Trends im Wissensmanagement
Datum: 12. Januar 2014
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Die Pumacy Technologies AG – ein führender Anbieter für Wissens-, Prozess- und Innovationsmanagement – hat in ihrer Studie "Wissensmanagement-Trends 2014-2023" untersucht, welche Praktiken für das Wissensmanagement als besonders erfolgsversprechend einzustufen sind. Interessant ist bei dieser Studie, dass hierzu ausschließlich ausgewiesene Wissensmanagement-Experten befragt worden sind, darunter ein hoher Anteil mit führenden Positionen in größeren Unternehmen. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, einen Eindruck zu erhalten, welche Praktiken heutzutage in den Unternehmen eingesetzt werden und welche je nach Schwerpunkt zu empfehlen sind.

Zu den typischen Problemen, die man mit dem Wissensmanagement in den Griff kriegen will, zählen:

  • Weggang von langjährigen Mitarbeitern, deren Fachwissen dadurch verloren geht.
  • Immer wieder die gleichen Fehler begehen und nichts daraus lernen.
  • Vorliegende Daten werden nicht ausgewertet und somit kann daraus auch kein unternehmerischer Nutzen gezogen werden.
  • Das Rad wird ständig neu erfunden.
  • Fehlende Zeit, um neue Mitarbeiter richtig einzuarbeiten.
  • Mitarbeiter sind ständig auf der Suche nach im Unternehmen vorhandenen Informationen.
  • Keine Kenntnisse darüber, welche Mitarbeiter über spezifisches Fachwissen verfügen.

Auf diese Herausforderungen reagieren die Unternehmen in der Regel mit einer Vielzahl von Wissensmanagement-Praktiken und -Tools wie Data Mining, Best Practice, Wissenswörterbücher, Projektdatenbank, Intranet, Wiki und vieles mehr.

Diese WM-Praktiken lassen sich in folgende grundlegende Kategorien einteilen:

  • Wissen erfassen (z.B. Wissenslandkarte)
  • Wissen bewerten (Suchmaschinen, Tagging)
  • Wissen aufbewahren (Wissenstransfer, Projektdatenbank)
  • Wissen entwickeln (Jobrotation, E-Learning)
  • Wissen anwenden (Expertendatenbank/Gelbe Seiten, Business Intelligence)
  • Wissen verteilen  (Blog, Forum)

Um herauszufinden, welche Wissensmanagement-Praktiken in Unternehmen bevorzugt eingesetzt werden, wird der sogenannte Hype Cycle (von dem Marktforschungsunternehmen Gartner entwickelt) verwendet. Dieser zeigt die verschiedenen Entwicklungsphasen der öffentlichen Aufmerksamkeit, die eine Innovation bei ihrer Markteinführung im Laufe der Zeit durchläuft:

  • Am Anfang steht ein technologischer Auslöser,
  • der zu einem Gipfel der überzogenen Erwartungen führt,
  • gefolgt vom Tal der Enttäuschungen,
  • danach geht es zurück auf den Pfad der Erleuchtungen,
  • und endet auf dem Plateau der Produktivität.

Basierend auf der Auswertung der Fachliteratur wurden die Methoden dafür in insgesamt vier Typen unterteilt (Mehrfachnennung möglich):

  • Early Bird

Darunter fallen Praktiken, die neu bzw. am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Geeignet sind sie besonders für die Weiterentwicklung des Wissensmanagements in einem Unternehmen oder für die Forschung. Angesprochen sollten davon also Trendsetter, Pioniere oder Early Adopters (Beispiel: Tagging) werden.

  • Give it a Try

Diese Methoden sind schon länger erprobt, werden aber nur von wenigen eingesetzt. Ein Einsatz für diese Methode ist vor allem für Unternehmen empfehlenswert, die über ein etabliertes Wissensmanagement und über eine gewisse Experimentierfreude verfügen (Beispiel: Wissensbilanz).

  • Hidden Champion

Zu diesen Praktiken zählen Methoden, die weniger bekannt sind, aber ein hervorragendes Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen (Beispiel: Gelbe Seiten).

  • Proved in Practice

Hierbei handelt es sich um erprobte Praktiken, die sich seit längerer Zeit in vielen Unternehmen durchgesetzt haben. Sie sind besonders gut geeignet für Organisationen, die erst damit beginnen, Wissensmanagement-Strukturen aufzubauen (Beispiel: Best Practice).

Die eigentliche Studie mit der Befragung der Unternehmen wurde dann im April und Mai 2013 durchgeführt. Insgesamt 42 Industrieunternehmen mit mehr als 2.500 Mitarbeitern haben sich daran beteiligt. Die wichtigsten Resultate aus dieser Untersuchung sind:

  • Die meisten dieser Wissensmanagement-Praktiken werden heute von den befragten Unternehmen inzwischen auch operativ eingesetzt.
  • Gerade in größeren Unternehmen kommt die immer noch junge Disziplin Wissensmanagement branchenübergreifend im betrieblichen Ablauf zum Einsatz.
  • Interessanterweise wird Wissensmanagement richtigerweise als ein langfristiger und kontinuierlicher Prozess von den Unternehmen erkannt. Dieser ist eben nicht mit der Implementierung von einem oder mehreren Software-Applikationen innerhalb von wenigen Wochen umzusetzen.
  • Viele bekannte Wissensmanagement-Methoden werden in der Praxis auch eingesetzt  ("Proved in Practice"). Etabliert haben sich in den befragten Unternehmen Best Practices, Betriebsbegehungen, Suchmaschinen, Groupware Systeme, Foren, Business Intelligence und Content Management Systeme.
  • Zu den Praktiken, die sich noch in einer Einführungsphase befinden ("Give it a try"), also erst in 2 bis 5 Jahren ihr Plateau erreichen, zählen laut dieser Studie Wissenstransfer, Wissensmanager, Wiki, Wissenslandkarte, selbsterklärende Ordnerstruktur, E-Learning, Storytelling und World Café.
  • Allerdings herrschen in den Unternehmen unterschiedliche Ansichten darüber, an welcher Stelle des Hype-Cycle sich einzelne Praktiken befinden. Dazu zählen besonders Tagging, Projektdatenbank, CMS, selbsterklärende Ordnerstruktur, Business Intellligence, Wissensaudit, Wissensbilanz, Open Space, World Café und Double-Loop-Learning.

Die vorliegende Studie liefert einen guten Überblick, welche Wissensmanagement-Ansätze bereits in der Praxis von den Unternehmen eingesetzt werden und welche erst im Kommen sind.

Quelle:

Pumacy Technologies (Hrsg.): "Wissensmanagement Trends 2014-2023: Was Anwender nutzen und Visionäre erwarten"; 2013, http://www.pumacy.de/wissensmanagement_trends.html

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