Editorial 04-2012
Datum: 11. Juni 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Editorial

Editorial 04-2012

Liebe Leserinnen und Leser,

Editoriales ist schon fast ein Fluch, dass der quantitative und qualitative Nutzennachweis von Bibliotheken und ihren Dienstleistungen so schwer fällt. Dabei haben es schon viele Bibliothekarinnen und Bibliothekare versucht: Einige gezwungenermaßen, weil der Unterhaltsträger Deckungsbeiträge sehen möchte und die Bibliothek nicht als Selbstzweck erhalten will, andere freiwillig, weil es Argumente und Zahlen braucht, in einer Zeit der knappen öffentlichen Kassen und des stärker werdenden Wettbewerbs in Kultur und Wissenschaft. In einer outputorientierten Wissenschaft darf es auch in Bibliotheken keinen Leerlauf mehr geben und keine Gefälligkeiten für den ein oder anderen „Lieblingsprofessor“, im Gegenteil, das Verhältnis von Aufwand und Nutzen rückt zunehmend auch bei öffentlich finanzierten Einrichtungen in den Vordergrund.

Und trotzdem sind die meisten Versuche bislang gescheitert: Nackte Nutzungszahlen von Bestand und Lesesälen etwa spiegeln nur einen Teil der Dienstleistung, nicht quantifizierte  allgemeine „Softfaktoren“ wie Bedeutung für Wissenschaft, Lehre und Gesellschaft  überzeugen heute niemanden mehr.

Und so ist es hilfreich, dass sich Carol Tenopir ausführlich Gedanken gemacht hat, welche quantitativen und qualitativen Kennzahlen -  erhoben im richtigen Methodenmix - doch noch zu einem nachweisbaren Nutzen führen können. Also Pflichtlektüre für alle, deren Informationseinrichtung nicht durch Gesetze garantiert ist!

Denn viel Geld  wird etwa in Big Deals ausgegeben für die Beschaffung großer umfangreicher Zeitschriftenpakete im Rahmen von National- und Allianzlizenzen. Ein gutes Gefühl, viel und breit anbieten zu können, sagen die einen, Geldverschwendung für nicht benötigte Ware, sagen die anderen.  Ist der vielgelobte Cross-Access am Ende doch nur ein gutes Geschäft für die Verlage?

Fünf spanische Universitätsbibliotheken wurden in einer Studie auf Sinn und Zweck ihrer Big Deals hin untersucht und man fand Erstaunliches…

Die Library Essentials geben Ihnen auch in dieser Ausgabe Antworten auf drängende Fragen unserer Zeit.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und hilfreiche Einsichten für Ihren beruflichen Alltag

Ihr Rafael Ball

Über Rafael Ball

Rafael Ball studierte die Fächer Biologie, Slawistik und Philosophie an den Universitäten Mainz, Warschau und Smolensk. 1994 wurde er am Institut für Allgemeine Botanik der Universität Mainz zum Dr. rer. nat. promoviert. Bekannt ist er für seine Ideen zur Bibliothek der Zukunft, zur Wissenschaftskommunikation und zur heutigen Rolle des gedruckten Buches. Er ist außerdem Chefredakteur der Zeitschrift B.I.T.online.