Business Information Survey 2012
Datum: 11. Juni 2012
Autor: Erwin König
Kategorien: Fachartikel

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Zum bereits 22. Mal hat die Fachzeitschrift Business Information Review ihre jährliche Befragung von britischen Information Professionals durchgeführt. Der "Business Information Survey" ist damit die wohl weltweit am längsten laufende Untersuchung zur Lage von Informationseinrichtungen in einem unternehmerischen Umfeld. Wie in den Vorjahren auch, wurde anhand von ausführlichen Interviews eine kleine, aber feine Auswahl von britischen Infoprofis zu ihren Eindrücken und Erwartungen der aktuellen Lage befragt. Die diesjährigen Ergebnisse weisen insgesamt auf eine langsame Stabilisierung bei Budgets und Mitarbeiterbeschäftigung in Firmenbibliotheken, Informationscentern und Dokumentationsstellen hin.

Im Laufe der Zeit hat sich diese Untersuchung thematisch deutlich verändert und spiegelt so auch immer die dynamische Entwicklung der vergangenen Jahre wider. In den 1990er-Jahren standen hauptsächlich die verschiedenen Arten und Kategorien von Wirtschaftsinformationen, wie Unternehmensinformationen, Wirtschaftsnachrichten, Marktforschung oder Länderberichte im Blickpunkt des Interesses. Diese Art der Erhebung wurde in der nachfolgenden Ära der elektronischen Wirtschaftsinformationen durch das Aufkommen von Aggregatoren und anderen Datendiensten zunehmend überflüssig. Schließlich boten diese neuen Informationsanbieter ein Sammelsurium all dieser einzelnen Informationsarten an, so dass die bisher vorgenommene einfache Einteilung der Informationsangebote nach Kategorien und Ranglisten nicht mehr viel Sinn machte.

Aber nicht nur die Untersuchungsgegenstände haben sich über die Jahre gewandelt. Auch die gewählten Befragungs-methoden wurden an die jeweils aktuellen Rahmenbedingungen angepasst und haben sich somit inzwischen mehrfach verändert. Bis 2005 wurde die Studie in Form einer offenen Umfrage mittels Fragebogen unter allen Abonnenten der Business Information Review durchgeführt. Diese Methode führte über die Jahre zu immer weniger aussagekräftigen und repräsentativen Resultaten, da der Anteil an Umfrageteilnehmern aus Infocentern in Unternehmen immer geringer geworden ist. Zudem wiederholten sich die Ergebnisse immer öfter.

Aus diesem Grund entschloss man sich, zu vertieften Interviews mit einer Auswahl an ausgewiesenen Infoprofis aus einem unternehmerischen Umfeld über zu gehen. Dies hat auch den Vorteil, wesentlich detailliertere Einblicke in die Aufgaben und Anforderungen von diesen Informationsspezialisten zu erhalten. So wurde der frühere statistisch-quantitative Ansatz, d.h. welche Datenbank wird am häufigsten benutzt, zugunsten von mehr qualitativen Themen gekippt. Im Vordergrund steht heute die Frage, ob und welche Veränderungen es bei Strategien, Praktiken und Verfahren gibt. Aufgrund der relativ kleinen Teilnehmer-Stichprobe beansprucht der Business Information Survey auch keinerlei statistische Repräsentativität der Studienergebnisse für sich. Was den Wert dieser Umfrage aber keineswegs schmälert, da man hier Insider-Informationen erhält, die nur schwer anders zu beschaffen sind.

In der diesjährigen Umfrage wurden gesamthaft 22 Informationseinrichtungen genauer befragt und analysiert. Die Teilnehmer kommen zu 27% aus der Bankenbranche, 23% aus dem Rechtsbereich, 14% aus der Pharmaindustrie sowie aus den Branchen Chemie, Unternehmens-Dienstleistungen, verarbeitende Industrie, Energie und Beratung.

Nachfolgend die wichtigsten Aussagen und Resultate aus dieser Umfrage:

  • Die Budgets der Informationseinrichtungen haben sich im letzten Jahr stabilisiert und verbleiben 2012 ungefähr auf dem Vorjahresniveau.
  • Bei der Frage nach der organisatorischen Eingliederung der Bibliotheks- und Informationsdienste in ihre Unternehmen lässt sich kein konkreter Trend feststellen. Spürbare Auswirkungen hatten aber z.B. die diversen Unternehmenszusammenschlüsse der vergangenen Jahre. Diese scheinen für die meisten Informationsabteilungen aber eher positive Folgen zu haben, da diese nun enger in das Tagesgeschäft integriert werden.
  • Bei der Frage, ob sich die Rolle des eigenen Informationscenter in den letzten drei Jahren verändert hat, wird u.a. ein Trend hin zu mehr Effizienz, d.h. die Beseitigung von doppelten und unnötigen Arbeiten, beobachtet.
  • Es lässt sich ein Trend hin zur verstärkten Integration von externen und internen Informationen feststellen.
  • Mobile Endgeräte werden auch in einem unternehmerischen Umfeld immer wichtiger für die Mitarbeiter. Daraus abgeleitet entsteht durch die Kundenbedürfnisse auch eine wachsende Nachfrage nach spezifisch angepassten Informationsangeboten und -diensten für mobile Anwendungen.
  • Die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern und den Abteilungen innerhalb eines Unternehmens hat sich in den letzten Jahren spürbar verbessert. Gründe hierfür sind Software wie SharePoint, die Beseitigung von Informationsinseln sowie der Aufbau praxisorientierter Communities.
  • Die Erhaltung des intellektuellen Humankapitals eines Unternehmens, selbst bei Fusionen, rückt immer öfter in den Vordergrund.
  • Die von den Information Professionals angebotenen Dienstleistungen wandeln sich zunehmend. Dies ist in erster Linie der Einführung von neuen, innovativen und proaktiven Dienstleistungen zu verdanken.
  • Gleichzeitig verändern sich die Beziehungen zu den Informationsanbietern dramatisch. Dies betrifft z.B. die Lizenzierung von Inhalten sowie Verhandlungs- und Supportfragen. Während die Anbieter versuchen, die Preise in diesen finanziell schwierigen Zeiten zu erhöhen, wird auf Seiten der Infocenter versucht, neue flexiblere Verträge auszuhandeln.
  • Die Möglichkeit zu Outsourcing und/oder Offshoring von Informationsdienstleistungen werden von den Informationscentern zunehmend genutzt. Diese Vorgehensweise geschieht hauptsächlich um Kosten einzusparen. Inzwischen ist das Outsoucing/Offshoring-Modell soweit ausgereift, dass es nun zu den Standardstrategien von Infocentern gehört, um den Einsparungsdruck begegnen zu können.

Abschließend noch ein Blick auf die wichtigsten strategischen Prioritäten der Informationsdienste, die gleichzeitig einen guten Ausblick auf die kommenden Herausforderungen geben:

  • Größere Effizienz, um schnellere und flexiblere Antworten liefern zu können.
  • Verbesserung der Wissensteilung innerhalb der eigenen Organisation, um die internen Informationssilos zu beseitigen.
  • Verbesserung des Arbeitsflusses mittels Bereitstellung verschiedener Tools.
  • Einen größeren Intranet-Auftritt der Informationsabteilung aufbauen, inklusive Online-Schulungsmöglichkeit für die User.
  • Überprüfen der bestehenden Praktiken beim Content-Kauf, inklusive der Berücksichtigung rechtlicher Fragen und Lizenzierungsprobleme.
  • Anbieten von quantitativ mehr und aufeinander abgestimmten Marktdaten. Das Gleiche gilt für Brancheninformationen.
  • Verbessern des bestehenden Alert-Systems, indem die Anzahl der Meldungen verringert, aber die Verteilung ausgeweitet wird.
  • Anbieten von zusätzlichen Mehrwert bringenden Recherchen, die gezielt auf die Geschäftstätigkeit des eigenen Unternehmens abgestimmt sind.
  • Mehr machen, mit weniger Mitteln.
  • Ein besseres Verständnis des Nutzerverhaltens bekommen, um diese vor einem Übermaß an Informationen zu bewahren.
  • Anbieten von Werkzeugen für die User, damit diese ihre Daten besser in den Arbeitsprozess integrieren können.
  • Und schlussendlich wieder einmal, den Wert für das eigene Unternehmen zu demonstrieren! Information Professionals müssen unbedingt bessere Vermarkter in eigener Sache werden.

Quelle:Foster, Allan: "Let's integrate - information services, content, technologies and collaboration: The Business Information Survey 2012"; in: Business Information Review, 2012, Vol. 29, No. 1, 9-28

Zum bereits 22. Mal hat die Fachzeitschrift Business Information Review ihre jährliche Befragung von britischen Information Professionals durchgeführt. Der "Business Information Survey" ist damit die wohl weltweit am längsten laufende Untersuchung zur Lage von Informationseinrichtungen in einem unternehmerischen Umfeld. Wie in den Vorjahren auch, wurde anhand von ausführlichen Interviews eine kleine, aber feine Auswahl von britischen Infoprofis zu ihren Eindrücken und Erwartungen der aktuellen Lage befragt. Die diesjährigen Ergebnisse weisen insgesamt auf eine langsame Stabilisierung bei Budgets und Mitarbeiterbeschäftigung in Firmenbibliotheken, Informationscentern und Dokumentationsstellen hin.

Im Laufe der Zeit hat sich diese Untersuchung thematisch deutlich verändert und spiegelt so auch immer die dynamische Entwicklung der vergangenen Jahre wider. In den 1990er-Jahren standen hauptsächlich die verschiedenen Arten und Kategorien von Wirtschaftsinformationen, wie Unternehmensinformationen, Wirtschaftsnachrichten, Marktforschung oder Länderberichte im Blickpunkt des Interesses. Diese Art der Erhebung wurde in der nachfolgenden Ära der elektronischen Wirtschaftsinformationen durch das Aufkommen von Aggregatoren und anderen Datendiensten zunehmend überflüssig. Schließlich boten diese neuen Informationsanbieter ein Sammelsurium all dieser einzelnen Informationsarten an, so dass die bisher vorgenommene einfache Einteilung der Informationsangebote nach Kategorien und Ranglisten nicht mehr viel Sinn machte.

Aber nicht nur die Untersuchungsgegenstände haben sich über die Jahre gewandelt. Auch die gewählten Befragungs-methoden wurden an die jeweils aktuellen Rahmenbedingungen angepasst und haben sich somit inzwischen ...

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