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08-2013

Spielt Mikroform im digitalen Zeitalter noch eine Rolle?

Die meisten Bibliotheken besitzen auch heute noch große Sammlungen an Dokumenten, die auf Mikroform archiviert sind. Bekannte Arten von Mikroform sind z.B. Mikrofiche und Mikrofilme. Eigentlich könnte man glauben, dass in unserem digitalen Zeitalter diese Art der Speichermedien bereits „ausgestorben“ sind. Schließlich scheinen Mikrofiche und Co. nicht nur veraltet, sondern so etwas wie ein „giftiges“ Bestandsgut zu sein. Diese Sammlungen sind aufgrund ihrer umständlichen Nutzbarkeit bei den Benutzern eher unbeliebt und werden daher auch nur sehr selten effektiv genutzt. Zudem nehmen sie in Zeiten der knappen Räumlichkeiten auch eine gewisse Menge an Platz weg. Es scheint daher nur eine Frage der Zeit zu sein, wann diese „Dinosaurier“ der Archiv- und Bibliothekswelt verschwinden oder durch digitale Speicherformen ersetzt werden. Tatsächlich ist Mikroform aber immer noch ein relevantes Format. Mikroform-Sammlungen enthalten für die Forschung wertvolles Material, das derzeit in elektronischer Form nicht vorliegt. Zudem eignet sich Mikroform sehr gut für die Langzeitarchivierung. Deswegen sollten sich Informationsspezialisten genau überlegen, welche Teile ihrer Mikroform-Bestände sie liquidieren und welche sie wohl besser behalten sollten. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer fortlaufenden Mikroform-Studie vorgestellt.

Mikroform wurde von Bibliotheken aus Gründen der Platzersparnis, der Wirtschaftlichkeit und zur Bestandserhaltung gewählt. Historisch gesehen war es mittels Mikroform möglich, zum ersten Mal große physische Bestände an Dokumenten auf viel weniger Platz beanspruchende Materialien zu speichern. Eine Studie von Keogh (2012) hat ergeben, dass 94% der an dieser Studie beteiligten Bibliotheken noch Mikroform einsetzen und auch immer noch einkaufen. Die Begeisterung bei den Benutzern hielt sich dagegen für Mikroform schon von Beginn an in sehr engen Grenzen. Zu unbequem ist schlicht die Benutzung, um z.B. Mikrofiche-Bestände nach bestimmten Inhalten zu durchsuchen. Wenn Nutzer heute vor die Wahl zwischen Print, elektronisch und Mikroform gestellt werden, wählen sie mehrheitlich die digitale Version eines Dokuments, und am seltensten die Mikrofor

Allerdings haben auch Zeitschriften in elektronischer Form ihre Nachteile. Nicht selten fehlen in der Online-Version bestimmte Inhalte, die in der Print-Ausgabe vorhanden sind. Zudem darf nicht vergessen werden, dass auf Mikroform archiviertes Material jederzeit zur Verfügung steht, während dies bei Volltext-Datenbanken nicht in allen Fällen garantiert ist. So entfernen Datenbankhosts nicht selten Inhalte aus ihren Angeboten, Konsortialverträge werden geändert oder ein Anbieter hat sein Geschäft einfach eingestellt. Grundsätzlich eignen sich gerade Zeitungen, sowie besonders lokale Blätter, für die Mikroform-Archivierung. Regionale Zeitungen spielen für historische, genealogische und biographische Forschungsarbeiten eine zentrale Rolle.

Grundlage für die folgende Fallstudie bilden die Nutzungsstatistiken und Sammlungsbestände der verschiedenen Universitätsbibliotheken in Auburn. Bei der Auburn Universität handelt es um eine große staatliche Universität im US-Bundesstaat Alabama mit 25.000 Studenten. Insgesamt umfasst die dortige Mikroformsammlung mehr als 4,1 Mio. Einheiten, die als Mikrofilm (ca. 104.000 Rollen), Mikrofiche (ca. 3,45 Mio.) und Microcard (ca. 580.000) …

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Bitte lächeln!

Ob die Begegnung mit einem Benutzer für einen Informationsspezialisten erfolgreich verläuft, hängt nicht allein von dessen Fähigkeit ab, die richtigen Fragen zu stellen und die richtigen Antworten zu liefern. Zu einem exzellenten Service gehört auch ein freundliches und offenes Auftreten, um eine Bibliothek für den Kunden zu einem angenehmen Ort zu machen. In diesem Beitrag wird untersucht, welche Faktoren entscheidend sind, um dieses Ziel zu erreichen. Mittels einer Studie, die auf die Beurteilungen von Fotos setzt, wird u.a. analysiert, welchen Einfluss die Kleidung eines Bibliothekars auf seine Benutzer hat. Abgeleitet aus diesen Resultaten werden Empfehlungen gegeben, um die eigene Ansprechbarkeit durch die Benutzer zu erhöhen.

Unter den von der American Library Association vorgeschlagenen erfolgreichen Verhaltensweisen für Informationsspezialisten, wird als eine entscheidende Komponente die Ansprechbarkeit eines Bibliothekars genannt. Bei der Beurteilung dieser Zugänglichkeit entscheidet oft der subjektive erste Eindruck des Benutzers. Die meisten empirischen Untersuchungen zu diesem Thema konzentrieren sich allerdings allein auf die Kommunikation zwischen Informationsspezialist und Benutzer, nachdem der Nutzer den ersten Kontakt mit dem Bibliothekar schon hergestellt hat. Der entscheidende Moment für den Nutzer geschieht aber vorher, wenn er sich entscheidet, ob er den Bibliothekar um Hilfe bittet oder nicht. Hier entscheidet in erster Linie die nichtverbale Kommunikation, d.h. das Auftreten des Informationsspezialisten.

In der Fachliteratur wird besonders oft das Verhalten am Auskunftsschalter von Informationseinrichtungen analysiert. Die meisten dieser Arbeiten setzen aber den Schwerpunkt auf die Zufriedenheit der User mit den erhaltenen Auskünften, welche Fragen den Informationsspezialisten gestellt werden, oder die Richtigkeit der gemachten Antworten. Andere Studien stellen demographische Trends in den Mittelpunkt, die einen Einfluss auf die Entscheidung von Nutzern haben können, einen Informationsspezialisten anzusprechen. Diese Studien sind alle wichtig, um zu verstehen, mit welchen grundsätzlichen Erwartungen und Erfahrungen die Benutzer in die Bibliothek kommen. Diese Untersuchungen bringen allerdings für den einzelnen Informationsspezialisten, der die eigene Ansprechbarkeit verbessern möchte, nur relativ wenig Nutzen.

Im Frühling 2012 wurde an einer großen Universität im mittleren Westen der USA eine Online-Umfrage durchgeführt. Die Teilnehmer sollten dabei anhand von verschiedenen Fotos, die hypothetische Bibliothekare zeigen, die Ansprechbarkeit dieser gezeigten Personen anhand einer Bewertungsskala …

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Die Informationspraktiken der Informationsspezialisten

Bibliothekare und andere Informationsexperten sind professionelle Informationsrechercheure. Dieses Wissen geben sie auch in Form von Schulungen oder Anleitungen z.T. an ihre Benutzer weiter, damit diese ihrerseits zu besseren Suchergebnissen gelangen. Gleichzeitig ist bisher nur wenig bekannt über die Informationspraktiken dieser Informationsspezialisten selbst, sowie deren Auswirkungen auf ihre Informationseinrichtungen und ihre Benutzer. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Informationsinteraktionen von Information Professionals innerhalb und im Kontext einer Bibliothek zu beschreiben. Mit dieser Arbeit soll u.a. herausgefunden werden, wie Informationsspezialisten selbst nach Informationen suchen und welche Strategien sie dafür einsetzen. Während in den meisten Fachartikeln das Informationsverhalten der Benutzer im Vordergrund steht, wird in diesem Beitrag die Arbeitsweise der Informationsspezialisten in einer Bibliothek analysiert.
Die traditionelle informationswissenschaftliche Literatur tendiert dazu, Bibliothekare und andere Information Professionals als eine Art privilegierte Informationssuchende zu charakterisieren. Als Experten helfen sie alltäglich ihren Benutzern bei deren Informationssuche und führen dazu Recherchen in komplizierten Informationssystemen aus, um die notwendigen Informationen zu finden und zu beschaffen. Aus diesem Grund zählen als Kernkompetenzen von Infoprofis Fähigkeiten wie richtig Recherchieren oder Kenntnisse von Nachschlagewerken. Wobei anzumerken ist, dass die Möglichkeiten der Websuche die relative Bedeutung von Auskünften in der Bibliothek in den letzten Jahren deutlich reduziert hat. Die Fähigkeit, richtig nach Information zu suchen, gilt zudem als eine grundlegende Voraussetzung für Informationskompete

Diese Arbeit versucht folgende Fragen, die in diesem Zusammenhang gestellt werden, zu beantworten:

Wie arbeiten Bibliothekare mit Informationen?
Wie finden sie Informationen und wie informieren sie sich?
Welche Faktoren und Akteure beeinflussen die Art, wie sie suchen und Informationen nutzen?
Zu diesem Zweck wird eine Untersuchung in einer großen nordeuropäischen Stadtbibliothek durchgeführt. Die wenigen Studien, die sich bisher mit diesem Thema beschäftigt haben, haben z.B. herausgefunden, dass die Informationsspezialisten sich hauptsächlich auf persönliche Kommunikation und Online-Foren verlassen, wenn sie selbst Unterstützung bei der Informationssuche benötigen. Weniger oft wird dabei auf wissenschaftliche Fachzeitschriften zurückgegriffen. Bei dieser Studie wird auf eine Kombination von mehreren Methoden gesetzt, nämlich Beobachtungen innerhalb der Bibliotheksräumlichkeiten, auf Tagebucheinträge bei der Informationssuche sowie Interviews mit sieben Mitarbeitern dieser Bibliothek. Die vorliegenden Resultate sind nur eingeschränkt auf andere Einrichtungen übertragbar, da die Stichprobe mit nur einer …

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Auf dem Weg zur Bibliothek 3.0

Im September 2005 wurde der Begriff „Library 2.0“ durch Michael Casey auf seinem LibraryCrunch-Blog zum ersten Mal verwendet. In seinem Blog-Beitrag diskutierte er die Möglichkeit, durch den Einsatz von Web 2.0-Technologien die Bibliotheken zu verbessern. Das Konzept dieser Bibliothek 2.0 fand danach in der Bibliothekswelt sehr schnell Anklang. Dieser Ausdruck steht heute allgemein für die Anwendung von interaktiven, kollaborativen, multimedialen und webbasierten Technologien, die für Bibliotheksdienste und Sammlungen eingesetzt werden. Inzwischen wird in der Bibliotheks- und Informationsfachwelt immer öfter ein neuer Begriff diskutiert, nämlich die Library 3.0. Ist mit dieser Versionserhöhung wirklich ein neuer Entwicklungsschritt in der Geschichte der Informationseinrichtungen verbunden, bzw. worin unterscheidet sich die Bibliothek 3.0 von der Bibliothek 2.0? Oder ist dies nur ein weiterer Hype, um die Fachzeitschriften mit vermeintlich neuem Material zu versorgen?
Bibliotheken sind in den letzten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, immer stärker durch die ablaufenden sozialökonomischen und technologischen Veränderungen einschlägig gelenkt worden. Dieser Wandel wird aktuell mit den Phänomenen der Kollaboration und durch Nutzer erstellte Inhalte („user generated content“) auf ein völlig neues Niveau gehoben. Aber nicht nur das, diese Prozesse laufen auch viel schneller ab, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Gleichzeitig versuchen Informationsspezialisten mit diesem Entwicklungstempo mitzuhalten. Deswegen bestimmen heute immer öfter neue Informations- und Kommunikationstechnologien die Entwicklungen der Bibliotheken, indem sie die Art und Weise verändern, wie diese ihre Dienstleistungen für Benutzer anbieten.

Die mit diesem Wandel verbundenen Bezeichnungen wie Bibliothek 2.0, 3.0 oder sogar 4.0 sind inzwischen zum Thema einer Kontroverse geworden. Das sogenannte „Punkt 0“-Etikett will einen neuen, wichtigen Trend suggerieren, ist aber für viele Informationsspezialisten nur mehr eine hohle Phrase ohne jegliche inhaltliche Bedeutung. Diese Art der Versionierung entstammt bekanntlich dem Softwarebereich, wo eine neue Programm-Version eine höhere Nummer erhält. Kleinere Verbesserungen eines Programms („Updates“) werden dort durch kleine Versionssprünge wie von 1.2 auf 1.3 angezeigt. Diese geringen Veränderungen finden auf Basis der existierenden Architektur statt. Beträchtliche Programm-Veränderungen („Upgrades“) werden durch große Versionssprünge dargestellt, eben z.B. von 2.0 auf 3.0. Gleichzeitig soll mit der höheren Versionsnummer auch angedeutet werden, dass die höchste Nummer auch die aktuellsten und besten Weiterentwicklungen enthält. So gesehen ist Bibliothek 4.0 besser als Bibliothek 3.0, und Bibliothek 3.0 besser als …

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Suchwerkzeuge für Fachliteratur im Vergleich

Ohne jeden Zweifel hat die Suchmaschine Google die Art, wie wir nach Informationen suchen, in den letzten 10 bis 15 Jahren nachhaltig verändert und bestimmt. Nicht nur die unzähligen Fachartikel aus dem Bibliotheks- und Informationswesen zu der Suchmaschine zeugen von diesem gewaltigen Einfluss auf unser Informationsverhalten. Auf eine kurze Formel gebracht, erwarten heute selbst Informationsspezialisten, genau wie ihre Benutzer, dass eine Recherche auch in den Bibliotheksdatenbanken – wie in Google – schnell, einfach und über alle Informationsquellen hinweg erfolgt. Ausdrücke, die in diesem Zusammenhang immer wieder fallen, sind „ein einziger Einstiegspunkt“ oder „ein Google ähnliches Interface“. An der Übertragung dieses Ansatzes in die Bibliothekswelt arbeiten Informationsspezialisten und die Anbieter solcher Google-ähnlichen Systeme schon lange. Wissenschaftliche Bibliotheken wollen so ihre mit viel Geld und Aufwand betriebenen Datenbanken und Bibliotheksressourcen den Studenten und Forschern „schmackhaft“ machen. Der aktuellste Versuch in dieser Richtung sind die sogenannten Discovery-Tools. Im Folgenden wird mittels einer Studie untersucht, wie diese Systeme im Vergleich zu kostenfreien Werkzeugen wie Google Scholar sowie anderen Bibliothekssystemen bezüglich ihrer Sucheffizienz abschneiden.

Beteiligt an dieser Untersuchung sind die wissenschaftlichen Bibliotheken der Illinois Wesleyan University (IWU), die den EBSCO Discovery Service (EDS) einsetzt, sowie die Bucknell University, die auf den Summon Discovery Service von Serial Solutions setzt. Grundsätzlich soll mit dieser Arbeit aber nicht nur die Leistungsfähigkeit dieser Werkzeuge ermittelt, sondern allgemein der Rechercheprozess von Studenten erforscht werden. Dies ist wichtig, um noch unbekannte Informationsbedürfnisse der Benutzer sowie mögliche Verbesserungen bei den Anleitungen zu finden. Zuerst aber ein kleiner historischer Rückblick auf die Entwicklung von Suchwerkzeugen für den akademischen Bereich.

In den frühen 2000er-Jahren kamen die sogenannte Federated Search-Werkzeuge auf den Markt, die man als ersten Versuch von Informationsspezialisten ansehen kann, mit Google in den direkten Wettbewerb zu treten. Mit der föderierten Suche sollte es ermöglicht werden, mittels einer einzigen Suchanfrage parallel in verschiedenen Datenbanken zu suchen. Die Grenzen dieser Systeme wurden aber schnell offensichtlich. Dazu zählen u.a. die im Vergleich zu Google extrem langen Antwortzeiten, komplizierte Schnittstellen sowie verwirrende Suchergebnislisten. Als ein schwerwiegendes, aktuelles Problem bei dem Einsatz dieser Suchwerkzeuge hat sich herausgestellt, dass sie nicht kompatibel mit Smartphones und anderen mobilen Endgeräten sind.

Mit Google Scholar hat Google selbst eine Möglichkeit angeboten, nach wissenschaftlichen Informationen zu recherchieren. Diese akademische Suchmaschine wurde 2004 lanciert. Sie bietet Usern eine einfache Suchmöglichkeit, im Web nach wissenschaftlicher Fachliteratur zu suchen. Über ein einziges Suchformular kann nach Büchern, Fachartikeln, Abstracts, Kommentaren oder Doktor- und Diplomarbeiten gesucht werden. Berücksichtigt werden für diese Anfragen die Angebote von Verlagen, Berufsvereinigungen, Online-Repositorien, Universitäten und anderen Websites. Nicht verwunderlich haben in den letzten Jahren einige Bibliotheken sich dazu entschlossen, ihre Linkresolver für den Zugang zu elektronischen Volltexten mit Google Scholar zu verbinden. In der Fachliteratur ist aber auch an diesem Suchtool …

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Editorial 08-2013

Alles Google, oder was? So oder so ähnlich könnte die Frage aussehen, die an zwei amerikanischen Universitäten knapp einhundert Studierenden gestellt worden ist. Das Experiment sollte herausfinden, wie sie mit den angebotenen Discovery-Systemen in ihrer Bibliothek umgehen und welche Resultate sie dabei erzielen. Discovery-Systeme sind nichts Neues mehr in der Bibliothekswelt, seit gut fünf Jahren tummeln sich eine Handvoll Softwaresysteme auf dem Markt, um die Kataloge der Bibliotheken, deren...

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