Bis heute setzen Informationsspezialisten bei der Evaluierung von Zeitschriften, um deren Einfluss innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu messen, in erster Linie auf die Zitierungsanalyse. Auf Zitierungshäufigkeiten basierende Indikatoren wie der Impact-Faktor von Garfield werden oft als ausschließliches Kriterium eingesetzt, wenn Bibliotheken eine bestimmte Zeitschrift abonnieren, ob ein Autor in einer bestimmten Zeitschrift publiziert oder ob ein Forscher ein idealer Kandidat für eine ausgeschriebene Stelle ist. Dieser eindimensionale Ansatz missachtet aber andere Aspekte, die zum Ansehen einer Zeitschrift beitragen können. In diesem Beitrag werden alternative, multidimensionale Kennzahlen vorgestellt und untersucht, die man unter der Bezeichnung “Scientometrics 2.0” zusammenfassen kann. Diese neue und erweiterte Analyse des wissenschaftlichen Einflusses erweitert die klassische Zeitschriftenszientometrie 1.0 mit zusätzlichen Kennzahlen aus dem sozialen Web und versucht so, eine umfassendere Messung des wissenschaftlichen Einflusses einer Fachzeitschrift zu liefern. Grundsätzlich geht es hierbei um den Einsatz von Crowdsourcing für den Peer-Review-Prozess. Dabei werden verschiedene aus dem Web bezogene Daten wie Tweets, Bookmarks oder Blogeinträge von Online-Plattformen wie soziale Netzwerke und Social Bookmarking-Dienste für eine vollständige Analyse der wissenschaftlichen Kommunikation beigezogen. Nachfolgend werden verschiedene multidimensionale Zeitschriftenauswertungs-Konzepte vorgestellt und diskutiert.

Web 2.0-Plattformen wie Delicious, YouTube, Flickr und LibraryThing haben in den letzten Jahren das Social Tagging (d.h. also: Dokumente werden durch die User mit frei gewählten Schlagworten versehen) populär gemacht. Diese Sammlungen von Tags, d.h. Folksonomies, haben die Indexierung von Inhalten und Dokumenten auf eine neue Stufe gehoben, denn sie geben die Sicht der User wieder. Wurden in Bibliotheken streng mittels kontrollierten Vokabulars Bücher und Artikel inhaltlich erschlossen, stellen die durch User erzeugten Tags eine neue Ebene von Metadaten dar, mit denen die Meinung der Nutzer zu Fachzeitschriften und einzelnen Beiträgen gemessen werden kann. Damit stehen grundsätzlich verschiedene Indexierungswege für Zeitschriften und Artikel zur Verfügung:

Die Indexierung durch den Autoren selbst
Die automatische Indexierung mittels extrahierter Begriffe aus der Informationsressource
Die Indexierung durch die Sprache des Users, also Folksonomies
Die Indexierung durch Informationsspezialisten, die dazu auf strukturierte Wissenssysteme wie Thesauri oder Klassifikationen zurückgreifen.
Ausgangspunkt der nachfolgenden multidimensionalen Bewertungsansätze für die Zeitschriftenevaluierung ist die Tatsache, dass die Relevanz und der Einfluss einer Fachzeitschrift auf …

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