Fünf Trends für die Informationsgesellschaft
Datum: 3. Dezember 2013
Autor: Erwin König
Kategorien: Kurz notiert

Der Weltbibliotheksverband IFLA hat den neuesten IFLA-Trendbericht veröffentlicht, der sich mit dem Wandel unserer Informationsumwelt beschäftigt. Insgesamt sind von dem Verband fünf wichtige Trends identifiziert worden, die die Entwicklung unserer Informationsgesellschaft in den nächsten Jahren bestimmen werden. Abgestützt auf diesen Erkenntnissen soll dies Informationseinrichtungen dabei helfen, ihre Rolle in einer sich verändernden Gesellschaft zu finden.

 

Die 5 identifizierten Haupttrends sind:

  • Neue Technologien werden den Zugang zu Informationen sowohl erweitern als auch einschränken.

Die weiterhin zunehmende Explosion von digitalen Daten und Inhalten bedeutet auf der einen Seite, dass Informationskompetenz einen noch höheren Wert bekommen wird. Menschen, denen solche Kenntnisse dagegen fehlen, werden sich Barrieren in immer mehr Bereichen gegenübersehen.

 

  • Online-Bildung wird das weltweite Lernen sowohl demokratisieren als auch spalten.

Neue Entwicklungen wie Online Open Education Resources (OER), Massive Open Online Courses (MOOCs), adaptive Lernsysteme und verspieltes Lernen ("gamified learning") werden global die Bildungslandschaft in den nächsten 10 Jahren einschneidend verändern. So werden in der nahen Zukunft mehr Menschen Online-Kurse besuchen, als es gesamthaft heute Studenten in allen Hochschulen dieser Welt gibt. Vorangetrieben durch den schnellen technologischen Wandel werden die digitalen Möglichkeiten des lebenslangen Lernens in einer immer stärker globalisierten Welt in Zukunft immer mehr Bedeutung erlangen. Schließlich werden zukünftig die Arbeiter – öfter als dies heute bereits der Fall ist – sich fortlaufend neue Fähigkeiten und Wissen während ihres Arbeitslebens aneignen müssen.

 

  • Die Grenzen der Privatsphäre und des Datenschutzes werden neu definiert.

Tatsache ist – unabhängig von der fragwürdigen Sammelwut einiger Geheimdienste –, dass staatliche Stellen und private Unternehmen heute immer mehr Daten von uns speichern. Dies ermöglicht die Erstellung von ausführlichen Online-Profilen von Einzelpersonen. Gleichzeitig werden fortgeschrittene Beobachtungsmethoden sowie die Filterung von Kommunikationsdaten dafür sorgen, dass die Online-Verfolgung von Internetnutzern in der Zukunft wesentlich billiger wird und einfacher zu machen sein wird, als dies heute möglich ist. Dies wird in den nächsten Jahren schwerwiegende Folgen für die Privatsphäre des Einzelnen als auch allgemein für die Online-Welt nach sich ziehen.

 

  • Hochvernetzte Gesellschaften werden sich sowohl von neuen Stimmen und Gruppierungen leiten lassen, sowie auch selbst eigene hervorbringen.

Forscher gehen davon aus, dass sich das digitale Datenvolumen auf dieser Welt alle zwei Jahre verdoppelt. Technologien, die diese Datenmengen verarbeiten können, ermöglichen bessere Kommunikation und gemeinsame Handlungen. Dies hat grundsätzlich positive wie auch negative Folgen für Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.  Zu den positiven zählen zunehmende Bürgerbeteiligung und gewerbliche Haftung. Zu den negativen Auswirkungen gehören z.B. die missbräuchliche Anwendung durch Cyberkriminelle, Terroristen und extremistische Netzwerke.

 

  • Die globale Informationswelt wird durch neue Technologien transformiert werden.

Die Verbreitung von stark vernetzten mobilen Endgeräten, Netzwerk-Sensoren in Geräten und Infrastruktur, der 3D-Druck sowie Übersetzungstechnologien werden die globale Informationsgesellschaft grundlegend umformen. Die bestehenden Geschäftsmodelle in vielen Branchen werden dadurch gleichfalls in Frage gestellt, da völlig neue und innovative Geräte und Dienste entstehen werden.

 

Keine Frage, die digitale Zukunft steht vor der Tür. Neue Informationstechnologien werden zukünftig ohne Zweifel die weltweite Informationswirtschaft noch stärker verändern, als es Google, Facebook, Smartphones oder Tablets heute auch nur erahnen lassen. Sie sind nur die ersten Vorläufer einer noch viel gewaltigeren Technologiewelle in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Gerade für Informationsspezialisten, die als Mittler zwischen Benutzer und Technologien agieren, ist es unverzichtbar, sich mit neuen technologischen Entwicklungen zu beschäftigen. Dieser Bericht zeigt aber auch auf, dass der in den letzten Jahren in Informations- und Bibliothekskreisen etwas arg strapazierte Begriff der Informationskompetenz nicht nur ein Modewort bleiben wird. In einer immer stärker digitalisieren Welt riskieren diejenigen ohne entsprechende Informationskompetenzen zurückzubleiben. Ob Informationsspezialisten allerdings hier eine entscheidende Rolle spielen können, um diesen drohenden Informationsgraben zuzuschütten, ist noch sehr unsicher.

 

Quelle:

"Riding the Waves or Caught in the Tide?"; Insights from the IFLA Trend Report, Oktober 2013, http://trends.ifla.org/insights-document

 

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