Book-Nutzern nur zu 16% genutzt.
  • Insgesamt liest fast die Hälfte (47%) der unter 30-Jährigen auch umfangreichere Inhalte in elektronischer Form wie Bücher, Zeitschriften oder Zeitungen. Allgemein scheinen die jüngeren US-Amerikaner durch die Verfügbarkeit von elektronischen Inhalten mehr zum Lesen angeregt als vergleichsweise ältere Personen (40% gegenüber 28%).
  • 60% aller US-Amerikaner unter 30 Jahren haben im letzten Jahr mindestens einmal eine Bibliothek besucht. 46% davon nutzen die Bibliothek für Recherchetätigkeiten, 38% leihen Bücher (Print, elektronische und Hörbücher) aus, und 23% leihen sich auch Zeitungen, Zeitschriften oder Magazine aus.
  • Wie schon in einer anderen Untersuchung von Pew Internet ebenfalls beobachtet, wissen viele der jungen Bibliotheksnutzer nicht, dass ihre Bibliothek die Ausleihe von E-Books erlaubt. So sagen 52% der jungen Bibliothekbenutzer, dass sie bisher nichts von der bestehenden Ausleihmöglichkeit von E-Books wussten. Gleichzeitig wären aber 58% der bisherigen Nicht-Ausleiher von E-Books grundsätzlich an der Ausleihe von elektronischen Lesegeräten mit bereits geladenen E-Books interessiert.
  • Und im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Meinung lesen junge Leute wesentlich mehr als die über 30-Jährigen. Gerade wenn es um das Lesen für die Schule oder die Arbeit geht, haben die unter 30-Jährigen mit einem Anteil von 81% gegenüber einen lediglich 49% Anteil bei den über 30-Jährigen klar die Oberhand.
  • Beim Lesen von gedruckten Büchern gibt es dagegen kaum wahrnehmbare Unterschiede zwischen den jüngeren und älteren Lesern.

Die vorliegende Untersuchung liefert einige interessante Ergebnisse. Das Vorurteil, dass die jüngere Generation heute weniger liest, als eine ältere, lässt sich nicht nachweisen. Es ist eher so, dass im direkten Vergleich die Jüngeren mehr lesen als ältere Altersklassen. Und dies gilt z.B. auch für gedruckte Bücher und nicht nur für digitale Inhalte. Die Anforderungen durch Schule und Arbeit sind hier die entscheidenden Treiber für diese Lesebereitschaft. Für Bibliotheken ist dies eigentlich eine erfreuliche Entwicklung, die auch für die Zukunft eine hohen Nutzungsgrad verspricht. Allerdings ist dies keine Einbahnstraße. Gerade die Feststellung, dass viele der jungen Leser nicht wissen, dass man in Bibliothek E-Books und Lesegeräte ausleihen kann, zeigt einen akuten Handlungsbedarf auf Seiten der Informationseinrichtungen.

Quelle:
Zickuhr, Kathryn et. al.: "Younger Americans’ Reading and Library Habits"; Pew Research Center’s Internet & American Life Project (Hrsg.), 23. Oktober 2012, online verfügbar unter http://libraries.pewinternet.org/2012/10/23/younger-americans-reading-and-library-habits/

Mehr zum Thema:

Zukunft der Statistik

Die Kommission Zukunft Statistik (KomZS), eingerichtet vom Statistischen Bundesamt, hat ihren Abschlussbericht am 16. Januar 2024 vorgelegt. Unter der Leitung von Dr. Walter Radermacher, ehemaliger Präsidenten des Statistischen Bundesamtes und Generaldirektor von...

Warum Bücherklauen aus der Mode gekommen ist

In australischen Bibliotheken herrscht Ungewissheit über das Ausmaß von gestohlenen oder verloren gegangenen Medien, wie der Bibel oder DVDs, da diese nur selten erfasst werden. Zudem haben viele Bibliotheken Mahngebühren abgeschafft. Eine Besonderheit sind...