Soziale Medien als Informationsquellen
Datum: 2. April 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

ebrary, einer der führenden Anbieter von E-Books, hat Ergebnisse aus der globalen E-Book Umfrage 2011 unter Studenten veröffentlicht. In einem Anhang zu dieser Studie wurde auch untersucht, ob soziale Medien für Studenten ein geeignetes Recherchewerkzeug sind. Insgesamt haben weltweit mehr als 6.300 Studenten an dieser Befragung teilgenommen. Eine ähnliche Studie wurde von ebrary bereits 2008 durchgeführt, allerdings ohne den sozialen Medien-Abschnitt. Durch den Vergleich der Befragungen von 2008 und 2011 lassen sich einige interessante Rückschlüsse auf den Erfolg, die Verbreitung und die Nutzung von elektronischen Büchern ziehen.

Folgende interessante Resultate haben sich u.a. ergeben:

  • Wussten 2008 noch 58% aller befragten Studenten nicht, wo sie E-Books in ihrer Bibliothek finden können, hat sich dieser Wert dreieinhalb Jahre später um 11%-Punkte auf 48% reduziert.
  • Der Anteil derjenigen Studenten, die weiterhin gedruckte Bücher bevorzugen, hat sich in dem beobachteten Zeitraum nur wenig verändert (2008: 46% / 2011: 44%).
  • Die Verfügbarkeit von elektronischen Büchern in Bibliotheken nimmt weiter zu. 2008 haben noch 17% der von den Studenten besuchten Bibliotheken keine digitalen Bücher angeboten. 2011 waren dies nur mehr 10%.
  • Auch verbessert hat sich die Lesbarkeit der E-Books. Lediglich 8% (2008: 14%) sagen, dass E-Bücher schwierig zu lesen seien.
  • Bevorzugte Recherchequellen im Rahmen ihrer Ausbildung sind für Studenten in der Reihenfolge der am meisten genutzten Quellen: Google und andere Suchmaschinen (85%), gedruckte Bücher (79%), elektronische Bücher (74%), gedruckte Lehrbücher (73%), elektronische Nachschlagwerke wie Online-Wörterbücher oder Enzyklopädien (72%), Online-Datenbanken wie ProQuest, LexisNexis, etc. (69%), elektronische Zeitschriften (69%), gedruckte Nachschlagwerke (60%), Google Scholar (56%) und Wikipedia (56%). Soziale Plattformen wie Facebook kommen hier erst auf 16%.
  • Bei der Vertrauenswürdigkeit der enthaltenen Informationen führen gedruckte Bücher (92%), vor E-Books (89%) und gedruckten Lehrmaterialien (89%). Die Studenten von heute sind im Widerspruch zu oft gehörten Vorurteilen durchaus in der Lage zu erkennen, welche Quellen qualitativ-hochwertige Informationen enthalten. Google und andere Suchmaschinen kommen hier im Vergleich auf lediglich 54%. Soziale Medien liegen sogar mit 11% an letzter Stelle dieser Auswertung.
  • Für die Bestimmung, welche Informationsressource vertrauenswürdig ist, stützen die Studenten sich hauptsächlich auf die Empfehlungen von Ausbildern, Bibliothekaren oder von bekannten Verlagen. Informationskompetenz-Schulungen können also sehr wohl etwas bewirken. Von daher verwundert es auch nicht, dass 57% der Studenten Schulungen zum richtigen Auffinden von Informationen und ihren Quellen als sehr wichtig einstufen. Nur 7% stufen diese als überhaupt nicht wichtig ein.
  • In der Zusatzbefragung zum Thema „Soziale Medien“ haben 41% der Studenten angegeben, dass sie solche Plattformen auch für ihre Forschungsarbeiten verwenden. Knapp 59% verneinen die Nutzung von sozialen Medien in einem akademischen Umfeld. Einer der Gründe für diese Nichtnutzung ist, dass die sozialen Websites als unzuverlässige Informationsressourcen angesehen werden.
  • Vorbehalte gibt es auch bei der Kommunikation mit anderen Wissenschaftlern, Fakultätsmitarbeitern und Bibliothekaren. So sagen knapp zwei Drittel der Studenten, dass sie mittels sozialen Medien wahrscheinlich keine Rechercheanfrage stellen würden.

Studenten an Universitäten und Hochschulen mögen vielleicht nicht repräsentativ für die allgemeine Bevölkerung sein, trotzdem deuten die vorliegenden Umfrageergebnisse darauf hin, dass E-Books für diese Usergruppe bereits fast genau so relevant sind wie gedruckte Bücher. Der Einsatz von sozialen Medien stößt dagegen auf Skepsis bei den Studenten. Hauptgründe hierfür sind, dass solche Plattformen nicht für seriöses wissenschaftliches Arbeiten konstruiert wurden und Studenten zudem Vorbehalte haben, persönliche Informationen über diese Kommunikationskanäle mit wissenschaftlichen Mitarbeitern und Informationsspezialisten auszutauschen.

 

Quellen:
McKiel, Allen W.: “ebrary 2011 Global Student E-book Survey“; online verfügbar unter http://site.ebrary.com/lib/surveys/docDetail.action?docID=80076107

McKiel, Allen W.: „ebrary 2011 Global Student eBook Survey – Social Media Addendum“; February 2012, online zugänglich unter http://site.ebrary.com/lib/surveys/docDetail.action?docID=80079260

Mehr zum Thema:

Zukunft der Statistik

Die Kommission Zukunft Statistik (KomZS), eingerichtet vom Statistischen Bundesamt, hat ihren Abschlussbericht am 16. Januar 2024 vorgelegt. Unter der Leitung von Dr. Walter Radermacher, ehemaliger Präsidenten des Statistischen Bundesamtes und Generaldirektor von...

Warum Bücherklauen aus der Mode gekommen ist

In australischen Bibliotheken herrscht Ungewissheit über das Ausmaß von gestohlenen oder verloren gegangenen Medien, wie der Bibel oder DVDs, da diese nur selten erfasst werden. Zudem haben viele Bibliotheken Mahngebühren abgeschafft. Eine Besonderheit sind...